Schnelltest für 60 Euro - Berlins erster privater Corona-Drive-In startet in Mitte

Mi 29.04.20 | 07:22 Uhr | Von Hendrik Schröder
Ein Drive-In-Zelt für Coronavirus-Schnelltests in Berlin. Quelle: dpa/Abdulhamid Hosbas
Audio: Inforadio | 29.04.2020 | Hendrik Schröder | Bild: dpa/Abdulhamid Hosbas

Nicht nur Berliner Gesundheitsämter haben Teststationen im Freien eingerichtet, auch eine private Arztpraxis in Mitte bietet ab Mittwoch Corona-Tests per Drive-In. Das Angebot ist umstritten: Kritiker sprechen von Geschäftemacherei. Von Hendrik Schröder

Der erste private Coronatest-Drive-In in Berlin nimmt am Mittwoch den Betrieb auf. Zu finden ist er auf einem Parkplatz neben der Brandenburger Landesvertretung in Mitte. Die Aufregung im Vorfeld war groß: Denn hier kann sich jedermann gegen Bezahlung auf Antikörper des Coronavirus testen lassen. Das Angebot kommt von einem Ärztehaus in Berlin-Mitte. Nicht nur manche Medien, sondern auch Berliner Politiker reagierten mit teils heftiger Kritik an den kommerziellen Tests.

Ein Test, der nicht alles erkennt

Der Corona-Drive-In ist ein weißes Zelt auf einem Parkplatz in der Nähe der Mall of Berlin. Kritiker sagen, hier würden Menschen für Abstriche zahlen, die sie nicht brauchen - und damit Laborkapazitäten unnötig blockieren.

Tatsächlich aber werden in dem Drive-In keine Abstriche gemacht, sondern Bluttests, die noch vor Ort ausgewertet werden. Mit diesen Bluttests würde man auch keine akute Erkrankung testen wie bei den Abstrichen. Vielmehr werde festgestellt, ob der Patient vielleicht schon infiziert war, sagt Sebastian Pfeiffer, Facharzt für Labormedizin und verantwortlich für das Projekt. "Dieser Schnelltest funktioniert so ähnlich wie ein Schwangerschaftstest. Damit kann man sehen, ob Antikörper da sind oder nicht." Solche Bluttests zum Nachweis einer bereits überstandenen Covid-19-Infektion sind fachlich allerdings umstritten. Sie seien oft zu ungenau, die Fehleranfälligkeit sei meist hoch und sie könnten Patienten in falscher Sicherheit wiegen, heißt es von vielen Medizinern.

Ob man Antikörper gegen Covid-19 oder gegen ein anderes Coronavirus in sich trägt, erkennt der Test nämlich nicht -  auch nicht, ob der Patient sich vielleicht gerade erst vor wenigen Tagen angesteckt hat. Antikörper sind frühestens nach einer Woche nachweisbar. Die Nachfrage nach diesen Tests sei derzeit aber dennoch so hoch, dass man in den Praxisräumen des Ärztehauses nicht mehr nachkomme, sagt Labormediziner Pfeiffer. So sei die Idee mit dem Zelt und dem Drive-In entstanden. "Das war einzig und allein der Grund, warum wir gesagt haben, wir müssen das in irgendeinen anderen Bereich auslagern, wo wir die Abstandsregelung dann einhalten können."

Test kostet 60 Euro

Gesetzliche Krankenkassen zahlen für diesen Test allerdings nicht, der Patient muss selbst die Kosten von 60 Euro übernehmen. Reich würde er damit nicht werden, sagt Mediziner Pfeifer. Den Vorwurf, er würde die Angst der Menschen vor Corona kommerziell ausnutzen, weist er zurück. Er müsse eine Fachangestellte bezahlen, den Platz mieten und Schutzkleidung kaufen. Zudem habe er entgegen der Medienberichte das Gesundheitsamt frühzeitig über das Vorhaben informiert und anonymisierte Daten über die Ergebnisse angeboten, um zur Erhebung des Durchseuchungsgrades in der Bevökerung beizutragen.

Sendung: Inforadio, 29.04.2020, 8 Uhr

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Beitrag von Hendrik Schröder

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Antwort auf [Anja] vom 29.04.2020 um 19:39
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