Corona-Behandlungszentrum - "Das ist für Berlin eine insgesamt beachtenswerte Leistung"

Mi 15.04.20 | 20:59 Uhr | Von Nina Amin
Corona-Klinik, Aufbauarbeiten. (Quelle: rbb/N. Amin)
Inforadio | 15.04.2020 | Nina Amin | Bild: rbb/N. Amin

Berlins größtes Corona-Behandlungszentrum entsteht auf dem Messeglände. Gesundheitspolitiker zeigten sich am Mittwoch beeindruckt vom Stand. Doch es wurden auch Zweifel laut, ob noch mehr Kraft in die temporäre Klinik gesteckt werden sollte. Von Nina Amin

In Halle 26 werden die Trennwände für künftige Patientenzimmer aufgebaut. 500 Menschen könnten hier versorgt werden. Projektleiter Albrecht Broemme, der im Auftrag des Senats das Corona-Behandlungszentrum innerhalb kürzester Zeit an den Start bringen soll, ist zuversichtlich: "Ende April werden wir es schaffen. Und wenn man denkt, dass man das dann in fünf Wochen von Null auf Jetzt geschafft hat - das ist für Berlin eine insgesamt beachtenswerte Leistung, die man so nicht immer kennt."

"Krankenhäuser stehen mit einem weinenden Auge daneben"

Am Mittwoch informierte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) die Abgeordneten des Gesundheitsausschusses über den Baufortschritt. Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Albers (Linke) zeigte sich dabei vom Stand der Arbeiten ebenfalls beeindruckt. Allerdings hat der pensionierte Chirurg seine Zweifel, dass die umfunktionierte Messehalle je gebraucht wird. Bislang seien die Zahlen der am Coronavirus erkrankten Patienten auf den Intensivstationen überschaubar, sagte Albers am Mittwoch. Viele Berliner Krankenhäusern hätten noch ausreichend Kapazitäten, um mehr Erkrankte zu versorgen.

Sicher sei es wichtig einen Plan B zu haben, sagte Albers. Trotzdem müsse man auch schauen, dass dieser Plan B das Land viel Geld koste, "das an anderer Stelle fehlt", sagt Albers. Krankenhäuser würden seit Jahren "auf ausreichende Finanzierung" warten. "Plötzlich sind 92,5 Millionen Euro da. Unsere Krankenhäuser stehen immer mehr mit einem tränenden Auge daneben, wenn sie das sehen", zeigte sich der Politiker überzeugt.

Opposition will Lage neu bewerten

Die oppositionelle CDU-Fraktion hat die Entscheidung für das Corona-Krankenhaus auf dem Messegelände mitgetragen. Allerdings, so deren gesundheitspolitischer Sprecher Tim-Christopher Zeelen, sollte man spätestens vor dem geplanten Umbau der zweiten Messehalle die Lage neu bewerten.

"Momentan erleben wir, dass wir ein bisschen Zeit geschenkt bekommen haben", sagte Zeelen. Es sei ein gutes Zeichen, dass sich die Verdopplungszahl bei neuen Corona-Infektionen deutlich verlängert habe. Jetzt sei der Punkt erreicht, an dem gemeinsam mit den Kliniken geklärt werden müsse, ob Berlin 300 weitere Betten in der Messe aufbauen sollte oder "in die bestehende Krankenhauslandschaft investiert".

Gesundheitssenatorin hält am Plan fest

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hält es hingegen nach wie vor für richtig, am Messestandort Kapazitäten für bis zu 1.000 Patienten vorzuhalten. Niemand wisse, wie sich die Epidemie in den nächsten Monaten entwickeln werde, sagte sie dem rbb: "Dieses Behandlungszentrum ist als Reservekrankenhaus nur dafür gedacht, falls alle Kapazitäten in allen Krankenhäusern überlaufen."

Sollte es nicht - oder nicht - mehr gebraucht werden, würde das Corona-Behandlungszentrum so bald wie möglich wieder abgebaut werden.

Video: Abendschau | 15.04.2020 | Max Kell

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Beitrag von Nina Amin

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Antwort auf [Anne] vom 16.04.2020 um 08:08
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