Häufung von Corona-Infektionen - Neue Leitung nimmt Arbeit am Klinikum Ernst von Bergmann auf

Sa 25.04.20 | 13:13 Uhr
Ein Notarztwagen fährt am Bergmann-Klinikum vor
Bild: picture alliance / Andreas Franke

Ungewöhnlich viele mit Corona infizierte Mitarbeiter, versäumte Meldepflichten: Mit der Folge, dass am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann ein Aufnahmestopp verhängt werden musste. Nun soll eine neue Geschäftsleitung das Ruder herumreißen.

Nach einer Häufung von Infektionen mit dem neuartigen Cornavirus im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann hat am Samstag die neue Leitung ihre Arbeit aufgenommen. Zuvor waren die beiden bisherigen Geschäftsführer beurlaubt worden. Nun wird eines der wichtigsten Krankenhäuser Brandenburgs von Hans-Ulrich Schmidt und Tim Steckel geführt. Sie übergaben der Landesregierung einen ersten Zwischenbericht, der nun geprüft werde, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit.

Zuvor hatte die ehemalige Klinikleitung Versäumnisse eingeräumt. "Im Zeitraum vom 13. bis 26. März ist im Klinikum Ernst von Bergmann eine kritische Entwicklung im Rahmen der Corona-Pandemie nicht ausreichend erkannt worden", teilte die Geschäftsführung im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit. "Dabei sind tatsächlich nachgewiesene und registrierte Infektionen bei einzelnen Mitarbeitern nicht in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht und tiefgreifend analysiert worden", hieß es weiter.

Dies betreffe insbesondere die Abteilungen Nephrologie (Nierenkrankheiten), Urologie, Geriatrie und Allgemeinchirurgie. "Damit hätten im Rückblick unter Umständen noch fundiertere Entscheidungen getroffen werden können", räumte die abgesetzte Klinikleitung ein. "Die Geschäftsführung bedauert dies sehr."

Untersuchungskommission soll Vorgang aufklären

Die neue Spitze will mit der Beratungsagentur Kienbaum ein Konzept zur Wiederaufnahme des Betriebs vorlegen. Seit 1. April gilt ein Aufnahmestopp für neue Patienten außer für Notfälle. Die Klinik soll in drei Bereiche aufgeteilt werden: in coronafreie Stationen (weiß), solche mit Verdachtsfällen (grau) und mit Infizierten (schwarz).

Seit Mitte März hatten sich Corona-Infektionen in dem Klinikum gehäuft. Das Krankenhaus versorgt in Brandenburg rund eine halbe Million Menschen. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) kritisierten in einem Bericht unter anderem, dass Umzüge ganzer Stationen die Virusübertragung begünstigt haben könnten. Das RKI schlug vor, das Bergmann-Klinikum in ein auf Coronavirus spezialisiertes Krankenhaus zu machen - was die Stadt Potsdam aber ablehnte.

Bis vergangenen Freitag starben 40 Corona-Patienten an der Klinik, zuletzt eine 84 Jahre alte Patientin. Derzeit werden dort 41 Corona-Patienten versorgt. Eine unabhängige Kommission soll den Ausbruch untersuchen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft unter anderem, ob sich drei leitende Ärzte und die nun beurlaubten Geschäftsführer strafbar gemacht haben. Dabei geht es um Meldepflichten.

Lage auch in Bernauer Klinik ernst

Ein weiterer Corona-Schwerpunkt im Land ist die Brandenburgklinik in Bernau (Landkreis Barnim). Dort waren laut Kreis 72 Patienten und 60 Mitarbeiter infiziert. Von den infizierten Patienten starben elf, die schwere Vorerkrankungen gehabt hätten.

Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus berichtete am Samstag nur von einem Corona-Patienten. Die Stadt führt die geringe Zahl auf das Krisenmanagement in der Klinik und auf die Einschränkungen im öffentlichen Leben zurück.

Sendung: radioeins, 25.04.2020, 12:00 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um eine Antwort zu verfassen.

Antwort auf [Frede] vom 25.04.2020 um 14:45
Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Haus der Offiziere. (Quelle: rbb)
rbb

Prachtbau in Wünsdorf - Neues Leben im Haus der Offiziere?

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski