Viel Zeit, kein Stress - Zehn gute Seiten an der Corona-Krise

Di 21.04.20 | 10:29 Uhr | Von Lisa Schwesig
Ein Regenbogen aus Folie hängt an einem Fenster (Bild: imago images/Kieran Cleeves)
Bild: imago images/Kieran Cleeves

Kita zu, Kneipe dicht, Klopapier alle: In der Corona-Krise gibt es zahlreiche Bereiche im öffentlichen und privaten Bereich der Menschen, die zu Frust, Not und Ängsten führen. Doch es gibt auch positive Aspekte des Lockdown. Lisa Schwesig hat zehn gefunden.

1. Sauberere Luft

Einer Auswertung von Daten des europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-5P zufolge, die die Zeitschrift "Wirtschaftswoche" in der vergangenen Woche vorgenommen hat, ist die Schadstoffbelastung in Deutschland durch die Corona-Krise zurückgegangen. Demnach sind in der Atmosphäre über Deutschland und Mitteleuropa weniger extreme Stickstoffstoffdioxid-Werte gemessen worden. Auch eine Datenanalyse des Koninklijk Nederlands Meteorologisch Instituut, auf das sich die Europäischen Raumfahrtagentur Esa bezieht, zeigt eindrücklich einen Rückgang der NO2-Werte über Mittel- und Südeuropa im Vergleich von März bis April 2020 zum Vorjahreszeitraum.

2. Ruhe statt Fluglärm

Vor allem Bewohner und Bewohnerinnen in den Berliner und Brandenburger Einflugschneisen spüren es: Der Flugverkehr hat durch die Reisewarnungen und den Appell zur Beschränkung auf notwendige Reisen deutlich abgenommen. Laut Flughafen Berlin-Brandenburg ging der Flugverkehr im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 95 Prozent zurück. Derzeit sind spürbar weniger Passagier- und Frachtmaschinen im Luftraum über Berlin und Brandenburg unterwegs, wie Daten von "Flightradar" [flightradar24.de] zeigen. Das macht es deutlich ruhiger in normalerweise durch Fluglärm belasteten Wohngebieten.

3. Go statt Stop

Viele arbeiten derzeit aus dem Homeoffice. Das bedeutet auch, dass der Verkehr auf den Straßen nicht nur gefühlt erheblich reduziert ist. Betrachtet man bei Google Maps die aktuelle Verkehrslage im Vergleich zur sonst üblichen, fällt auf, dass viele Bereiche grün markiert sind, der Verkehr also fließt. Unter normalen Umständen ist der gesamte Berliner Innenstadtbereich zur Rush-Hour orange bis rot markiert. Wer also derzeit mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs ist, dürfte sich schneller fortbewegen können als sonst.

4. Regional statt global

Viele Geschäfte und Lokalitäten in Kiezen und Gemeinden bieten in der Corona-Krise einen Lieferservice für Speisen und andere Waren an. Was man beim Schaufensterbummel erspäht hat, kann man bei manchem Anbieter direkt via Aushang im Fenster per Telefon oder E-Mail bestellen. Kleinere Läden verkaufen zudem Kleidung, Einrichtungsgegenstände oder sonstige Dinge auch auf Facebook oder Instagram.

Außerdem verkaufen manche Cafés und Restaurants direkt aus dem Ladenfenster heraus oder bieten beispielsweise eine virtuelle Tasse Kaffee an, die nach dem Lockdown getrunken werden kann. Auch die Portale "Helfen.Berlin" [helfen-shop.berlin] und "Brandenburghelfen" [brandenburghelfen.de] vertreiben Gutscheine für kleinere Betriebe, die später eingelöst werden können. Die Betreiber halten so einen Teil ihrer Einnahmen aufrecht - und die Vorfreude beim Kunden auf die Zeit nach der Krise steigt.

5. Voulez vous …

Die Corona-Krise ist die Zeit der Online-Kurse. Ob Yoga, Stricken oder Französisch: Diverse Anbieter geben aktuell Kurse in zahlreichen Fertigkeiten und zu einem geringeren Preis, als man unter normalen Umständen zahlen würde, oder sogar kostenfrei - darunter auch die Berliner Volkshochschulen [vhsit.berlin.de]. Wer bisher für den langersehnten Sprachkurs keine Zeit hatte, kann möglicherweise nun dank Home-Office den entfallenden Arbeitsweg für eine sprachliche Reise nach Paris oder in die Provence nutzen.

6. Kultur in Jogginghose

Apropos Paris: Da ein Gang durch das Museé d'Orsay durch das grassierende Coronavirus nicht in Frage kommt, tut es vielleicht auch ein virtueller Besuch. Viele Museen weltweit haben zur Zeit ihre Ausstellungen 24 Stunden lang für die ganze Welt geöffnet. So können Kulturhungrige derzeit die Monet-Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam [museum-barberini.com] vom heimischen Schreibtisch aus besuchen oder sich den Baufortschritt im Berliner Pergamonmuseum anschauen. Aber auch das berühmte Rijksmuseum im Amsterdam oder das Museo Frida Kahlo in Mexico City bieten mithilfe des Google-Dienstes "artsandculture" virtuelle Führungen durch ihre Ausstellungen an.

7. Endlich aufräumen

Wie praktisch, dass die Corona-Krise auf die Zeit des Frühjahrsputzes gefallen ist. Endlich haben zumindest jene, die keine Kinder oder Angehörigen betreuen und nicht zu jenen Berufsgruppen gehören, die als systemrelevant eingestuft werden, Zeit zum Entrümpeln. Viele Menschen räumen momentan ihre Keller und Kleiderschränke aus und verschenken ihre nicht mehr genutzten Dinge zum Beispiel an sogenannten Gabenzäunen für Bedürftige.

8. Hallo, Herr Nachbar

Zu keiner Zeit in den vergangenen Jahren war die Bereitschaft, einander zu helfen, so hoch. In vielen Nachbarschaften und Wohnhäusern gibt es Aushänge, auf denen Menschen ihre Hilfe für andere anbieten, falls diese das Haus nicht verlassen können. Das Portal "nebenan.de" vermittelt in der Corona-Krise sowohl online als auch telefonisch Nachbarschaftshilfe. Die eigenen Nachbarn sind durch die erlassenen Kontaktsperren für viele derzeit der einzige Kontakt außerhalb des eignen Haushalts. Allerdings beschwert sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov von Anfang April auch jeder sechste in Deutschland über lärmende Nachbarn. Befragt wurden deutschlandweit 2.045 Personen über 18 Jahre.

9. Mehr Zeit mit der Familie

Durch die Kontaktbeschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie leiden viele Menschen unter sozialer Isolation. Viele Familien mit Kindern verbringen gleichzeitig - aufgrund von Arbeitsausfall oder Heimarbeit der Eltern, sowie der Schul- und Kitaschließungen - wesentlich mehr Zeit zusammen als üblich. Zwischen Home-Office und Home-Schooling gibt es teils mehr Reibereien, aber auch mehr gemeinsame Momente und gemeinsame Mahlzeiten. Die einen empfinden das als größere Belastung - andere genießen aber auch das vermehrte Zusammensein. Die Situation bietet die Gelegenheit, sich intensiver mit den Menschen in seinem Haushalt zu beschäftigen, und zugleich, lange Gespräche am Telefon oder vor der Webcam zu führen.

10. Keine Termine, kein Stress

Die Kneipentour mit Freunden ist abgesagt, das Mayfest entfällt, das Schwimmkurs mit dem Nachwuchs findet nicht statt: Ein Terminkalender ist derzeit also überflüssig. Stattdessen bleibt viel Zeit zur Selbstreflektion, zur Beobachtung - oder einfach nur mal für einen Mittagschlaf. Die Corona-Zeit bietet sich gut zur Entschleunigung an, nach der sich viele sehnen. Ob heute oder morgen - das spielt kaum noch eine Rolle, denn wer weiß schon, wann dieser Zustand der Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen endet.

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