RKI-Vorschlag abgelehnt - Bergmann-Klikum soll kein Corona-Krankenhaus werden

Mo 13.04.20 | 18:00 Uhr
Das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Video: Brandenburg aktuell | 13.04.2020 | Mona Ruzicka | Bild: dpa/Christophe Gateau

Experten vom Robert-Koch-Institut bezweifeln, dass der Corona-Ausbruch im Klinikum Ernst von Bergmann zeitnah einzudämmen ist. Ihrem Vorschlag, das Krankenhaus in eine Corona-Spezialklinik umzuwandeln, erteilt die Stadt nun aber eine Absage.

Die Stadt Potsdam will nach derzeitigen Planungen das als Corona-Hotspot geltende Klinikum Ernst von Bergmann nicht zum Corona-Krankenhaus machen. Das sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Montagnachmittag. Das Klinikum sei ein Zentralversorger für die Region, sagte Schubert. Das gesamtklinische Angebot müsse aufrecht erhalten werden. Zudem könne die Stadt eine solche Entscheidung nicht allein treffen. Allerdings soll das Krankenhaus in drei streng getrennte Bereiche getrennt werden, von denen einer komplett virusfrei sein soll - darunter auch die Kinderabteilung.

Die Empfehlung war zuvor vom Robert Koch-Institut (RKI) in einem internen Bericht ins Gespräch gebracht worden. Demnach solle das Klinikum als zentrale Klinik für Covid-19-Patienten eingerichtet werden. Damit würde es zum Corona-Krankenhaus der Region oder sogar des Landes Brandenburg. Gleichzeitig gilt das Klinikum aber auch als Covid-Hotspot: 174 Mitarbeiter, überwiegend aus dem Pflegebereich, und über 80 Patienten hatten sich dort mit Covid-19 infiziert, deswegen nimmt das Krankenhaus aktuell keine neuen Patienten auf - die einzige Ausnahme sind Notfälle.

Derzeit werden am Ernst-von-Berhmann-Klinikum 83 Corona-Patienten versorgt, davon 18 auf der Intensivstation. Die Mitarbeiter sollen nun mindestens einmal pro Woche auf das Virus getestet werden, in sensiblen Bereichen alle drei Tage.

Verfahren gegen drei Ärzte eingeleitet

Vergangenen Dienstag hatte die Stadt aus dem fünfseitigen internen RKI-Bericht über Maßnahmen informiert, die empfohlen wurden. Danach müssen Strukturen und Prozesse neu organisiert werden, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dabei geht es nach Angaben der Stadt als Träger der Klinik unter anderem um die Einrichtung eines Coronavirus-freien Bereiches und eines für Patienten mit dem Virus. Zudem müssen Befunde schnellstmöglich an das Gesundheitsamt weitergeleitet werden und alle Patienten und Mitarbeitenden in allen Kliniken des Ernst von Bergmann müssen getestet werden. Auch wurde festgelegt, dass auch alle früheren Patienten, die zwischen dem 13. und 27. März aus der Klinik in Alten- und Pflegeheime verlegt worden sind, auf Sars-CoV-2 getestet werden.

Gegen drei leitende Ärzte und zwei Geschäftsführer hat die Stadt Ordnungswidrigkeitsverfahren angeordnet. Hintergrund ist die Verletzung ärztlicher Meldepflichten. Die Verfahren seien an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, um zu klären, dass keine Straftaten vorliegen.

RKI bezweifelt, dass Corona-Ausbruch im Klinikum zeitnah einzudämmen ist

Am Sonntag war bekannt geworden, dass das RKI das Ausmaß des Corona-Ausbruchs im Klinikum größer einstuft als bislang öffentlich eingeräumt. Experten des RKI haben offenbar erhebliche Zweifel, dass der Corona-Ausbruch zeitnah einzudämmen ist, wie aus dem Untersuchungsbericht des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, der dem rbb vorliegt.  

Es müsse in den kommenden Wochen mit einer hohen Anzahl an schweren Verläufen mit Intensiv- und Beamtmungspflichtigkeit gerechnet werden, heißt es in dem Bericht. Es sollte überlegt werden, das Krankenhaus als zentrale Klinik für Covid-19-Patienten einzurichten.

Damit könnten andere Krankenhäuser entlastet werden. Wie dann mit den Patienten ohne Corona-Infektion umgegangen werden solle, müsse "lokal oder regional" besprochen werden. Die Infektionsschutz-Fachleute des RKI gehen davon aus, dass auch auf den sogenannten weißen, also Corona-negativen Stationen, noch unentdeckte Fälle liegen.

Das RKI betonte am Ostermontag auf Anfrage, dass es um Amtshilfe gebeten worden sei und diese auch geleistet habe. Es äußere sich generell nicht zu konkreten Situationen vor Ort, hieß es.

In Potsdam gab es seit Begin der Infektionswelle laut Gesundheitsamt bislang insgesamt 454 bestätigte Corona-Fälle. Rund 860 Kontaktpersonen seien ermittelt worden. 41 Menschen seien bislang in einem Potsdamer Klinikum Folge einer Covid-Infektion gestorben, davon 26 in Potsdam wohnhafte Personen.  

Das Krisenmanagement der Stadt und der Klinikleitung soll am kommenden Samstag bei einer Sondersitzung des Hauptausschusses besprochen werden. Die Potsdamer Regierung hat derweil 30 Mitarbeiter aus anderen Verwaltungsbereichen zur Unterstützung in das Gesundheitsamt versetzt. Zudem wurde Hilfe von der Bundeswehr erbeten: Man brauche vor allem Ärzte und Personal zur Ermittlung von Kontaktpersonen bei bestätigten Corona-Infizierten.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 13.04.2020, 19.30 Uhr

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