Infektionszahlen auf hohem Niveau - Robert-Koch-Institut empfiehlt noch kein Ende des Lockdowns

Di 14.04.20 | 11:37 Uhr
Ein Mann fährt mit Atemschutzmaske und Handschuhen Fahrrad in Berlin (Bild: imago images/T. Seeliger)
Bild: Audio: Inforadio | 14.04.2020 | Marie Asmussen

Mehrere Experten hatten zuletzt ein schrittweises Ende der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Verbreitung ins Gespräch gebracht. Das Robert-Koch-Institut aber ist zurückhaltend: Für ein Ende des Lockdowns sei es noch zu früh, so RKI-Präsident Wieler.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt derzeit noch nicht, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus aufzuheben. Das sagte der Präsident des RKI, Lothar Wieler, am Dienstag. Zwar würden die Fallzahlen nicht mehr so stark ansteigen, das sei vor allem der Disziplin vieler Bürgerinnen und Bürger zu verdanken. "Die getroffenen Maßnahmen wirken", so Wieler.

Allerdings hätten sich die Zahlen auch auf einem "hohen Niveau" eingependelt, es gebe "keinen eindeutigen Hinweis, dass sie zurückgehen". Regional gebe es zum Teil sogar starke Anstiege, zudem würden immer öfter Menschen in Alters- oder Pflegeheimen infiziert. "Wir können noch nicht von einer Eindämmung sprechen", sagte Wieler. "Wir sehen eine Verlangsamung." Das RKI strebe an, dass die sogenannte Reproduktionszahl unter eins gehe oder bei eins sei – dass ein Infizierter das Virus also höchstens im Durchschnitt an eine Person oder weniger weitergibt. Derzeit berechnet das RKI diesen Faktor mit 1,2.

RKI sieht Krankenhäuser aktuell gut vorbereitet

Aktuell gebe es laut RKI 125.089 bestätigte Covid19-Infektionen in Deutschland. 2.969 Menschen seien bisher bundesweit an dem Virus verstorben. Gleichzeitig seien aber auch laut Schätzung des RKI fast 70.000 Menschen, die an Covid19 erkrankt waren, wieder genesen.  

Positiv sei, so Wieler, dass "die Grippewelle von der Covid-Welle entkoppelt wurde".

In den Krankenhäusern seien laut RKI derzeit ausreichend Intensivbetten und Beatmungsgeräte vorhanden, um die Krise zu beherrschen. "Bei der derzeitigen Dynamik werden keine Engpässe prognostiziert", sagt Wieler in Berlin.

Leopoldina-Experten bringen Ende des Lockdowns ins Gespräch

Die nationale Wissenschafts-Akademie Leopoldina hatte am Montag für einen "realistischen" Zeitplan zurück zur Normalität plädiert. Die einflussreichen Wissenschaftler empfahlen, Schulen "sobald wie möglich" wieder zu öffnen - angefangen bei Grundschulen sowie Unter- und Mittelstufen. Die Leopoldina nannte allerdings auch zahlreiche Voraussetzungen, damit das öffentliche Leben wieder normaler ablaufen kann: Die Zahl der Neuinfektionen müsse sich auf niedrigem Niveau stabilisieren. Kliniken bräuchten genug Reserve. Schutzmaßnahmen wie Hygiene, Abstandsregeln und auch das Tragen von Schutzmasken müssten eingehalten werden. Dann könnten Einzelhandel und Gastgewerbe wieder öffnen, Menschen wieder reisen. Für den öffentlichen Personenverkehr empfehlen die Wissenschaftler eine Mundschutz-Pflicht.

Das RKI unterstützt die Erkenntnisse der Leopoldina weitgehend, hält es allerdings für sinnvoll, Schulen zuerst wieder für die höheren Jahrgänge zu öffnen. Es gehe dabei um die Annahme, dass Jugendliche Abstandsregeln besser einhalten könnten, sagte RKI-Präsident Wieler. "Das ist eine Entscheidung der Politik", ergänzte er. Es gebe Gründe dafür und dagegen. Vieles sei ein Ausprobieren.

Was Sie jetzt wissen müssen

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um eine Antwort zu verfassen.

Antwort auf [Krea] vom 14.04.2020 um 21:54
Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Archivbild - 21.08.2019, Berlin: Menschen tanzen beim Tango Festival im Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
dpa/Paul Zinken

Tanzverbot am Karfreitag - Der Wille zur Stille

Die einen sehen darin eine Gelegenheit zum Innehalten, die anderen eine Bevormundung: Am Karfreitag gilt ein generelles Tanzverbot. Berlin hat die liberalste Regelung - in Brandenburg werden nicht einmal Fußballspiele angepfiffen.