Obst- und Gemüseanbau in Corona-Zeiten - Mit 20 Quadratmetern zur Selbstversorgung

Mo 06.04.20 | 12:57 Uhr | Von Jördis Götz
Petra Wunderling arbeitet in ihrem Garten in Berlin-Treptow (Quelle: rbb/Super.Markt)
Bild: rbb/Super.Markt

Vor allem in Corona-Zeiten wird der eigenen Balkon oder Garten zum wichtigen Rückzugs- und Erholungsort. Da ist die Frage naheliegend, ob es möglich ist, sich selbst das ganze Jahr über mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen. Von Jördis Götz

Was Sie jetzt wissen müssen

Mindestabstände im Supermarkt, leere Regale und Streit um die letzte Salatgurke. Viele Verbraucher, die einen Garten oder einen Balkon haben, fragen sich neuerdings, ob es möglich ist, sich selbst das ganze Jahr über mit Tomaten, Beeren oder Kartoffeln selbst zu versorgen. Das geht im größeren Stil im Garten, aber mit ausgewählten Sorten auch auf dem Balkon. 

Petra Wunderling aus Berlin-Treptow hat damit Erfahrung. "Man braucht halt viel Zeit, viel Wasser", sagt die Hobbygärtnerin. "Aber für einen selbst ist es auch was unglaublich Schönes." In ihrem Garten hat sie bereits 15 Obstbäume und 20 Quadratmeter Gemüsebeet bepflanzt. Doch aus aktuellem Anlass will sie ihre Anbaufläche für Gemüse weiter vergrößern, um noch unabhängiger vom Angebot im Supermarkt zu werden.   

Das ist sicher ein extremes Beispiel. Doch der Ansatz von Petra Wunderling ist für jeden interessant. Eigenes Obst und Gemüse kann das Angebot im Supermarkt ergänzen - auch in kleinem Stil mit eigenen Pflanzen auf dem Balkon. "Grundsätzlich ist es wichtig, sich Freilandsorten anzuschaffen", erklärt Anna Stein, Inhaberin der Jungpflanzenmanufaktur in Berlin-Britz. Als Einsteigerpflanzen empfiehlt die Expertin für den Sommer Paprika, Zucchini, Tomate oder Rote Beete. Kohl, Sellerie und Kartoffeln für den Winter, zum Einlagern. Exotische Pflanzen oder Broccoli sind eher was für Fortgeschrittene. Gepflanzt wird im April, empfindliche Pflanzen wie Tomaten, Gurken und Paprika erst im Mai.   

Jungpflanzen direkt aus Gewächshäusern kaufen

Viele Geschäfte, die normalerweise junge Obst- und Gemüsepflanzen für den Eigenanbau anbieten, sind derzeit geschlossen. Dafür stapeln sich die Jungpflanzen nun in den Gewächshäusern. Auch die Berliner Gärtnerin Anna Stein kann ihre Sorten nicht an Händler liefern und verkauft sie deshalb direkt an Kunden. Andere Gärtnereien versuchen den Pflanzenversand per Post, aufwendig verpackt mit Stroh und Pappe. "Je länger die Pflanze unterwegs ist, umso länger kriegt sie kein Licht", sagt Anna Stein. Den Transport sähe man der Pflanze an, aber sie erhole sich mit etwas Geduld auch wieder.

Hobby-Selbstversorgerin Petra Wunderling dagegen zieht Zucchini und Kürbis aus Samen. Das spart Geld, denn die Samen sind natürlich günstiger als fertige Pflänzchen. Ihr Tipp: Einige Sorten selber aussäen, andere dazukaufen. Die Preisspanne für kleine Pflanzen aus der Gärtnerei ist groß: 50 Cent für Salat und Kohl, bis zu vier Euro für Tomaten. 

Das A und O ist der Bodenbelag

In ihrem Garten in Treptow investiert Petra Wunderling viel Arbeit in die Beet-Vorbereitung. Sie weiß: Der Bodenbelag ist besonders wichtig für eine reichliche Ernte. Mit Gartenabfällen stellt sie ihren eigenen Kompost her, einen nährstoffhaltigen Bodenbelag. Alternativ gibt es auch fertige Kompostmischungen bei Kompostieranlagen oder im Internet zu kaufen.  

Wer Kompost selbst macht, braucht Geduld. Der Prozess des Verrottens dauert. Ein Profitipp: Mit Kompostwürmern lässt er sich auf das Doppelte beschleunigen. "Kompostwürmer zerfressen verrottendes Pflanzenmaterial und hinterlassen einen wunderbaren Humus", erklärt Gärtnerin Anna Stein. Auch sie setzt auf diese Methode. Manche Gärtnereien oder Onlineshops verkaufen Starterpakete mit den Würmern für rund 15 Euro. Eine kleine Kompostkiste auf dem Balkon funktioniert übrigens auch.  

Einfach loslegen, durchhalten lohnt sich

Ist das Beet bereit, geht es ans Einpflanzen. Und erst danach fängt die richtige Arbeit an: Gießen, pflegen und vor Schädlingen schützen. Doch hier zahlt sich Durchhaltevermögen aus. "Die Pflanze bekommt eine gewisse Standfestigkeit, tiefere Wurzeln und kann sich viel selbstständiger versorgen", erklärt Petra Wunderling. Je größer die Pflanze, desto robuster und selbstständiger ist sie. Beispielsweise brauchen junge Pflanzen alle zwei bis drei Tage Wasser, die größeren nur einmal pro Woche, aber dann kräftig.

Deshalb rät die Expertin: einfach machen. Denn es ist nicht schwer. Wer so richtig unabhängig von den Märkten wirtschaften will, braucht allerdings viel Platz: mindestens 20 Quadratmeter pro Person. Und wer auch im Winter von seiner eigenen Ernte leben möchte, braucht nochmal dieselbe Fläche. Aber um über die Saison immer wieder frische Tomaten zu naschen, reicht für eine Person schon eine Pflanze aus. Petra Wunderling und ihr Mann freuen sich jetzt darauf, dass die Sonne bald höher steht und die Gartensaison so richtig losgeht. Dann wird das auch was, mit den eigenen Tomaten.   

Sendung: Super.Markt, 06.04.2020, 20:30 Uhr

Beitrag von Jördis Götz

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Antwort auf [TRAM88] vom 06.04.2020 um 21:21
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