Sportoberschulen in Berlin - Sport-Abitur in Corona-Zeiten

Di 28.04.20 | 06:21 Uhr | Von Thomas Rautenberg
Am 23.04.2020 sitzen Schüler und Schülerinnen auf Matten in einer Turnhalle (Bild: imago images/Christoph Reichwein)
Audio: Inforadio | 28.04.2020 | Thomas Rautenberg | Bild: imago images/Christoph Reichwein

Die Schüler der Flatow Sport-Oberschule in Köpenick haben in Wettbewerben schon viele internationale Medaillen gewonnen. Doch in Corona-Zeiten fiel das Training aus. Dennoch steht für die Jugendlichen nun das praktische Sport-Abitur an. Von Thomas Rautenberg

Es ist nicht viel los auf dem großen Sportplatz in der Adlershofer Dörpfeldstraße. Einzelne Jugendliche kommen mit Sporttasche über der Schulter, andere gehen, weil sie ihren Test schon hinter sich haben. Auf dem Plan steht in jedem Fall der Cooper-Test, bei dem die Abiturienten in zwölf Minuten eine maximale Strecke zurücklegen müssen.

Kein einfaches Rennen, denn für den Abitur-Jahrgang der Flatow Sport-Oberschule in Köpenick fielen die Wettbewerbe aus, blieben Bootsschuppen und Sportplätze geschlossen. Dennoch steht für die Jugendlichen nun das praktische Sport-Abitur an.

Abstand statt Freunde

Schulleiterin Kerstin Gießler ist froh, dass nach dem ganzen Hin und Her zumindest der erste Teil des Sport-Praxis-Tests funktioniert. Anfangs wollte die Schule jeweils einer Dreiergruppe mit unterschiedlich starken Leuten ins Wettrennen schicken. "Wir wollten einen guten, einen mittelmäßigen und einen Wassersportler, der es nicht so mit festem Boden hat, zusammenspannen", sagt Gießler. Aber dann hat man gemerkt, das das Abstandsgebot nicht mehr funktionieren würde. "Die würden sich gegenseitig überholen." Jetzt laufen möglichst gleichstarke Läufer in einem möglichst gleichen Abstand.

Normalerweise sei es zum Sport-Abitur auf dem Adlershofer Sportplatz proppenvoll. Freunde, Mitschüler und Eltern Kämen und würden die Abiturienten anfeuern. Normalerweise, sagt die 55jährige Schulleiterin, aber nun würden andere Regeln gelten. "Wir haben klar gemacht, dass Maskottchen, Freunde oder Eltern nicht kommen können."

Der Trainingsausfall der letzten Wochen macht sich bemerkbar

Auf der Tartanbahn sind zwei Jungen unterwegs. Beide heißen Jacob, der eine ist Kanute, der andere Radfahrer. Jeder Schritt fällt ihnen inzwischen schwer. Sportkoordinator Marian Kräcke motiviert mit der Stoppuhr in der Hand: "Du hast schon 2.800 Meter in 10:50 Minuten. Da geht noch was! Du hast noch eine gute Minute!"

Mit dem Pfiff lassen sich beide Läufer einfach auf den frischen Rasen fallen. Max Kostka, ein Segler hat die Tortur schon hinter sich. "Der Trainingsausfall durch die Corona-Einschränkungen in der letzten Wochen macht sich leider bemerkbar", sagt er. Als Segler muss er in den kommenden Tagen auch noch auf dem Wasser ran - nach langer Trainingspause. "Hoffentlich klappt dann alles", macht er sich heute schon Sorgen, denn einen zweiten Versuch habe man im Abi-Test nicht.

Sport-Tests vor Ostern wären vielleicht besser gewesen

Schulleiterin Kerstin Gießler kann die Verunsicherung der jungen Sportlerinnen und Sportler nachvollziehen. Ursprünglich hatte sie gern den praktischen Teil des Sport-Abis schon vor Ostern durchgezogen. Da standen alle noch voll im Training. Leerlauf und damit Zeit zum Grübeln gab es für die jungen Leute bis dahin nicht. Doch ihr Notplan wurde von der Bildungsverwaltung gekippt.

Berliner Elite-Sportschulen vor gleicher Herausforderung

Die Köpenicker Flatow-Oberschule ist eine von drei Elite-Sport-Schulen in Berlin, die nun vor den gleichen Problemen stehen. In den Einzelsportarten werden die Praxistests für das Abi schon klappen. Aber bei den Mannschaftssportarten wird es schwieriger. Denn auch dort muss der Abstand zwischen den jungen Sportlern sichergestellt werden.

"Was nicht funktioniert, kann man auch nicht machen", bedauert Kerstin Gießler die Situation. Die beiden Fußballer in ihrem Abi-Jahrgang beispielsweise werden bei den praktischen Sporttests sicher auf die Leichtathletik ausweichen müssen. Optimal sei das natürlich nicht, räumt die Schulleiterin ein. Doch die Abiturienten selbst nehmen es offenbar gelassen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Sendung: Inforadio, 28.04.2020, 07:47 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

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