Corona-Krise - Häusliche Gewalt in Berlin um zehn Prozent gestiegen

Sa 04.04.20 | 16:05 Uhr
Häusliche Gewalt in Berlin um zehn Prozent gestiegen (Quelle: imago images)
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Anzeigen wegen häuslicher Gewalt sind seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen stark gestiegen - jedenfalls in den Städten, sagt Familienministerin Giffey. Da Kinder nicht mehr in Kita, Schule oder Sportverein gehen, beibt Gewalt gegen sie möglicherweise unentdeckt.

Was Sie jetzt wissen müssen

Bundesfamilienminister Franziska Giffey (SPD) sieht durch die Ausgangsbeschränkungen vor allem in Städte die Gefahr einer Zunahme häuslicher Gewalt. Bereits in der vergangenen Woche habe sie Rückmeldung bekommen, dass in Berlin die Anzeigen wegen häuslicher Gewalt um zehn Prozent gestiegen seien, sagte sie in einem am Samstag veröffentlichten Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Offensichtlich gebe es ein Stadt-Land-Gefälle, so Giffey weiter. In ländlichen Regionen, wo es mehr Möglichkeiten gebe rauszugehen und wo Menschen nicht so sehr auf engem Raum lebten, sei das Konfliktpotenzial nicht so hoch. "Dort hören wir noch nicht von zusätzlichen Fallzahlen", so Giffey.

Mehr Anrufe bei "Nummer gegen Kummer"

Beim Hilfetelefon "Nummer gegen Kummer" gebe es einen Anstieg der Anrufe um mehr als 20 Prozent, sagte die Ministerin in der Online-Ausgabe der "Zeit" [externer Link/Bezahlschranke]. Sowohl Kinder als auch Eltern würden dort anrufen. Ein Teil des Zuwachses, gab Giffey aber zu bedenken, könne auch dadurch begründet, sein, dass massiv für diese Nummer geworben worden sei.

Angesichts der Zunahme häuslicher Gewalt und dem ohnehin bestehenden Mangel an Frauenhausplätzen in Berlin plant der Senat Notplätze in Hotels. Das habe der Senat beschlossen, hatte die Geschäftsführerin der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG), Doris Felbinger, in der vergangenen Woche gegenüber rbb24 gesagt. BIG betreibt zusammen mit fünf Fachberatungsstellen eine Hotline für Frauen, die Gewalt erfahren haben und vermittelt bei Bedarf Plätze in Frauenhäusern.

Kein Frühwarnsystem

Vor einer Zunahme unentdeckter Gewalt gegen Kinder warnen der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Kinderschutzbund. "Problematisch ist, dass persönliche Kontakte zwischen Jugendämtern und Familien derzeit die Ausnahme sind", sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, in der Samstagsausgabe der "Augsburger Allgemeinen" [externer Link/Bezahlschranke].

Auch andere Frühwarnsysteme seien eingeschränkt: "Die Kinder besuchen auch nicht mehr die Kitas, die Schule oder die Sportvereine, Orte, an denen ein möglicher Missbrauch entdeckt werden könnte."

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Antwort auf [Sati Riker] vom 05.04.2020 um 01:07
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