Gastronomie mit Corona-Regeln - Debatte über Restaurant-Tische auf Gehwegen und Straßen

Do 14.05.20 | 18:43 Uhr
Symbolbild: Gastronomie, Simon-Dach-Strasse, Friedrichshain, Berlin (Quelle: imago images)
Video: Abendschau | 14.05.2020 | Kerstin Breinig | Bild: imago images

Ab diesem Freitag darf wieder in Restaurants gegessen werden. Unter freiem Himmel sehen Experten ein geringeres Infektionsrisiko. Deshalb wollen manche Bezirke mehr Platz auf den Gehwegen schaffen. Friedrichshain-Kreuzberg geht dabei besonders weit.

In Berlin dürfen die Bürger ab Freitag wieder in Restaurants, Imbissen und Cafés sitzen und essen. Zwischen 6 Uhr und 22 Uhr können die Gaststätten in der Corona-Krise ihre Innen- und Außenbereiche aufmachen - vorausgesetzt, sie bieten selbst zubereitete Speisen an.

Experten wie der Charité-Virologe Christian Drosten raten dazu, vor allem Außengastronomie zu ermöglichen, denn das Ansteckungsrisiko sei im Freien erheblich geringer sei als in Restaurants und anderen Gaststätten.

Es wird deshalb diskutiert, Sitzmöglichkeiten vom Bürgersteig auf Parkstreifen oder sogar die Straße zu verlagern. Das Problem: Es muss für Passanten genug Platz sein, um gefahrlos an den Gästen vorbeigehen zu können. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Berlin steht daher zurzeit mit den Bezirken in Kontakt, um über Konzepte zu verhandeln.  

Friedrichshain-Kreuzberg will Straßen sperren

Bislang bietet etwa der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Möglichkeit an, zusätzlichen Stellplatz zu beantragen. Bis zum Sonntag, 17. Mai um 18 Uhr können die Betriebe online [fixmyberlin.de] "Platzbedarfe im ruhenden Parkraum oder auch auf der Fahrbahn" anmelden. Der Bezirk will dafür auch Fahrbahnen und Parkplätze auf der Straße temporär sperren - nach dem Vorbild von Straßenfesten.

Nach einwöchiger Prüfung will das Bezirksamt dann Genehmigungen erteilen. Voraussetzung sei, dass "im entsprechenden Straßenabschnitt mehrere Gewerbetreibende und Projekte Bedarf angemeldet haben, so dass die temporäre Sperrung der Straße von Freitagmittag bis Sonntagabend für den motorisierten Individualverkehr gerechtfertigt werden kann", so das Amt. Die zusätzlichen Flächen sollen dann zunächst von freitags bis sonntags jeweils von 11 bis 22 Uhr genutzt werden dürfen.

Mitte und Spandau reagieren reserviert

Das Bezirksamt Mitte hingegen lehnt es in einem Schreiben an die anderen Bezirke ab, gastronomische Flächen auf den Straßen einzurichten. Der bürokratische Aufwand für Betriebe und Behörden stünde in keinem Verhältnis zu den gewonnenen Flächen, heißt es darin.

Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) fügte im Gespräch mit dem rbb hinzu, bei Flächen auf Straßen könnten die Sicherheitsvorkehrungen nicht gewährleistet werden. Man könne nicht ausschließen, dass ein Auto in die Menschenmenge und Tische fahre.

Er wolle aber ein Auge zudrücken, wenn die Bürgersteige etwas breiter als sonst bestuhlt würden. Sollte der Nachbar eines Restaurants kein Problem damit habe, könne die Bestuhlung auf das Nachbargrundstück ausgedehnt werden. Gastronomen dürften ihre Tische komplett nutzen, so der Grünen-Politiker, aber: "Es muss sichergestellt sein, dass man als Fußgänger, Rollstuhlfahrender und Mensch mit Kinderwagen den Gehweg noch gut nutzen kann."

Auch Spandau hieß es, man wolle zunächst mit den Anwohnern in betroffenen Straßen über Regelungen wie in Friedrichshain-Kreuzberg sprechen.

Fußgängerverband schlägt Alarm

Deutlich gegen mehr Bestuhlung in Außenbereichen ist der Fußgängerverband FUSS e.V. Der Verband sieht im Vorstoß von Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel einen Aufruf "zur illegalen Besetzung von Gehwegen" und droht mit Klagen. "Angesichts der Enge vieler Gehwege und des Abstandsgebots ist dies geradezu eine Aufforderung, Engstellen und damit Corona-Begegnungszonen zu schaffen", heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Bürger und Besucher wären dann vor solchen Lokalen gezwungen, sich Fremden auf weniger als 1,50 Meter zu nähern, heißt es darin weiter.

FUSS e.V. begrüßt dagegen die Initiative von Friedrichshain-Kreuzberg, Gastronomieflächen am Fahrbahnrand auf jetzigen Parkplätze zu schaffen.

Sendung: Abendschau, 14.05.2020, 19:30 Uhr

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Antwort auf [Brainiak] vom 14.05.2020 um 21:55
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