"Herrentag" in Berlin und Brandenburg - Was an Himmelfahrt möglich ist - und was nicht

Mi 20.05.20 | 11:10 Uhr | Von Anna Corves und Oliver Noffke
Archivbild: Menschen Sonnen sich auf Decken am Spreeufer, am Rande des Treptower Parks. (Quelle: imago images)
Audio: Inforadio | 20.05.2020 | Anna Corves | Bild: imago images

In der Corona-Krise laufen die meisten Reisen und Ausflüge anders als sonst - aber das heißt nicht, dass man an Himmelfahrt und Pfingsten auf Freizeitaktivitäten verzichten muss. Die Region hat schon wieder viel Schönes im Angebot. Von Anna Corves und Oliver Noffke

Auf bierseliger Landpartie oder feiernd an einem der unzähligen Seen - Christi Himmelfahrt verbringen jedes Jahr Hunderttausende Menschen in Berlin und Brandenburg in der Gruppe mit Freunden. In der Corona-Pandemie wird der Herrentag 2020 definitiv anders sein als gewohnt.

Grundsätzlich gilt, dass alle Aktivitäten nur unter der Berücksichtigung der bestehenden Beschränkungen durchgeführt werden können. Und die besagen sowohl in Berlin als auch in Brandenburg: Es dürfen sich auch an Himmelfahrt nur Personengruppen treffen, die aus maximal zwei unterschiedlichen Haushalten kommen. Ausflüge mit der kompletten Clique, die sich auf mehrere Haushalte verteilt, sind damit weiterhin nicht möglich. Zusammenkünfte mit 20 Freunden oder Familienmitgliedern sind nur für besondere Anlässe wie Trauerfeiern, Taufen oder Hochzeiten erlaubt. Die Herrenrunde mit Bollerwagen und Bier gehört explizit nicht dazu.  

Hinzu kommen die Abstandsregeln, die auch weiterhin gelten: Mindestens 1,50 Meter Abstand zu Personen außerhalb der eigenen Gruppe müssen eingehalten werden. Wer sich auf Picknickdecken im Grünen niederlässt, muss 5 Meter Abstand zur benachbarten Gruppe einhalten. Parks und Grünanlagen können bei Überfüllung geschlossen werden. 

Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg wird die Polizei das Geschehen beobachten und kontrollieren, im Einsatz werden allein in Brandenburg 150 Polizeikräfte sein.

Lokale, Biergärten und Gaststätten

Ausflugslokale, Biergärten und andere Gaststätten haben an Himmelfahrt geöffnet - die Wirte hoffen nach der langen Durststrecke auf einen Besucheransturm. Aber: Größere Feierlichkeiten oder Zusammenrottungen von Männerscharen am Herrentag müssen ausfallen, betont auch Uwe Schild, selbst Gastronom und Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbands Berlin.

"Man muss die Abstände beachten", mahnt Schild. Männergruppen, die sonst zu zehnt an einem Tisch gesessen hätten, müssten sich aufteilen oder durchwechseln. "Da werden die Kollegen sicherlich ein sehr strenges Auge drauf haben – sonst wird so eine Sache auch relativ schnell von der Polizei unterbunden werden müssen", sagt der Gastronom.

Die Gastwirte hoffen auf die Vernunft ihrer Gäste. Mit Touristen können zumindest die Berliner Wirte an Himmelfahrt noch kaum rechnen. Denn in der Hauptstadt bleiben Hotels und Pensionen noch bis einschließlich Sonntag geschlossen - zum Bedauern von Schild: "Da habe ich die Hoffnung, dass man zu Pfingsten zumindest wieder mehr Touristen - sei es aus Deutschland, sei es eventuell auch wieder aus angrenzenden Ländern wie Niederlanden oder Österreich -  dass wir da Leute wieder begrüßen dürfen. Und dass dann an den touristischen Hotspots wie Mitte oder Kurfürstendamm auch wieder mehr Frequenz und Bewegung passiert."

Ferienwohnungen und Charterboote

In Brandenburg sind schon jetzt Übernachtungen in Ferienwohnungen oder auf Charterbooten möglich. Auch Campingplätze haben bereits geöffnet - für Urlauber mit Wohnmobil oder Dauercamper mit eigenen Sanitäranlagen.

Ab Montag (25. Mai) ist auch Zelten wieder erlaubt. Dann öffnen auch die Hotels wieder - endlich, sagt Olaf Lücke vom Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg: "Die Hoteliers sind auf jeden Fall wieder in den Startlöchern und wir haben ja auch keine Beschränkungen, was die Belegungen angeht. Und die Rückmeldungen lassen uns optimistisch ins Pfingstwochenende schauen: Es sind kaum mehr Zimmer zu bekommen."

Spa und Wellness

Die Spa- und Wellnessbereiche der Hotels bleiben vorerst geschlossen. Dafür sind viele andere Freizeitaktivitäten möglich: Stadtrundfahrten und Kahnfahrten sind in Brandenburg bereits erlaubt, Schiffsausflüge sind dagegen bis einschließlich 24. Mai untersagt. In Berlin dürfen Stadtführungen und Bootsfahrten ab Montag wieder stattfinden.

Dann öffnen auch die Freibäder wieder - allerdings mit strengen Einlassregularien - so wie bei vielen Kultur- und Freizeitstätten in Berlin und in Brandenburg. Daher empfiehlt Olaf Lücke generell vorausschauend zu planen: "Wenn man jetzt zum Beispiel Museen nimmt, Barberini etc., da gibt’s natürlich auch die Abstandsregeln, da gibt’s die entsprechenden Slots, zu denen man dann reinkommt. Da sollte man sich dann tatsächlich, wenn man solche Besuchermagneten besuchen will, vorab informieren."

Keine Kremserfahrten

Einige typische Herrentagsvergnügungen können nicht stattfinden. Eine Kremserfahrt beispielsweise, also die Fahrt mit einer Art Planwagen, ist das genaue Gegenteil von "social distancing": dicht gedrängtes Sitzen, schunkeln, anstoßen und singen. Das Familienunternehmen Leonhardt aus Kloster Lehnin (Potsdam Mittelmark) hat Kremser in verschiedenen Ausführungen, bietet sonst auch Fahrten in einer Pittoresken Kutsche an.

Doch in diesem Jahr fällt der Saisonstart aus. "Natürlich ist das ein Verlust. Wir hätten jetzt schon einige Fahrten gehabt, aber auf dem Kremserwagen können wir die Abstandsregeln nicht einhalten", sagt Diana Leonhardt. "In der Corona-Zeit ist das alles nicht machbar." Sonst sei der Herrentag ein geschäftiges Datum, sagt sie. In diesem Jahr wird er ein "Totalausfall".

Fußballturniere fallen aus

Da Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt sind, fallen vielerorts die traditionellen Fußballturniere aus. Dennie Rufflett, Präsident des FC Deetz aus Groß Kreutz, hat vor einer Woche die Reißleine gezogen. "Finanziell ist das für uns schon ein Problem", sagt er, denn nun fällt der Getränkeverkauf komplett aus. "Wenn 17 Mannschaften kommen, aus Teltow, aus Kleinmachnow, aus der Stadt Brandenburg, dann bringen die ja auch noch ihre Leute mit. Das fehlt uns jetzt natürlich. Wir haben drei Fußballplätze und finanzieren das selbst."

Am kommenden Wochenende erlebt der Verein gleich den nächsten Ausfall: Die geplante "Kita-WM" - bei der die ganz Kleinen in den Trikots von Frankreich, Argentinien oder Italien mit dem Ball umherstolpern - ist auch abgesagt. "400 Zuschauer, Omas, Opas, das geht ja gerade auch nicht", so der Präsident Rufflett. Bitter sei die Situation mit Blick auf die Situation in der Bundesliga, so Rufflett. "Es ist ja gut, dass man wieder Fußball gucken kann", sagt er. "Aber uns stellt sich schon die Frage: Warum geht's da, aber bei den Amateuren nicht?" Rufflett ist froh, dass nun zumindest wieder trainiert werden kann, der FC Deetz hat dazu ein ausführlich Hygienekonzept angefertigt.

Badeseen

Während die Schwimmbäder geschlossen haben, ist das Baden in der Natur nicht grundsätzlich verboten. Natürlich sollen auch hier die Abstandsregeln eingehalten werden, um sich vor einer Ansteckung mit Coronaviren zu schützen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weißt darauf hin, dass viele Badestellen derzeit noch unbewacht sind und zum Saisonstart vorsichtiges Verhalten notwendig ist.

"Himmelfahrt und auch Pfingsten sind die ersten warmen Tage, an denen es viele Personen ans Wasser zieht", sagt Lee-J. Schumann, Referent für Einsatzdienste des DRK. Auch wenn das Wetter bereits sonnig und warm sein könne, ist das Wasser noch kühl; wenn Alkohol getrunken werde, komme es zu leichtsinnigem Verhalten, sagt Schumann. Die Gefahr von Badeunfällen steigt.

Sendung: Inforadio, 20.05.2020, 8 Uhr

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Beitrag von Anna Corves und Oliver Noffke

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Antwort auf [berlinberlin67] vom 20.05.2020 um 14:13
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