Erkenntnisse für die Wissenschaft - Bundesregierung plant Corona-Meldepflicht für Haustiere

Mi 17.06.20 | 17:44 Uhr | Von Larissa MassLarissa MassL
Katze sitzt neben Seniorin auf der Couch (Bild: imago images/Ramon Espelt)
Bild: imago images/Ramon Espelt

Auch Tiere können sich mit dem Coronavirus anstecken. Deshalb soll nun auch die Meldepflicht für Haustiere eingeführt werden. Ein Überblick über die Infektionen soll bei der Eindämmung helfen. Von Larissa Mass

Auch Hunde und Katzen können sich mit dem Coronavirus infizieren. Daten dazu gibt es bisher jedoch wenig - deswegen soll eine Meldepflicht für positiv getestete Tiere eingeführt werden. Eine Verordnung dazu liege den Bundesländern vor und solle am 3. Juli im Bundesrat verabschiedet werden, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Dienstag in Berlin.

Eine Meldepflicht für die rund 31 Millionen Haustiere würde jedoch keine Test-Pflicht für die Besitzer bedeuten. "Der Tierarzt entscheidet ob ein Test notwendig ist", sagt Franz J. Conraths, Vizepräsident vom Friedrich-Loeffler-Institut, "Wir empfehlen nur Tiere zu testen, die mit Corona-Infizierten in ein Haushalt leben oder wenn man vermutet, dass das Tier entgegen Kontakt zu einem Infizierten gehabt hat."

Tiere bleiben oft symptomfrei

Sollte die Meldepflicht kommen, würden Untersuchungseinrichtungen ein infiziertes Tier an das zuständige Veterinäramt melden; die Daten werden beim Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, gesammelt und ausgewertet.

Nur wenn ein Veterinäramt den Test anordnet, werden die Kosten übernommen. Wer sein Haustier freiwillig testen lassen will, muss das selbst bezahlen.

Momentan sind weniger als 25 erkrankte Tiere weltweit bekannt, und diese hatten kaum klinische Symptome. Bekannt sind vor allem Fälle von Katzen, die sich mit Corona infiziert haben. In einem New Yorker Zoo haben sich auch Löwen und Tiger angesteckt. Infektionen gibt es auch bei Hunden. Bisher ist kein Tier direkt durch die Corona-Erkrankung verstorben.

"Als Mensch kann man kaum erkennen, ob beispielsweise die Katze eine Infektion hat. Unter der Vorbedingung, dass die Katze Kontakt zu Infizierten hatte, könnten Atemwegserkrankungen oder eventuell auch Durchfall Hinweise sein. Wobei letzteres noch schlecht belegt ist", erklärt Conraths.

Quarantäne auch fürs Tier

Bei einer bestätigten Infektion rät das Friedrich-Loeffler-Institut die Tiere unter Quarantäne zu halten bis zu 14-Tage: "Am besten wäre am Ende das Tier noch einmal zu testen, um sicher zu gehen, dass es auch keinen Erreger mehr ausscheidet. In der Zwischenzeit wäre es zu empfehlen, auch kein Kontakt zu Menschen zu haben - um eine Ansteckung ganz sicher auszuschließen."

Der Landkreis Oder-Spree empfiehlt beispielsweise bei der Haltung von Haustieren immer grundlegende Hygienemaßnahmen einzuhalten: Dies umfasst das Händewaschen vor und nach dem Umgang mit Tieren, das Vermeiden von Küssen, Lecken und das Teilen von Lebensmitteln. Auch länger dauernder enger Kontakt mit den Haustieren sollte ausgeschlossen werden.

Untersuchung der Daten

Eine Untersuchung beim Tier würde wie bei Menschen verlaufen: Es wird ein tiefer Rachenabschnitt genommen, im Labor wird dieser untersucht - in wenigen Stunden könnte der Halter schon das Ergebnis haben. Die Daten der meldepflichtigen Tierkrankheiten werden im Friedrich-Loeffler-Institut ausgewertet. Dabei achten die Forscher vor allem auf folgende Punkte: Gibt es regionale Häufungen? Oder eine Übertragung von Tier zu Tier? "Was auch passieren kann, ist dass das Virus sich weiterentwickelt und sich bei einer Haustierart etabliert", sagt Conraths. Die Daten könnten hier Aufschluss geben. "Mir ist wichtig, dass wir die Ruhe bewahren", betont Conraths. "Das ist ein normaler Vorgang, dass Tierkrankheiten in die Meldepflicht mit aufgenommen werden." Andere solche Krankheiten sind beispielsweise Influenza-Krankheiten beim Geflügel.

Nutztiere nicht empfänglich

Im Institut werden auch Tiere untersucht, ob sie grundsätzlich infizierbar sind. Ratten und Mäuse sind das nach bisherigem Kenntnisstand nicht, auch Nutztiere wie Geflügel und Schweine zeigen keine Empfänglichkeit für das Virus. Weitere Untersuchungen folgen, unter anderem an Kaninchen, Rindern und auch Wildtieren wie dem Marderhund. "Beim Marderhund, der auch in Brandenburg als Wildpopulation vorkommt, wissen wir, dass er empfänglich ist für dieses Virus. Eine Ausbreitung in einer Wildtierpopulation wäre eine sehr schwierige Situation." Um den Überblick über die Ansteckungswege zu behalten, so Conraths, ist eine Meldepflicht der mit Corona infizierten Tiere notwendig.

Haustierbesitzer müssten laut Conraths aber bisher keine Angst haben, dass beispielweise eine Katze auf ihren Streifzügen das Virus Heim bringt - bisher gebe es keinen Beleg dafür, dass Corona von Tier zu Menschen übertragen wird.

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Beitrag von Larissa MassLarissa MassL

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Antwort auf [Rainer] vom 19.06.2020 um 00:16
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