Reiserückkehrer aus Risikogebiet - "Dann wurden wir dicht an dicht zum Terminal gefahren"

Mo 17.08.20 | 15:24 Uhr
Rückreise Mallorca (Quelle: rbb/Max Kell)
Video: Abendschau | 17.08.2020 | M. Kell/L. Thio | Bild: rbb/Max Kell

Der Berliner Journalist Max Kell hat Urlaub gemacht. Auf Mallorca. Als er losflog, war die Insel noch kein Risikogebiet. Als er am Sonntagabend am Flughafen Tegel zurück kam, schon. Verraten hätte ihm das dort aber niemand. Und testen lassen konnte er sich auch nicht.

rbb|24: Herr Kell, Sie sind nicht nur geschätzter rbb-Kollege, sondern auch ein Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet. Sie sind nämlich gerade aus Mallorca zurückgekommen.

Max Kell: Als ich abgereist bin, war das noch nicht so. Aber ich habe nach meiner Ankunft auf Mallorca verfolgt, dass schon andere spanische Regionen zu Risikogebieten erklärt wurden. Vor Ort konnte ich mir das für Mallorca nur schwer vorstellen. Ich war schön öfter dort und muss sagen, dass ich die Insel noch nie so leer erlebt habe. Ich war erstaunt, wie vorbildlich die ganzen Richtlinien umgesetzt werden. Bis auf den Strand musste man überall in der Öffentlichkeit Masken tragen und das haben auch alle gemacht – auch über der Nase. Auch in Restaurants wurde Abstand gehalten, es gab keine Speisekarten, sondern nur einen entsprechenden QR-Code. Aber dann ist es ja doch so gekommen.

Waren Sie auf Mallorca eher einsam wandern in der Natur oder haben Sie aus Eimern Sangria getrunken am Strand?

Ich habe mich von anderen weitgehend ferngehalten. Man kann auf der Insel allen Situationen, in denen es enger werden könnte, gut aus dem Weg gehen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl in Sachen Corona. Wenn überhaupt, dann bei der An- und Abreise. Trotzdem war es ab dem Zeitpunkt, als Mallorca zum Risikogebiet erklärt wurde, anders. Ich habe viele Anrufe erhalten, man liest die ganze Zeit und recherchiert, wie hoch die Zahlen wirklich sind.

Sie sind am Sonntagabend wieder in Tegel gelandet. Wie ging das vonstatten?

Um 19:10 Uhr ging es in Palma los. Die Maschine war schon sehr voll. Aber das war nicht das, was ich seltsam fand. Ich dachte einfach, dass wir noch einmal aufgeklärt würden über die Situation. Sicher haben die meisten die Nachrichten verfolgt und wussten, dass wir nunmehr aus einem Risikogebiet kommen. Aber hätte man das nicht selbst proaktiv gemacht, hätte man das im Laufe des Rückflugs zu keinem Zeitpunkt erfahren. Es gab nicht eine An- oder Durchsage. Der Pilot hat uns am Ende noch eine schöne Zeit in Berlin und Brandenburg gewünscht – das war's. Das hat mich schon gewundert.

Als wir dann um 21:30 Uhr in Tegel gelandet sind, wartete ein Flughafenbus auf uns. Da musste der ganze Flieger, also alle Passagiere, rein. Das war schon ein etwas komisches Gefühl. Denn bis dahin hatte man es weitgehend selbst in der Hand, wie nah man anderen kommt. Dann wurden wir dicht an dicht zum Terminal gefahren. Und dann sind wir alle ganz normal rausspaziert. Ohne Hinweis, ohne Durchsage.

Da kam die Frage für uns persönlich auf, wo wir uns jetzt testen lassen. Ich wusste von der Teststelle in Terminal D. Die war aber zu. So liefen alle, die aus der Maschine kamen, herum und suchten vergeblich eine Möglichkeit für einen Test. Das war wirklich frustrierend. Viele waren auch sauer und haben gefragt, wieso die Teststellen geschlossen sind, wenn man weiß, dass am Abend noch mehrere Maschinen aus Spanien landen.

Sie wollten unbedingt gleich getestet werden?

Ja, man will das ja irgendwie hinter sich bringen. Wir mussten ja auch in Quarantäne und wollten möglichst schnell – binnen 48 Stunden – das Testergebnis. Damit man weiß, was los ist. Schließlich waren wir im Flieger und vor allem im Bus den Menschen schon ziemlich nah gekommen. Da ist man ja plötzlich viel sensibler.

Wie ging es an diesem Abend für Sie weiter?

Ich bin dann, wie die meisten anderen auch, mit dem Bus nach Hause gefahren. Ich konnte ja auch nicht wirklich jemanden bitten, mich abzuholen, weil derjenige ja im schlimmsten Fall sonst auch als Kontaktperson in Quarantäne müsste.

Was hätte anders laufen müssen?

Es hätte schon gereicht, wenn jemand an Bord mal eine Durchsage gemacht hätte. Dass man aus einem Risikogebiet kommt und sich testen lassen muss. Und vor Ort am Flughafen wäre die Information wichtig gewesen, dass die Teststation mittlerweile - und auch wegen eines Zwischenfalls - geschlossen ist. Dann hätten wir uns die ganzen Wege und das Herumsuchen auf dem Flughafen sparen können.

Nun haben wir Montag. Haben Sie denn inzwischen einen Test gemacht?

Ja, ich bin gleich am Morgen zur Infektsprechstunde des Hausarztes gegangen und habe zwei Stunden gewartet bis der Abstrich gemacht wurde. Am Dienstag kann ich ab 16 Uhr anrufen und erfahre das Ergebnis.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Prieß, rbb|24

Sendung: Abendschau, 17.08.2020, 19:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um eine Antwort zu verfassen.

Antwort auf [Cuno] vom 17.08.2020 um 20:46
Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren