Kapazitäten zu 80 Prozent ausgelastet - Zahl der Corona-Tests in Berlin deutlich gestiegen

Sa 15.08.20 | 15:04 Uhr
,Corona Teststelle des Deutschen Roten Kreuz in der Soorstraße am ZOB Zentraler Omnibusbahnhof (Quelle: imago/Stefan Zeitz)
Bild: www.imago-images.de/Stefan Zeitz

Noch vor Einführung der Testpflicht für Reiserückkehrer ist die Auslastung der Laborkapazitäten in Berlin auf 80 Prozent gestiegen. Der Vorstandsvorsitzende der Fachgemeinschaft "Akkreditierte Labore in der Medizin" warnt vor einer Überlastung.

Bereits in den Wochen vor dem Start der Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten ist die Zahl der Coronavirus-Tests in Berlin signifikant gestiegen.

Mehr als 46.000 Menschen wurden allein in der 32. Kalenderwoche bis zum 9. August getestet, etwa 37.000 in der Woche zuvor. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Senatskanzlei Wissenschaft und Forschung auf eine parlamentarische Anfrage hervor, die der dpa am Samstag vorliegt. Von Ende Juni bis Ende Juli hatte die Zahl der Tests pro Woche demnach relativ konstant bei um 30.000 gelegen.

Die gesamten Kapazitäten in Berlin sollen bei 56.942 Tests liegen, wie Oliver Fey, Sprecher der Berliner Gesundheitsverwaltung, rbb|24 Recherche mitteilte. Diese Testmöglichkeiten wären nun bereits zu 80 Prozent ausgelastet.

ALM-Chef Müller: Belastungsgrenze bei 80 Prozent

Die Berliner Gesundheitsverwaltung meldete zuletzt auch einen schnelleren Anstieg der Corona-Fälle mit 556 Neuinfektionen allein in der vergangenen Woche. Ob dieser Anstieg etwas mit der Zunahme der Testkapazitäten zu tun hat, dazu hat sich die Verwaltung bislang nicht geäußert. Bekannt ist aber, dass zwischen dem 4. und dem 11. August mehr als 50 Prozent aller Neuinfektionen bei Reiserückkehrern festgestellt wurden.

In Berlin werden Corona-Tests in elf medizinischen Laboren ausgewertet. Die Auslastung stieg zum Teil auf bis zu 80 Prozent. Diesen Wert hatte der Vorstandsvorsitzende der Fachgemeinschaft "Akkreditierte Labore in der Medizin" (ALM), Michael Müller, als Belastungsgrenze bezeichnet - 20 Prozent seien eigentlich als Reserve freizuhalten, um Engpässe zu vermeiden. Wie sich die Auslastung nun in den kommenden Wochen entwickelt, ist ungewiss: Einerseits dürften viele Reisende nach dem Ende der Sommerferien bereits aus dem Urlaub zurückgekehrt sein. Dennoch könne die Testpflicht für Reiserückkehrer die Labore zusätzlich unter Druck setzen.

In der rbb-Abendschau hatte ALM-Chef Müller deshalb am Dienstag gefordert, wieder gezielter zu testen, und die Labore zu entlasten. In einer Pressemitteilung warnte die ALM zuvor, dass die "immense Zunahme des Testgeschehens" viele Labore an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebracht habe, trotz der "im internationalen Vergleich sehr hohen" Testkapazitäten. Die Lieferungen von Geräten und Testmaterialien aus der In-vitro-Diagnostika-Industrie seien begrenzt und rationiert.

Grippesaison bringt zusätzliche Arbeit für Labore

Die Politik dürfe daher keine unrealistische Steigerung der Corona-Testungen versprechen. "Für die Versorgung symptomatischer Patienten, in Krankenhäusern und Pflegeheimen und bei der so entscheidenden Aufdeckung der Infektionsketten könnten diese Ressourcen am Ende fehlen", betont Müller.

Die urlaubsbedingte Testwelle könnte laut Müller zwar schnell abebben. Doch der Immunologe sieht schon ein weiteres Problem kommen: "Die kommenden Monate beinhalten September, Oktober und November, das wird die nächste Erkältungs- und Grippesaison sein. Da ist es extrem wichtig, nochmal darüber nachzudenken, ob wir uns fokussieren", so Müller. "Dann kommt neben der Besorgnis mit Sars-Cov-2 infiziert zu sein noch das Thema Influenza und Erkältungsviren, also das, was uns normalerweise in der Diagnostik beschäftigt und das geht dann nebeneinander."

Sendung: 15.08.2020, 14 Uhr

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Antwort auf [Moin ] vom 16.08.2020 um 07:44
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