Testkapazitäten fast ausgeschöpft - Senat veröffentlicht mehr Zahlen zur Corona-Situation in Berlin

Di 25.08.20 | 19:48 Uhr
Am Flughafen Tegel stehen Reiserückkehrer vor einer Corona-Teststation Schlange. Quelle: imago images
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Aktuelle Daten zu Covid19-Infektionen lieferten die Berliner Behörden bisher meist nur in Häppchen. Nun macht die Senatsgesundheitsverwaltung auf einer neuen Webseite mehr Informationen en bloc öffentlich - auch zur Auslastung der Testlabore.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit informiert auf einer neuen Website [berlin.de/corona/lagebericht] seit Dienstag umfassender über die Corona-Situation in Berlin. Wie die Verwaltung am Dienstag mitteilte, sollen künftig jeden Abend tagesaktuelle Daten zur Covid-19-Pandemie abrufbar sein. Diese Daten würden auch einen Vergleich mit dem Infektionsgeschehen bundesweit ermöglichen.

"Unser Online-Covid-19-Lagebericht macht das Infektionsgeschehen für Bürgerinnen und Bürger transparenter", erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag in einer Mitteilung. "Die epidemiologischen Daten haben wir mit Kennzahlen zu Hospitalisierungen von Covid-19-Patientinnen und -Patienten, Testungen und Testkapazitäten für Berlin ergänzt. An den aktuellen Zahlen sehen wir, dass die Pandemie keineswegs vorbei ist und alle gemeinsam weiterhin sehr vorsichtig sein müssen."

Meiste Infektionen in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg

Die meisten Infektionen meldet das System derzeit für die Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg [berlin.de]. Dort ist das Infektionsgeschehen der letzten Woche deutlich höher als in den Wochen davor. Für das ganze Stadtgebiet steht das Berliner Ampelsystem aber in allen Bereichen auf grün.

Fallzahlen zur Corona-Pandemie und die Informationen das Ampel-Warnsystem waren bislang nur über einzelne Beiträge auf der Website der Gesundheitsverwaltung zugänglich. Neu an dem nun veröffentlichten Corona-Dashboard ist aber auch, dass die Quote an positiven Tests, sowie neue Details über den viel diskutierten R-Wert bekanntgegeben werden. Bislang hatte das Landesamt für Gesundheit (Lageso) lediglich die beste Schätzung für den Wert jeden Tag veröffentlicht – allerdings ohne die Unsicherheiten des Wertes anzugeben. Diese Unsicherheiten können aber insbesondere in Zeiten mit niedrigem Infektionsgeschehen zu größeren Schwankungen des R-Wertes führen und so den Eindruck einer falschen Bedrohungslage erwecken.

Testkapazitäten in Berlin beinahe ausgeschöpft

Neu auf der Website der Verwaltung sind auch Daten zur Auslastung der Berliner Testlabore. Anfang der Woche erklärte Gesundheitssenatorin Kalayci, die Testkapazitäten in Berlin seien zu 93 Prozent ausgeschöpft - die Labore arbeiteten fast am Limit, auch in anderen Teilen der Bundesrepublik.

Vor einer Überforderung des Systems durch die Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten hatte der Vorstandsvorsitzende der Fachgemeinschaft "Akkreditierte Labore in der Medizin" (ALM), Michael Müller, bereits in der Woche vorher gewarnt. Eine Auslastung von 80 Prozent hatte Müller als "Belastungsgrenze" bezeichnet, 20 Prozent der Laborkapazitäten müssten laut Müller für Notfälle eigentlich immer freigehalten werden. Statt einer Testpflicht wie bisher plädierte Müller deshalb dafür, Tests nur anlassbezogen durchzuführen. Laut der Fachgemeinschaft lag die Berliner Testkapazität vergangene Woche bei rund 10.000 pro Tag und rund 62.000 in der Woche, rund ein Prozent aller Proben werden positiv auf Cov-Sars-2 getestet.

Berlin will an Testpflicht für Reiserückkehrer festhalten

Pflichttests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten und kostenlose Corona-Tests für Urlauber soll es nach dem Willen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach der Sommerreisesaison nicht mehr geben. Stattdessen sollen Krankenhäuser und Pflegeheime im Fokus einer geänderten Teststrategie stehen. Entsprechende Vorschläge legten die Minister am Montag vor, am Donnerstag werden diese von den Ministerpräsidenten der Länder und der Kanzlerin diskutiert.

Finanzensenator Matthias Kollatz (SPD) sagte nach der Senatssitzung am Dienstag, Berlin werde auch auf Bundesebene für die Beibehaltung der jetzigen Teststrategie werben. Rund 50 Prozent der Infizierten in Berlin und Brandenburg könne man dank der Tests auf Reiserückkehrer zurückführen. Die Tests seien wichtig, damit sich Reisende nach ihrer Rückkehr richtig verhalten, so Kollatz.

Ziel sei es aber immer, möglichst viele Maßnahmen gemeinsam mit dem Bund und anderen Ländern zu entscheiden. Darum habe der Senat neue Corona-Beschlüsse zunächst zurückgestellt, es werde aber unmittelbar nach dem Treffen auf Bundesebene eine Sondersitzung des Senats geben. Weil derzeit nichts darauf hindeute, dass der Flugverkehr in Risikogebiete wie Türkei oder Spanien eingestellt werde, seien Tests weiter sinnvoll.

Sendung: Inforadio, 25.08.2020, 19 Uhr

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