Maskenpflicht, Abstandsregeln, Schichtbetrieb - So wollen die Berliner Schulen ins "Corona-Schuljahr" starten

Mi 05.08.20 | 06:12 Uhr
Ein Schüler sitzt mit Schutzmaske in einem Unterrichtsraum (Bild: dpa/Jonas Güttler)
Audio: Inforadio | 05.08.2020 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/Jonas Güttler

Lernen in Corona-Zeiten: Wie kann das funktionieren? In Berlin beginnt kommende Woche wieder der Unterricht. Er soll regulär stattfinden, also ohne Aufteilung der Klassen in kleine Gruppen und ohne Abstandsregelungen. Ein Lagebericht. Von Kirsten Buchmann

Masken tragen in der Schule: Nicht während des Unterrichts, dafür aber außerhalb, etwa in Treppenhäusern und Gängen. Für Schülerinnen und Schüler gibt es im neuen Schuljahr einiges zu beachten. Um Corona-Infektionen unter ihnen vorzubeugen, tüftelt die Rektorin der Schule in der Köllnischen Heide, Astrid-Sabine Busse, die Abläufe genau aus. "Die Klassen eins bis drei essen in ihren Räumen oder im Freizeitbereich zu Mittag. Denn die Mensa reicht sonst nicht aus, und wir wollen ja die Klassen nicht vermischen." Die Lehreinnen sollen die Kinder nach Schulschluss nach unten begleiten, damit es in den Treppenhäusern kein Gedränge gibt.

Unbeschwerte Pausen und Freizeit

Außerdem sollen versetzte Pausenzeiten vermeiden helfen, dass sich Kinder verschiedener Grundschulklassen begegnen. So jedenfalls lautet der Plan von Rektorin Busse, die auch Vorsitzende des Interessenverbands Berliner Schulleitungen ist. Denn die Maskenpflicht gilt zwar in Schulgebäuden, nicht aber auf dem Pausenhof. Busse findet das auch gut so: Ihr sei es wichtig, dass ihre Schüler etwas Unbeschwertheit erleben.

Diese Unbeschwertheit will sie auch durch einige Freizeitangebote an ihrer gebundenen Ganztagsschule ermöglichen - jetzt eben in kleineren Gruppen. "Zum Beispiel Origami, montags ein Kurs für fünf Kinder, dienstags für fünf und so die ganze Woche durch."

Genauso werden auch die Feiern für die Allerjüngsten gestaltet: Statt einer großen Einschulungsveranstaltung in der Aula mit vielen Verwandten plant Busse jeweils kleinere Feiern für die einzelnen Klassen, sodass Abstand gehalten werden kann.

Klar ist jetzt schon, dass in der Corona-Zeit anfangs noch nicht alle Schüler dabei sein werden. "Es sind Kinder in Quarantäne, die erst mal zwei Wochen nicht kommen dürfen." Und das sei erst der Anfang des Schuljahres. "Da machen wir uns Sorgen", sagt Busse. Kontrollieren, wer in einem Risikogebiet war, könne sie nicht. Falls es Hinweise gibt, dass Kinder dorthin verreist waren, setzt sie auf Nachfragen bei den Eltern.

Weniger Singen, mehr Instrumente

Und was ist mit den Lehrerinnen und Lehrern? Bildungssenatorin Sandra Scheeres erwartet, dass berlinweit sieben Prozent von ihnen wegen Vorerkrankungen zur Corona-Risikogruppe gehören, sodass sie nicht in Klassen eingesetzt werden können.

An der Grundschule in der Köllnischen Heide hat aus diesem Grund zuletzt zwar jede zehnte Erzieherin gefehlt – die Lehrkräfte sind aber voraussichtlich alle an Bord. Nach den vergangen Monaten ist das für Busse wichtig.

Lehrplan wird Corona angepasst

Wegen der Corona-Pandemie mussten Schulen ab Mitte März wochenlang schließen. Dann konnten sie erst für kleine Gruppen nur reduzierten Unterricht anbieten. Nun gilt wieder der reguläre Stundenplan, wenn auch mit Einschränkungen in manchen Fächern: Zum Beispiel wird im Musikunterricht mehr mit Instrumenten gearbeitet statt zu singen. Was den Wissensstand ihrer Schüler angeht, ist die Rektorin trotzdem zuversichtlich. "Die Klassenarbeiten sind gar nicht so schlecht ausgefallen."

Den ältesten Berliner Schülern, die im kommenden Jahr Abitur machen werden, fehlt aber definitiv Unterrichtsstoff aus dem vergangenen Halbjahr. Deshalb soll es laut Bildungssenatorin Scheeres in allen zentral geprüften Fächern mindestens eine Aufgabe mit Bezug auf das erste Halbjahr geben. So sollen die Schüler eine Auswahl erhalten, die dem Gelernten gerecht wird.

Ein Szenario, das nie eintreffen soll

An der Grundschule in der Köllnischen Heide wird sich das Kollegium zum Schuljahresstart ein Bild davon machen, was die einzelnen Kinder wissen. Damit die Schulen sie besser einschätzen können, stehen ihnen laut der Bildungsverwaltung Diagnose- und Förderinstrumente online zur Verfügung.

Ein Wermutstropfen für Schulleiterin Astrid-Sabine Busse: Die Sommerschule für Kinder, die wegen Corona Unterstützungsbedarf hatten, fand an ihrer Schule in den Ferien nicht statt, obwohl sie dafür 38 Anmeldungen hatte. Warum das extern organisierte Angebot eines freien Trägers dann doch nicht zustande kam, weiß die Rektorin noch nicht.

Dass nun wieder der Unterricht losgeht, mache sie hingegen "überglücklich". Busse wünscht sich viele normale Unterrichtswochen, ohne dass eine zweite Corona-Welle kommt. Doch auch dafür bereitet sie sich bereits vor, mit einem Plan B: Unterricht in der Schule für eine Hälfte der Klasse, telefonischer Kontakt der Lehrer zu den Eltern und Lernstoff für die Zeit zu Hause, zum Beispiel digital oder in sogenannten Lernumschlägen.

Genauso wie Eltern, Schüler und Lehrer hofft Astrid-Sabine Busse aber, dass dieses Szenario nicht eintritt.

Sendung: Inforadio, 5.8.2020, 7 Uhr

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