Potsdamer Klimaforscher - CO2-Emissionen im Corona-Lockdown stark gesunken

Mi 14.10.20 | 14:55 Uhr
22.03.2020, in Berlin sind die Straßen ziemlich leer. Auch an einem Sonntag ist hier normal deutlich mehr los. Die Menschen bleiben wegen des Coronavirus überwiegend zuhause und machen somit selbst die Innenstadt gespenstisch leer. (Quelle: dpa/Dirk Pagels)
Audio: 14.10.2020 | Fritz | Anja Haufe | Bild: dpa/Dirk Pagels

Während des monatelangen Lockdowns im Frühjahr 2020 sind die CO2-Emissionen weltweit um fast neun Prozent zurückgegangen. Das berichten Potsdamer Klimaforscher, die an einer internationalen Studie mitwirkten. Einen längerfristigen Rückgang sehen sie aber nicht.

Die CO2-Emissionen sind durch die Corona-Pandemie um mehr als eine Milliarde Tonnen zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie, an der das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mitgewirkt hat. Sie ist im Fachjournal "Nature Communications" [in Englisch] erschienen. Demnach sank der CO2-Ausstoß durch den weltweiten Lockdown stärker als während der Ölkrise 1979 und der Finanzkrise 2008. Allerdings war der Effekt vielerorts nur von kurzer Dauer.

Landverkehr: Rückgang um 40 Prozent

Im ersten Halbjahr 2020 seien insgesamt rund 1,6 Milliarden Tonnen oder 8,8 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre gepustet worden als im Vorjahreszeitraum, berichtete das PIK am Mittwoch. Im April, als die meisten Länder wegen der drastischen Zunahme von Corona-Infektionen ihr öffentliches Leben zurückfuhren, seien die Emissionen den Forschern zufolge sogar um 16,9 Prozent zurückgegangen.

Die größten Effekte der Kohlendioxid-Emissionen zeigen sich der Untersuchung zufolge für den Verkehr. Vor allem aufgrund des weit verbreiteten Arbeitens von Zuhause aus seien die Emissionen im Landverkehr im ersten Halbjahr 2020 weltweit um 40 Prozent zurückgegangen. Der Energiebereich habe mit einem Rückgang von 22 Prozent und die Industrie mit minus 17 Prozent dazu beigetragen. Sogar im Wohnsektor sei der Ausstoß um drei Prozent gesunken, allerdings wegen des milden Winters auf der Nordhalbkugel.

Wieder auf gewohntem CO2-Niveau

Die Autoren weisen darauf hin, dass die meisten Volkswirtschaften nach dem Ende starker Corona-Beschränkungen wieder ihr gewohntes Kohlendioxid-Niveau erreicht hätten - bis auf einen anhaltenden Rückgang des CO2-Ausstoßes beim Verkehr. Langfristig würde sich der coronabedingte CO2-Rückgang aber nur geringfügig auf die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auswirken: Dort habe sich bereits so viel CO2 angesammelt, dass es Jahrtausende überdauern werde.

Sendung: Fritz, 14.10.2020, 11.20 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um eine Antwort zu verfassen.

Antwort auf [Norman] vom 18.10.2020 um 00:49
Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Haus der Offiziere. (Quelle: rbb)
rbb

Prachtbau in Wünsdorf - Neues Leben im Haus der Offiziere?

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski