Risikopatienten könnten leer ausgehen - Ärzte und Apotheker erwarten Engpässe beim Grippe-Impfstoff

Mo 12.10.20 | 07:34 Uhr
Symbolbild: Menschen laufen im Regen am 10. Dezember 2013 am Reichstag vorbei. (Quelle: dpa/Wolfgang Kumm)
Video: Super.Markt | 11.10.2020 | Bild: dpa/Wolfgang Kumm

Wegen der Corona-Pandemie wollen sich mehr Menschen als sonst gegen die Grippe impfen lassen. Auch das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt das. Doch der Impfstoff könnte schnell knapp werden - und nicht alle Risikopatienten könnten geimpft werden.

Ärzte und Apotheker verzeichnen in den vergangenen Tagen eine erhöhte Nachfrage nach Grippeschutz-Impfungen. Angesichts der gegenwärtigen Corona-Pandemie entschließen sich immer mehr Menschen, der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu folgen und den kostenlosen Impfschutz in Anspruch zu nehmen.

Doch die bereitgestellten rund 26 Millionen Dosen reichen rein rechnerisch nicht einmal aus, um alle Risikopatienten in Deutschland zu versorgen. Zu dieser Gruppe zählen alle Über-60-Jährigen, chronisch Kranke, Mitarbeiter im Gesundheitswesen und alle, die beruflich viele Kontakte haben.

RKI-Vertreter: Risikogruppe sollte Vorrang haben

Deshalb sieht Dr. Martin Terhardt von der ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts (RKI) dringenden Handlungsbedarf. Er sieht die Gefahr eines Engpasses und äußert sich gegenüber dem rbb-Verbrauchermagazin Super.Markt besorgt: "Mein Wunsch wäre tatsächlich eine abgestufte Empfehlung, dass man jetzt erst mal bis Mitte Dezember wirklich den Vorrang denjenigen gibt, die zu den Risikogruppen gehören. Und wenn dann die Situation so ist, dass der Rest der Risikogruppe sich wirklich nicht impfen lassen möchte und es noch genug Impfstoff gibt, dann könnte man das von mir aus auch gerne freigeben."

Apotheken schlagen Alarm

Auch eine repräsentative aktuelle Umfrage der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände besagt, dass sich 38 Prozent der Erwachsenen impfen lassen wollen. Das wären 26,6 Millionen Menschen - und somit mehr als es Impfdosen gibt.

Apotheker, die die Impfdosen an Ärzte verteilen, spüren bereits jetzt die erhöhte Nachfrage. Monika Bock aus der Quartierapotheke in Berlin-Schöneberg bilanziert gegenüber Super.Markt: "Tatsächlich kann man den Impfstoff nicht einfach nachproduzieren, und mit einiger Sicherheit wird es zu einem Engpass kommen." Sie habe schon einigen Ärzten, die weitere Impfungen nachbestellen wollten, absagen müssen.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hingegen hält weiterhin an ihrer allgemeinen, freiwilligen Impfempfehlung für alle fest. Burkhard Ruppert, stellvertretender Vorsitzender der KV Berlin, sagte zu Super.Markt: "Ich glaube, wenn wir es schaffen, 26 Millionen mal gegen Influenza zu impfen, dann ist das ein Irrsinnserfolg, der in der Vergangenheit noch nie erreicht wurde."

Sendung: Super.Markt, 12.10.2020, 20:15 Uhr

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Antwort auf [Bernd ] vom 12.10.2020 um 19:24
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