Risiken wegen Corona "unkalkulierbar" - Veranstalter sagt Weihnachtsmarkt auf Gendarmenmarkt ab

Do 22.10.20 | 21:14 Uhr
Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt, Berlin-Mitte (Quelle: dpa/Kohls)
Audio: rbb 88.8 | 22.10.2020 | Raphael Knop | Bild: dpa/Kohls

Vor der malerischen Kulisse von Konzerthaus und Französischem Dom wird es in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarkt geben. Dem Veranstalter ist das Risiko zu groß. Betreiber anderer Weihnachtsmärkte bleiben dagegen optimistisch und halten an ihren Plänen fest.

Erstmals seit 17 Jahren wird es in diesem Jahr auf dem Berliner Gendarmenmarkt keinen Weihnachtsmarkt geben. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Risiken seien angesichts steigender Neuinfektionen unkalkulierbar geworden, begründete Veranstalter Helmut Russ seine Entscheidung. Zunächst hatte die "Welt" über die Absage berichtet.

Der Weihnachtsmarkt sollte vom 23. November bis 31. Dezember stattfinden. Laut "Welt" schätzt der Geschäftsführer der Weihnachtszauber Gendarmenmarkt GmbH den wirtschaftlichen Schaden auf 22 bis 25 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr besuchten rund 900.000 Gäste den Markt, darunter viele Touristen. "Es wäre in diesem Jahr das 18. Mal gewesen", sagte Russ.

Absage trotz vorbereitetem Konzept

Demnach kam es trotz intensiver Gespräche mit Vertretern des Bezirksamtes von Berlin-Mitte sowie dem Gesundheitsamt, bei denen Szenarien und Hygienekonzepte durchgespielt worden seien, letztlich "zu diesem traurigen Entschluss". Man wolle nicht das Risiko eingehen, den Markt sofort nach Eröffnung wieder schließen zu müssen, so Russ.

Erst vor wenigen Tagen hatte Russ sich im rbb noch zuversichtlich gezeigt, den Weihnachtsmarkt zu öffnen. Wie jedes Jahr sollte ein Euro Eintritt erhoben werden, Besucher hätten allerdings online ein Zeitfenster buchen müssen. Wärmebildkameras sollten Personen mit Fieber, aber auch Menschen ohne Maske erkennen. Doch dieses Konzept ist nun obsolet.

Er bedauere, dass auch rund 120 Kunsthandwerker betroffen seien, sagte Russ nach seiner Absage. Sie hätten wegen der Pandemie in diesem Jahr bislang fast gar nichts verkaufen können.

Hoffnung in Spandau und Charlottenburg

Auch die Stadt Potsdam hat den traditionellen Weihnachstmarkt "Blauer Lichterglanz" in der Innenstadt vor wenigen Tagen abgesagt. Das aktuelle Infektionsgeschehen mache es nicht möglich, einen Weihnachtsmarkt in einer ohnehin belebten Einkaufsstraße zu genehmigen, teilte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mit.

Nach wie vor stattfinden sollen derweil die Weihnachtsmärkte in Spandau und vor dem Charlottenburger Schloss. Der Spandauer Weihnachtsmarkt zieht allerdings von seinem bisherigen Standort, der Spandauer Altstadt, in die Zitadelle. Innerhalb der Anlage sei es möglich, die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, hieß es vom Veranstalter. Verzichtet wird aus Platzgründen in diesem Jahr auf eine Eislauffläche.

Auch der Betreiber des Weihnachtsmarktes vor dem Charlottenburger Schloss, Tommy Erbe, hält an seinen Plänen fest, den Markt durchzuführen. Zahlreiche Kunsthändler des abgesagten Weihnachtsmarktes vom Gendarmenmarkt hätten sich schon bei ihm gemeldet, sagte Erbe am Donnerstag dem rbb.

Wollenschläger: "Wir wollen den Menschen Licht bieten"

Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Berlin-Brandenburg, Thilo-Harry Wollenschläger, betonte am Donnerstagabend im rbb-Fernsehen, er hoffe, dass letztlich so viele Weihnachtsmärkte in der Region durchgeführt werden könnten wie möglich. Für Sicherheit sorgten elektronische Zählgeräte an den Einlässen und Ausgängen der Märkte, es gebe umfangreiche Hygienemaßnahmen. "Wir wollen den Menschen ein wenig Licht in dieser dunklen Zeit bieten. Und man darf auch nicht vergessen, dass das Ansteckungsrisiko im Freien niedriger ist als in geschlossenen Räumen", so Wollenschläger.

In Berlin dürfen die Weihnachtsmärkte trotz der steigenden Covid-19-Infektionen öffnen. Das hat der Berliner Senat kürzlich beschlossen. Auf den Märkten wird eine Maskenpflicht gelten, wie sie der Senat am vergangenen Dienstag für den öffentlichen Raum beschlossen hat. Zudem darf nach 23 Uhr kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden.

Sendung: rbb-Spezial, 22.10.2020, 20:15 Uhr

Der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Berlin-Brandenburg, Thilo-Harry Wollenschläger, betonte am Donnerstagabend im rbb-Fernsehen, er hoffe, dass letztlich so viele Weihnachtsmärkte in der Region durchgeführt werden könnten wie möglich. Für Sicherheit sorgten elektronische Zählgeräte an den Einlässen und Ausgängen der Märkte, es gebe umfangreiche Hygienemaßnahmen. "Wir wollen den Menschen ein wenig Licht in dieser dunklen Zeit bieten. Und man darf auch nicht vergessen, dass das Ansteckungsrisiko im Freien niedriger ist als in geschlossenen Räumen", so Wollenschläger.

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