Vorbereitungen beginnen - Berlin errichtet Impfzentren - auch ohne Impfstoff

Mo 09.11.20 | 14:12 Uhr
Symbolbild: Corona-Testzentrum (Quelle: dpa/Wüstneck)
Video: Abendschau | 09.11.2020 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa/Wüstneck

Obwohl es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, bereitet Berlin bereits die Einrichtung von Impfzentren vor. Dort sollen vor allem Risikogruppen sowie medizinisches Personal vorrangig geimpft werden. Doch die Dosen könnten nicht reichen.

Obwohl noch kein zugelassener Impfstoff gegen das Coronavirus bereitsteht, arbeitet der Berliner Senat bereits an der Einrichtung von Impfzentren.

Der Staatssekretär für Gesundheit, Martin Matz (SPD), sagte am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses, der Impfstoff gegen Covid-19 werde Berlin vom Bund bereitgestellt. Noch sei nicht klar, wann genau ein Impfstoff verfügbar ist, dennoch sei man mit Hochdruck dabei, Impfzentren zu errichten, so Matz. Dort sollen in der ersten Phase vor allem medizinisches Fachpersonal, Ältere oder Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden.

In Berlin könnte davon aber eine größere Anzahl von Menschen betroffen sein, als zunächst Impfdosen zur Verfügung stehen. Allerdings, so Matz weiter, wisse man noch nicht, wie viele Personen sich letztendlich wirklich impfen lassen wollen.

Biontech und Pfizer beantragen Schnellzulassung für Impfstoff

Derweil verkündeten am Montag das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech und der US-Konzern Pfizer, dass sie noch in diesem Monat in den USA die Zulassung für ihren Corona-Impfstoff beantragen. Der Impfstoff sei zu 90 Prozent wirksam, heißt es. Er wird seit Juni weltweit an 43.500 Probantinnen und Probanten getestet.

Biontech und Pfizer wollen nach eigenen Angaben eine beschleunigte Genehmigung des Medikaments beantragen, berichtet die "Tagesschau". Vor der Einreichung der sogenannten Notfallzulassung in den USA müsse aber noch ein notwendiger "Sicherheitsmeilenstein" erreicht werden, teilten die Firmen mit. Der könnte in der dritten Novemberwoche erfolgen. Anschließend gehe es um die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA.

Mehr als 600.000 Schnelltests geliefert

Vonseiten der Gesundheitsverwaltung hieß es zudem, von sechs Millionen Schnelltests, die für 2020 beschafft werden, seien inzwischen rund 610.000 eingetroffen. Rund 276.000 seien an
die stationäre Pflege und die Obdachlosenhilfe ausgeliefert worden, zudem für Eingliederungshilfe und den Öffentlichen Gesundheitsdienst. "Die Auslieferungen werden jetzt fortgesetzt", sagte Matz. Zu den Zielen zählten etwa die Krankenhäuser sowie die ambulante Pflege- und Eingliederungshilfe. Manche Kliniken und die Kassenärztliche Vereinigung hätten bereits selbst Kontingente besorgt - es gebe dann eine Mischung aus Belieferungen der Senatsverwaltung und eigenen Bestellungen. Weitere 6,5 Millionen Schnelltests könnten für die ersten vier Monate 2021 eingekauft werden, sagte Matz.

Insgesamt stellt das Abgeordnetenhaus 71 Millionen Euro für 12,6 Millionen Schnelltests bereit, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mitgeteilt hatte. Der Antigen-Schnelltest liefert den Angaben zufolge ein Ergebnis innerhalb von rund 15 bis 30 Minuten. Die Antigen-Tests gelten allerdings als weniger genau als PCR-Tests. Laut Robert Koch-Institut muss ein positives Ergebnis im Antigen-Test immer noch einmal mit Hilfe eines PCR-Tests bestätigt werden.

Gesundheitsverwaltung: Kliniken noch Herr der Lage

Weiter sagte Matz, dass die Situation in Berliner Krankenhäusern trotz der Zunahme an Covid-Patienten momentan noch zu bewältigen sei. Die Patientenzahlen seien zurzeit in Hinblick auf Bettenzahl und Personal noch zu handhaben - auch wegen der Freihaltevorgaben. Das seit Samstag angeordnete Verschieben planbarer Eingriffe diene nicht nur dem Freihalten von Betten, sondern ermögliche es den Kliniken auch, Personal umzuschichten.

Das Corona-Behandlungszentrum auf dem Messegelände sei nach wie vor in Betriebsbereitschaft, schilderte Matz. Ein Teil sei auch schon betriebsfähig und könne jederzeit in Betrieb genommen werden. Für die volle Inbetriebnahme aller Kapazitäten müsse man relativ kurzfristig Pflegekräfte hinzuziehen, "da wo sie verfügbar sind", so Matz.

Charité sieht sich vor großer Herausforderung

Auch die Charité habe die Lage derzeit im Griff, stehe aber in den kommenden Wochen vor großen Herausforderungen, betonte Charité-Direktor Ulrich Frei am Dienstagnachmittag nach einer Klinikbegehung mit Vize-Kanzler Olaf Scholz und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (beide SPD). Derzeit würden in den Häusern der Charité 86 Covid19-Patienten intensivmedizinisch betreut. Doch auch die ergriffenen Maßnahmen rund um den Teil-Lockdown würden "einen zweiwöchigen Bremsweg mit sich bringen, der unsere Kapazitäten sehr beanspruchen wird", so Frei.

Nach wie vor sei der Personalmangel in den Kliniken ein großes Problem. Beschäftigte infizierten sich vor allem im privaten Umfeld und fielen dadurch aus. Das stelle die Charité vor große logistische Herausforderungen. Gleichwohl wolle man 200 Intensivbetten für Covid-Patienten bereithalten, wobei aber auch andere Intensivpatienten nicht zu kurz kommen dürften, so Frei.

Corona-Klinik soll wohl bis Mai 2021 bestehen bleiben

Der "Tagesspiegel" berichtet, dass die Covid-19-Notklinik in den Berliner Messehallen voraussichtlich bis Mai 2021 geöffnet bleiben soll. Das erfuhr das Blatt aus Regierungskreisen. Demnach will Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) den Vorschlag am Dienstag in einer Senatssitzung anbringen.

Das Corona-Reservekrankenhaus mit 500 zusätzlichen Betten war im Mai dieses Jahres errichtet worden, nachdem die Fallzahlen stiegen und mehr Intensivbetten benötigt wurden. Bisher stehen die Betten frei, dennoch wird die Klinik weiter ausgebaut. Allerdings mangelt es derzeit an Personal, dass für die Intensivpflege ausgebildet ist.

Sendung: Inforadio, 09.11.2020, 12 Uhr

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