Bundesweit 300.000 Schüler in Quarantäne - Berlin und Brandenburg wollen an Schulöffnungen festhalten

Mi 11.11.20 | 18:08 Uhr
Schüler heben in einer Schulklasse ihre Finger. Quelle: Marijan Murat/dpa
Audio: Inforadio | 11.11.2020 | Thorsten Gabriel | Bild: Marijan Murat/dpa

Die Schulen sollen offen bleiben, darüber besteht Konsens. Doch wie das gelingen kann, ist offen. Der Lehrerverband meldet, dass bundesweit 300.000 Schüler und bis zu 30.000 Lehrer in Quarantäne sind - und fordert kleinere Klassen und Wechselunterricht.

An Berliner Schulen sind derzeit 0,2 Prozent der Schüler positiv auf das Corona-Virus getestet. Diese Zahl nannte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bei einer Anhörung im Abgeordnetenhaus. Scheeres verteidigte noch einmal die Entscheidung der Kultusministerkonferenz, die Schulen trotz des Teil-Lockdowns geöffnet zu halten, auch wenn Mindestabstände dort nicht eingehalten werden könnten.

GEW fordert Ende des Regelunterrichts

Die Senatorin verwies darauf, dass Schulschließungen besonders sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler schaden würden. Zuvor hatten Vertreter von Lehrer-, Eltern- und Schülervertretungen in der Anhörung im Hauptausschuss erneut deutlich gemacht, dass sich die Schulen in einem starken Spannungsfeld befinden: Einerseits würde reduzierter Präsenzunterricht besser vor Ansteckung schützen, andererseits sei es an vielen Schulen noch so, dass Kinder Zuhause deutlich weniger lernten als in den Schulen.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) plädierte bereits Anfang November für ein Ende des Regelunterrichts an den Berliner Schulen. Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann sprach sich am Freitag dafür aus, die Lerngruppen zu halbieren und zur Kombination aus Unterricht in der Schule und zu Hause zurückzukehren, wie es ihn in Berlin vor den Sommerferien gegeben hatte.

Ernst verteidigt Schulöffnungen in Brandenburg

Die Entscheidung, die Schulen in der Pandemie offen zu halten, verteidigte auch die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch. Im Potsdamer Landtag sagte Ernst, zur Zeit seien im Land vier Schulen geschlossen, bei 915 Schulen in Brandenburg sei das überschaubar. Es gebe aber sehr viele Lerngruppen in Quarantäne, das sei eine gezielte Reaktion auf das Infektionsgeschehen. Ein Schwerpunkt sei Cottbus.

Die Mehrheit des Landtags stimmte für einen Antrag der Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen, Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas für Räume zu prüfen, die sich schlecht lüften lassen. Außerdem soll ein gestaffelter Unterrichtsbeginn geprüft werden, damit die Schulbusse nicht zu voll sind.

Bundesweit 300.000 Schüler in Quarantäne

Bundesweit befinden derzeit sich nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes mehr als 300.000 Schüler und bis zu 30.000 Lehrer in Quarantäne. Die Schulen sollen offen bleiben - darüber herrscht breiter Konsens. Doch wie das gelingen kann, dazu gehen die Meinungen auseinander.

Die Politik habe sich zurückgezogen, sagte Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger. "Wir erleben an den Schulen jetzt einen Salami-Lockdown." In der "Passauer Neuen Presse" forderte er, an Schulen Vorsichtsmaßnahmen hochzufahren, wenn die Infektionszahlen exponentiell wachsen. Dazu zähle neben der Maskenpflicht auch die vorübergehende Wiedereinführung der Abstandsregel, was halbierte Klassen und Wechselbetrieb bedeuten würde.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wiehler sagte, Schulen seien zwar nicht die entscheidenden Treiber der Pandemie, aber die Zahlen zeigten, dass auch sie daran beteiligt seien.

Sendung: Inforadio, 11.11.2020, 17 Uhr

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