Interview | Lockdown in Griechenland - "Alle, die in der Stadt bleiben müssen, haben es schwer"

Sa 14.11.20 | 12:32 Uhr
Momentaufnahme aus Athen am Dienstag, dem 10. November 2020, am vierten Tag des landesweiten dreiwöchigen Lockdowns (Quelle: dpa/Vassilis Rempapis)
Bild: dpa/Vassilis Rempapis

Seit einer Woche befindet sich ganz Griechenland im Lockdown. Anders als in Deutschland darf man die eigene Wohnung nicht jederzeit verlassen. Eine Berliner Projekt-Koordinatorin erklärt, wie eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung damit zurechtkommt.

Griechenland hatte das Coronavirus im Frühjahr relativ glimpflich überstanden. Während die erste Welle der Pandemie große Teile Europas im Griff hatte, verzeichnete das Land bis zum 3. Mai insgesamt 2.626 Infektionen und 144 Todesfälle. Für diese Zahlen erntete Athen Lob von ausländischen Regierungen und internationalen Medien. Ausschlaggebend für diesen Erfolg war auch der strenge Lockdown, der über sechs Wochen im März und April beschlossen wurde.

Doch nach der Öffnung des Landes für den Tourismus im Sommer stiegen auch die Neuinfektionen an – zuerst leicht, dann exponentiell. Am Donnerstag wurden binnen 24 Stunden 3.315 neue Infektionen und 50 Todesfälle gemeldet. Das Land befindet sich seit vergangener Woche wieder im Lockdown (handelsblatt.de], der diesmal mindestens bis zum 30. November andauern könnte. Wer seine Wohnung verlassen möchte, muss vorher eine Ausnahmegenehmigung per SMS erhalten. Bei Missachtung der Verordnung drohen 300 Euro Bußgeld.

rbb|24 hat mit der Berliner Rehabilitationspädagogin Ronja Buggel gesprochen, die seit 2015 in Athen lebt und dort eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung leitet.

rbb|24: Seit Samstag gilt in ganz Griechenland ein Lockdown. Ist dieser mit den November-Lockdown in Deutschland zu vergleichen?

Ronja Buggel: Das ist in Griechenland deutlich strenger. Hier bedeutet der Lockdown, dass man die Wohnung nur verlassen darf, wenn man eine Ausnahmegenehmigung für einen von sechs Gründen per SMS bei einer staatlichen Hotline beantragt. Ohne Erlaubnis darf man erst gar nicht aus dem Haus.

Einen Antrag darf man stellen, um zur Apotheke oder zum Arzt zu gehen, um einzukaufen, um hilfsbedürftigen Menschen beizustehen oder Grundschüler zur Schule zu bringen. Alle anderen Schulen sind geschlossen. Erlaubt ist es auch mit einer weiteren Person zu spazieren oder seinen Hund Gassi zu führen. Aber auch das muss man erst per SMS beantragen und diese SMS auch bei einer Kontrolle vorzeigen können.

Wer kontrolliert das?

Es ist wirklich viel Polizei unterwegs und die kontrollieren das. Man wird nach der SMS und dem Ausweis gefragt. Ich wurde bis jetzt nur einmal angehalten. Die Uhrzeit muss stimmen, kriegt man nämlich die Genehmigung, ist diese auf drei Stunden begrenzt. Auch die Maske muss man draußen zu jederzeit und überall anhaben. Ein Freund hat zum Beispiel den Müll ohne Maske aus dem Haus getragen und muss nun 150 Euro Bußgeld zahlen.

Zwischen 21 und 5 Uhr gilt außerdem eine nächtliche Ausgangssperre. Schwierig ist das natürlich für Obdachlose und Flüchtlinge, die sich nicht an die Maßnahmen halten können. Wie sollen sich Obdachlose zum Beispiel an die nächtliche Ausgangssperre halten, wenn sie überhaupt keine Unterkunft haben?

Die Polizei kontrolliert das nämlich Man wird nach der SMS und dem Ausweis gefragt. Ich wurde bis jetzt nur einmal angehalten.

Die Uhrzeit muss stimmen.Die Bußgeld.

Die Maske muss man draußen und zu jederzeit. Ein Freund



Ab Freitag gilt sogar eine generelle Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr.
Die SMS an die Nummer 13033 muss über SIM-Karten der inländischen Mobilfunkanbieter versandt werden. Inhaber von ausländischen SIM-Karten, was für viele noIn Deutschland können sich zwei Haushalte treffen. Hier kann man niemanden außerhalb seines eigenen Haushalts treffen. Du bist auf einen Haushalt gebunden. Freunde die alleien wohne, können niemanden besuchen.

Die Polizei kontrolliert das nämlich Man wird nach der SMS und dem Ausweis gefragt. Ich wurde bis jetzt nur einmal angehalten.

Die Uhrzeit muss stimmen.Die Bußgeld.

Die Maske muss man draußen und zu jederzeit. Ein Freund



Ab Freitag gilt sogar eine generelle Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr.
Die SMS an die Nummer 13033 muss über SIM-Karten der inländischen Mobilfunkanbieter versandt werden. Inhaber von ausländischen SIM-Karten, was für viele noIn Deutschland können sich zwei Haushalte treffen. Hier kann man niemanden außerhalb seines eigenen Haushalts treffen. Du bist auf einen Haushalt gebunden. Freunde die alleien wohne, können niemanden besuchen.

Die Polizei kontrolliert das nämlich Man wird nach der SMS und dem Ausweis gefragt. Ich wurde bis jetzt nur einmal angehalten.

Die Uhrzeit muss stimmen.Die Bußgeld.

Die Maske muss man draußen und zu jederzeit. Ein Freund



Ab Freitag gilt sogar eine generelle Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr.
Die SMS an die Nummer 13033 muss über SIM-Karten der inländischen Mobilfunkanbieter versandt werden. Inhaber von ausländischen SIM-Karten, was für viele noIn Deutschland können sich zwei Haushalte treffen. Hier kann man niemanden außerhalb seines eigenen Haushalts treffen. Du bist auf einen Haushalt gebunden. Freunde die alleien wohne, können niemanden besuchen.

Die Polizei kontrolliert das nämlich Man wird nach der SMS und dem Ausweis gefragt. Ich wurde bis jetzt nur einmal angehalten.

Die Uhrzeit muss stimmen.Die Bußgeld.

Die Maske muss man draußen und zu jederzeit. Ein Freund



Ab Freitag gilt sogar eine generelle Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr.
Die SMS an die Nummer 13033 muss über SIM-Karten der inländischen Mobilfunkanbieter versandt werden. Inhaber von ausländischen SIM-Karten, was für viele noIn Deutschland können sich zwei Haushalte treffen. Hier kann man niemanden außerhalb seines eigenen Haushalts treffen. Du bist auf einen Haushalt gebunden. Freunde die alleien wohne, können niemanden besuchen.

Wie gehen die Griechinnen und Griechen damit um?

Wer kann, rettet sich aufs Land. Sehr viele Athener haben die Stadt verlassen, um in ihre Heimatdörfer zurückzukehren – was Sinn macht, weil man auf dem Land ein wenig mehr Raum hat, als in der Stadt in der Wohnung zu verharren.

Das Problem ist, dass der Lockdown erst zwei Tage vorher angekündigt worden ist. Das heißt alle waren einkaufen. Die Straßen waren voll. Dadurch waren dann zwei Tage vor dem Lockdown alle auf engstem Raum zusammen.

Für Alte, Menschen mit Behinderung, Obdachlose, Flüchtlinge gibt es leider überhaupt keine Unterstützung. All diejenigen, die in der Stadt bleiben müssen, haben es schwer. Im Taxi und im Auto darf man jetzt nur noch zu zweit sitzen, die Busse sind aber völlig überfüllt. Denn es wurden keine zusätzlichen Busfahrer eingestellt, sondern Polizisten, die das Ganze dann kontrollieren.

Nun ist das nicht der erste Lockdown in Griechenland seit Ausbruch der Corona-Pandemie. im März und April galten schon einmal strenge Ausgangssperren. Wie haben Sie diesen Zeitraum erlebt?

Für alle die im PIKPA (Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche in Attika, Anm. der Red.) arbeiten, war das eine besonders schwierige Zeit. Um die Kinder betreuen zu können, hätten wir bei Betreten der Einrichtung einen negativen Corona-Test vorweisen müssen. Die Tests haben damals 400 Euro gekostet. Unsere Organisation hatte die Kapazitäten für solche Tests einfach nicht.

Deswegen habe ich mich mit einer Kollegin, vier Freiwilligen und der Griechischlehrerin bereit erklärt, drei Wochen in Hausquarantäne zu verbringen, um dann in die Einrichtung gehen zu können. Da sind wir dann erstmal auch geblieben – sechs Wochen lang. Selbst Nahrungsmittel haben wir von einem Supermarkt in die Einrichtung liefern lassen. Wir haben das Gelände des PIKPA erst im Mai verlassen, als der Lockdown aufgehoben wurde.

Wie sind die Kinder und Jugendlichen in der Einrichtung mit den Maßnahmen klargekommen?

Niemand hat den Kindern gesagt, was dieses Coronavirus bedeutet. Außer den Krankenschwestern war in den ersten drei Wochen niemand für sie da. Es gab keine Therapeuten und Sozialarbeiter in der Einrichtung. Alle hatten aufgehört zu arbeiten. Es gab keine Bezugsperson für die Kinder.

Das hatte zur Folge, dass Autoaggressionen sehr angestiegen sind – gerade bei den Kindern mit Autismus. Einige haben Fenster eingeschlagen, haben Sachen umhergeschmissen. Wir haben dann erstmal versucht, eine Balance einzuhalten, damit die Kinder nicht den ganzen Tag im Bett liegen. Doch auch das war sehr schwierig. Wir hatten zwar ein Programm, aber das wurde ständig unterbrochen, weil die Kinder immer öfter Krisen hatten.

Es war wichtig für die Kinder da zu sein. Weil es viele Aggressionen gab, haben wir versucht das durch Stimulation zu kompensieren. Aber wenn du mit 15 bis 20 Kindern jeden Tag in einem Haus sitzt, dann wirst du irre.

Was waren die Folgen des ersten Lockdowns für Sie und Ihr Umfeld?

Für manche war der Lockdown ganz schlimm. Ein Freiwilliger in unserer Gruppe zum Beispiel berichtete nach dem ersten Lockdown von Halluzinationen.

Für mich ist es wichtig, dass die Einrichtung aus den Fehlern des ersten Lockdowns gelernt hat. Jetzt wurde entschieden, dass auch NGO-Mitarbeiter und freiwillige Helfer als Pflegepersonal gelten und nun wenigstens abends wieder nach Hause gehen dürfen.

Was haben Sie aus dem ersten Lockdown gelernt?

Ich habe aus dem ersten Lockdown gelernt, wie sehr die Menschen Austausch und Miteinander brauchen und inwiefern diese Faktoren auch zu unserer Gesundheit beitragen. Umso mehr brauchen wir ein solidarisches Handeln und müssen weg von einem Angst getriebenen Denken kommen.

Wir werden mit dem Scheitern des Systems konfrontiert und es liegt an uns, neue Antworten zu formen. Mir persönlich sind meine Lebensvisionen in dieser Zeit viel bildlicher geworden: Ein Leben in Diversität und im Einklang mit der Natur, die Wichtigkeit von Freundschaft, Humor, Miteinander.

Wie planen Sie, durch den November-Lockdown zu kommen?

Mit der Fortsetzung unserer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung, denen jegliche Ressourcen zur Kommunikation und der seelischen Unterstützung versagt werden, und natürlich mit vielen Telefonaten, dem Erledigen von alten To-Do Listen, Büchern, schlechten Detektivserien etc.

Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Efthymis Angeloudis, rbb|24

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