Zu wenige Impfdosen für einen Vollstart - Berlin startet Impfungen zunächst nur in der Arena Treptow

Di 22.12.20 | 08:18 Uhr
Muster-Impfkabinen stehen bisher im zukünftigen Impfzentrum in der Arena Berlin in Treptow. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Video: Abendschau | 21.12.2020 | Ulli Zelle | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Mit weitaus weniger Impfdosen als erwartet muss das Land Berlin vorerst auskommen. Das hat auch Folgen für die Impfzentren in der Stadt. Von ihnen wird zunächst nur eines mit der Arbeit beginnen. Doch Projektleiter Broemme sieht darin auch einen Vorteil.

Von den sechs Berliner Corona-Impfzentren wird am 27. Dezember zunächst nur eins seinen Betrieb aufnehmen. Laut Projektleiter Albrecht Broemme geht die Impfstelle in der Arena im Ortsteil Treptow als erstes ans Netz, wie Broemme am Montag im Inforadio des rbb sagte. Grund seien die zunächst nur beschränkt abrufbaren Impfdosen. Einsatzbereit sind laut Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) alle sechs Impfzentren.

"Am 27. Dezember werden bis zu 60 mobile Impfteams starten, auch die Impfzentren gehen ans Netz, zuerst aber nur die Arena, weil noch nicht genug Impfstoff für alle da ist", sagte Broemme wörtlich. Er sieht darin auch einen Vorteil: "Ein Start von null auf hundert würde vielleicht auch schief gehen, wir fahren lieber Schritt für Schritt hoch und machen noch ein paar Verbesserungen, wo wir sie erkennen. Denn wir müssen einen sehr guten Ablauf der Impfungen organisieren", betonte der ehemalige Chef der Berliner Feuerwehr.

Über-80-Jährige sowie Menschen in Pflegeheimen in der ersten Gruppe

Wie Gesundheitssenatorin Kalayci am Dienstag im Inforadio sagte, sollen am Sonntag zunächst 40 mobile Impfteams damit beginnen, Pflegeheimbewohner gegen das Coronavirus zu impfen. Sobald ausreichend Impfstoff vorhanden sei, könne die Zahl der Impfteams auf 60 erhöht werden.

Zunächst sollen Über-80-Jährige sowie Menschen in Pflegeheimen und das dortige Personal geimpft werden. Hinzu kommt medizinisches Personal in besonders sensiblen Bereichen von Krankenhäusern wie Intensivstationen. Diese Personengruppe soll in den jeweiligen Krankenhäusern geimpft werden.

Kalayci sagte, sie hoffe, dass viele Berlinerinnen und Berliner das Angebot annehmen und sich impfen lassen. Ab Januar würden wöchentlich knapp 30.000 Impfdosen nach Berlin geliefert. Bis Ende Februar sollen nach Kalaycis Einschätzung die Menschen in Pflegeheimen geimpft sein.

Broemme kritisiert Zeitplan der Impfverordnung

Oberste Priorität in den Impfzentren müsse die Hygiene haben, daneben müsse dort Übersichtlichkeit herrschen. "Unsere Handwerker und wir haben da durchaus von unseren Erfahrungen mit dem Corona-Behandlungszentrum profitiert", bilanziert Broemme, der auch schon das Corona-Reservekrankenhaus auf dem Berliner Messegelände organisiert hatte. Noch wird das provisorische Behandlungszentrum nicht benutzt, es soll Corona-Patienten mit mittleren und schweren Krankheitsverläufen versorgen.

Zurzeit laufe die Abnahme der sechs Impfzentren durch die Gesundheitsämter. Broemme geht davon aus, dass spätestens Mitte Januar alle Impfzentren in Betrieb gegangen sein werden und gut funktionieren. Gleichzeitig kritisierte Broemme knappe Entscheidungen bei der Corona-Impfstrategie.

Dadurch habe es nur sehr wenig Zeit für die Planung gegeben: "Bis vor vier Wochen haben wir nicht gewusst, wer zuerst geimpft werden würde." Die Impfverordnung sei bei ihm erst am Samstag auf den Tisch gekommen, "und die wäre normalerweise eine gute Planungsunterlage gewesen. Dann hätten wir die in zwei Monaten in Ruhe fertig machen können. Aber genauso lief's eben nicht", so Broemme.

Steinmeier: "Licht am Ende des Tunnels"

Das Impfzentrum in der Arena in Treptow ist mit seinen 80 Impfkabinen das größte Berlins. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Montag gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) das Impfzentrum. Steinmeier sprach mit Blick auf den Start von Corona-Impfungen von einem "Tag der Hoffnung". "Jeder Impfvorgang ist ein kleiner Schritt in Richtung Normalität, die wir uns alle wieder wünschen", sagte Steinmeier. Es sei ein "Licht am Ende des Tunnels" erkennbar.

Menschen, die beim Impfen noch größeren Aufklärungsbedarf sehen, könnten sich in den Impfzentren umfassend beraten lassen, sagte Steinmeier: "Es gibt eine allgemeine Aufklärung." Steinmeier betonte, dass eine große Zahl von Impfungen nötig ist, um eine weitgehende Immunisierung der Bevölkerung zu erreichen. Eine Corona-Impfung sei somit auch "ein Akt gesamtgesellschaftlicher Solidarität".

Impfstoff jetzt in der EU zugelassen

Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung vom Montag sollen bis Ende Dezember 58.750 Impfdosen geliefert werden und im neuen Jahr dann 29.750 Impfdosen pro Woche. Für eine Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff braucht man zwei Dosen.

Der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer ist am Montag von der EU-Kommission zugelassen worden [tagesschau.de]. Zuvor hatte die Europäische Medikamentenbehörde EMA grünes Licht gegeben.

Über die Weihnachtsfeiertage soll der Impfstoff an die Bundesländer ausgeliefert werden. Auch in Brandenburg soll er ab dem 27. Dezember zum Einsatz kommen, hier zunächst in Pflegeheimen, dabei vor allem im Süden des Landes, wo das Infektionsgeschehen am stärksten ist. In Brandenburg wird zum Auftakt der Impfungen mit 10.000 Impfdosen gerechnet.

Sendung: Inforadio, 21.12.2020, 09:05 Uhr

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