Potsdam, Frankfurt (Oder), Cottbus - Mitarbeiter in Brandenburger Kliniken werden geimpft

Di 29.12.20 | 17:14 Uhr
Impfstart am Klinikum Frankfurt (Oder) (Quelle: rbb/Robert Schwaß)
Video: Brandenburg Aktuell | 29.12.2020 | Ludger Smolka | Bild: rbb/Robert Schwaß

Seit Dienstag wird in Brandenburg das medizinische Personal in den Kliniken gegen Covid-19 geimpft. Gesundheitsministerin Nonnemacher warnt angesichts der hohen Infektionszahlen vor zu viel Euphorie.

In Brandenburg werden seit Dienstag auch Krankenhaus-Mitarbeiter gegen das Coronavirus geimpft. Die Impfungen werden in acht Schwerpunkt-Kliniken durchgeführt - zum Beispiel in Potsdam, Cottbus, Senftenberg und Frankfurt (Oder).

Am dortigen Klinikum im Frankfurter Stadtteil Markendorf sollen 180 Beschäftigte im Verlauf eines Tages geimpft werden. Knapp 80 Prozent der Klinik-Mitarbeiter wollen sich impfen lassen, sagte der stellvertretende ärztliche Direktor Michael Kiehl dem rbb. In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche mit seinen Kollegen geführt, um die Angst vor dem Impfstoff zu nehmen: Nein, es gebe durch das Serum keine genetischen Veränderungen im Körper. Bis Anfang Januar sollen alle Beschäftigten, die es wollen, geimpft werden.

Der Pneumologe nennt die Impfungen einen "Lichtblick in einem Jahr mit vielen Herausforderungen". Jetzt im Winter komme zu den "normalen saisonalen Ausfällen" Corona-Infektionen beim Personal hinzu. "Das war schon hart zu kompensieren", sagt Micheal Kiehl, "und das nagt an einem." Von den 42 Covid-Patienten, die derzeit in Frankfurt (Oder) behandelt werden, sind 10 Intensivpatienten.

Vermeiden, dass noch mehr Klinikbeschäftigte ausfallen

Das Klinikum Niederlausitz in Senftenberg plant nach eigenen Angaben am Dienstag und Mittwoch mindestens 240 Impfungen des Personals und noch einmal so viele in der zweiten Januarwoche.

Geschäftsführer Tobias Vaasen sagte dem rbb, die Impfbereitschaft unter seinem Personal sei hoch. Er hoffe auf eine Impfquote von weit mehr als 60 Prozent unter den 240 Beschäftigten. Es gehe auch darum, dass nicht noch mehr Klinikbeschäftigte erkranken oder in Quarantäne müssen. Mit den Impfungen seien sechs Ärzte beschäftigt. Anvisiert sei eine Durchimpfung möglichst aller Mitarbeiter bis inklusive Mittwoch. Das Klinikum hat zur Durchführung der Impfungen fünf Ärzte und fünf weitere Mitarbeiter bereitgestellt.

Demnach stehen neun Zimmer für Aufnahme, Aufklärung, Impfung, Beobachtung und bei Bedarf zur medizinischen Notfallversorgung zur Verfügung bereit, wie es in einer Mittleilung der Klinik heißt. "Wir erhoffen uns weniger Ausfälle beim Personal, das für die Sicherung der Krankenversorgung in der Region so dringend benötigt wird", so Vaasen.

Potsdam: Impfung für Klinikpersonal in Hochrisikobereichen

Im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann wurde die Impfstelle im zentralen Konferenzraum untergebracht, wie Sprecherin Damaris Hunsmann berichtete. Zwölf Mitarbeiter an vier Beratungs- und Aufklärungsplätzen und zwei Impfplätzen sollen die Impfungen schnell
umsetzen. Bis zu 200 Impfungen pro Tag sollen möglich sein. Zunächst werden den Angaben zufolge Klinikmitarbeiter in Hochrisikobereichen geimpft - die Impfstrategie orientiert sich an den Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI). Das wären etwa die Covid-Stationen und
die Zentrale Notaufnahme. Bis zum 1. Januar sollen die ersten 500 Mitarbeiter Impfungen gegen das Virus erhalten.

Nonnemacher warnt vor zu viel Euphorie

Auch am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) haben Mitarbeiter seit Dienstag die Möglichkeit, sich gegen das Virus impfen lassen. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) warnte bei ihrem Besuch in dem Krankenhaus vor zu viel Euphorie. Es werde noch viele Wochen dauern, bis sich die Impfungen auf das Infektionsgeschehen auswirkten, sagte die Ministerin am Dienstag bei einem Besuch am Carl-Thiem-Klinikum.

Nach Angaben von CTK-Geschäftsführer Götz Brodermann hatte das Klinikum am Montag 200 Impfdosen für zwei Tage erhalten, weitere 1.000 sollen nächste Woche folgen. Das Klinikpersonal sei derzeit einer Dreifachbelastung ausgesetzt, berichtete Markus Niggemann, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Carl-Thiem-Klinikum Cottbus GmbH: "Höchststand an Patienten, Höchststand an covidbedingtem Mitarbeiterausfall und gleichzeitig Personalbindung für die Impfung."

Nach Angaben der Gesundheitsministerin ist in ganz Brandenburg aktuell über 30 Prozent des medizinischen Personals selbst an Covid-19 erkrankt, befindet sich in Quarantäne oder leidet an anderen Krankheiten. Sie warne deshalb davor, zu glauben, dass jetzt alles überstanden sei, betonte Nonnemacher. Die eigentliche "Durststrecke" komme noch. Der Januar werde ein "extrem schwieriger Monat", schätzte die Ministerin ein. Die hohen Infektionszahlen der vergangenen Tage würden sich mit 14 Tagen Verzögerung in den Krankenhäusern widerspiegeln.

Südbrandenburg bleibt Corona-Hotspot

Impfungen sind am Dienstag unter anderem auch am Städtischen Klinikum Brandenburg und in den Ruppiner Kliniken Neuruppin gestartet. Nach aktuellem Stand wird das Land Brandenburg laut Ministerium bis Ende Dezember 2020 in mehreren Lieferungen insgesamt 39.000 Impfdosen angeliefert bekommen. Von diesen ersten Impfdosen müsse die Hälfte als Reserve für die notwendige Zweitimpfung aufbewahrt werden, hieß es.

Mit Sieben-Tage-Inzidenzen von 510 in Elbe-Elster, 418 in Oberspreewald-Lausitz und 381 in Cottbus ist der Süden Brandenburgs aktuell Corona-Hotspot des Bundeslands. In den Städten Potsdam (259) und Frankfurt (Oder) (220) ist die Infektionslage etwas weniger angespannt.

Sendung: Inforadio, 29.12.2020, 08:20 Uhr

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