Risikobegegnungen - Wenn die Corona-Warn-App grundlos warnt

Mo 07.12.20 | 18:54 Uhr
Symboldbild: Auf einem Smartphone zeigt die geöffnete Corona-Warn-App nach drei Risiko-Begnungen ein erhöhtes Risiko an. (Quelle: dpa/J. Kalaene)
Bild: dpa/J. Kalaene

Nutzer der Corona-App berichten von offenbar falschen Warnhinweisen, die sie erhalten haben - etwa auf ein altes Handy, das nur im Haus herumliegt. Tatsächlich gibt es bei der Bluetooth-Technologie Fehlerquellen.

"Okay, jetzt wird es mysteriös", berichtet der Nutzer "Cyberschlumpf" auf Twitter: Sein altes Zweithandy, das nur im Wohnzimmer herumliege, habe ihm über die Corona-Warn-App eine Warnmeldung geschickt - dabei sei niemand mit einem positiven Test in seinem Wohnzimmer gewesen. Auch andere Nutzer der App berichten von offensichtlich falschen Meldungen, die sie erhalten haben: So seien rote Warnungen mit dem Datum einer erhöhten Risikobewertung verschickt worden, wobei die Nutzer beteuern, an diesem Tag das Haus gar nicht verlassen zu haben.

Entwickler: Genauigkeit liegt bei 80 Prozent

Im Netz wird spekuliert über dünne Wände zum Wohnungsnachbarn, die das Bluetooth-Signal der App durchdringen kann, oder über Menschen, die sich vielleicht längere Zeit in einem Hauseingang aufhalten und ihr Signal in die Wohnungen verbreiten.

Nach Angaben der Entwickler habe die App eine Genauigkeit von 80 Prozent, sagt Robin Houben, Sprecher des Corona-Warn-App-Teams. Und ja, es sei möglich, dass das Bluetooth-Signal Wände durchdringe - und ein Kontakt in die Berechnungen einfließe, auch wenn sich die Nutzer der App nicht persönlich trafen. Über weitere denkbare Konstellationen - etwa Zugreisende, die nur wenige Meter entfernt, aber in verschiedenen Abteilen sitzen und dabei Daten austauschen - wollte Houben nicht spekulieren. Grundsätzlich könne man Irrtümer der Nutzer bei vermeintlich falschen Warnungen aber ebensowenig ausschließen wie einen Messfehler der App, der zu der falschen Risikoberechnung führte.

Die Corona-Warn-App arbeitet bei der Risikoermittlung mit mehreren Parametern, entscheidend ist dabei vor allem die Dauer eines Kontakts zu einer später Corona-positiv getesteten Person sowie die Entfernung zu dieser. Dabei gelten Begegnungen von unter zehn Minuten generell als unbedenklich, ebenso solche, in der beide Personen mindestens acht Meter voneinander entfernt waren. In die Berechnung des Risikos kann außerdem einfließen, wieviele Tage seit der Begegnung vergangen sind, um Rückschlüsse auf die Infektiosität zu ziehen.

Plötzlich ist alles rot

Für Verwirrung bei vielen Nutzern der App sorgte auch die Tatsache, dass nach einer roten Warnung in der App sämtliche Risiko-Begegnungen rot eingefärbt werden - also auch jene, die zuvor grün waren. Dadurch kann der Eindruck entstehen, man habe ausschließlich Hochrisiko-Begegnungen gehabt. Das jedoch soll sich beim nächsten Update ändern, hat das RKI angekündigt - und zwar noch vor Weihnachten.

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