Risiken und Nebenwirkungen - Was wir über die Corona-Impfungen wissen - und was nicht

Fr 01.01.21 | 08:54 Uhr | Von Haluka Maier-Borst und Frank Preiss
Symbolbild: Eine Forscherin mit Schutzanzug, Maske und einer Impfstoffampulle (Bild: imago images)
Bild: imago images

Am 27. Dezember haben die ersten Corona-Impfungen in Berlin und Brandenburg begonnen. Auch die Impfzentren sind weitgehend eingerichtet. Nach und nach sollen die Menschen nun geimpft werden - und doch bleiben Fragen offen. Von Haluka Maier-Borst und Frank Preiss

Dieser Beitrag wird seit dem Jahreswechsel nicht mehr aktualisiert. Alle aktuellen Fragen und Antworten zu Impfungen in Berlin und Brandenburg finden Sie hier.

Welche Impfstoffe gibt es und wie wirksam sind sie?

Bislang ist hauptsächlich die Rede von drei Impfstoffen, weil sie in der Studienphase III ausreichende Resultate vorgewiesen haben. Zum einen der Impfstoff von Biontech/Pfizer, einen weiteren bietet der Pharmakonzern Moderna an und dann gibt es noch das Produkt des Konzerns Astrazeneca. Bei Biontech/Pfizer und Moderna liegt die Wirksamkeit für Doppelimpfungen nach vorläufigen Daten bei rund 95 Prozent [bmj.com].

Wichtig ist dabei zu beachten, dass das nicht bedeutet, dass zum Beispiel 95 Prozent oder mehr der Geimpften geschützt sind. Es bedeutet stattdessen, dass Geimpfte eine relative Reduktion des Risikos um 95 Prozent im Vergleich zu Nicht-Geimpften hatten. Wenn also in der Studie sich innerhalb einer Zeitraums zehn Prozent der Studienteilnehmer mit Placebo nachweislich angesteckt hatte und Symptome zeigte, so galt das bei den Geimpften nur für ein halbes Prozent der Teilnehmenden.

Der Immunologe der Berliner Charité, Stefan Kaufmann, zeigte sich im Gespräch mit Inforadio von den Impfstoffen Moderna und Biontech-Pfizer überzeugt: Sie würden einen ausgezeichneten Schutz hervorrufen, sagte Kaufmann. Das zeigten die Tests an insgesamt 40.000 Freiwilligen.

Beim Impftstoff von Astrazeneca ist die Lage komplizierter. Bei brasilianischen Probanden, die zwei volle Dosen des Impfstoffs bekamen, lag die Effektivität bei 62 Prozent. Bei britischen Probanden, die versehentlich bei der ersten Impfung nur die halbe Dosis bekamen, lag die Effektivität bei 90 Prozent. Wegen dieser uneinheitlichen Verabreichung hat Astrazeneca beschlossen, so weit möglich die noch laufende Studienphase III umzustellen. Noch ungeimpfte Probanden sollen beim ersten Mal die halbe Dosis bekommen [pharmazeutische-zeitung.de].

Wie groß ist die Gefahr von Nebenwirkungen?

Sowohl bei Pfizer als auch Moderna entwickelten etwa zwei Prozent der Geimpfte ernsthafte Nebenwirkungen. Dazu gehört zum Beispiel ein hohes Fieber von 39 bis 40 Grad Celsius [sciencemag.de]. Das heißt aber nicht, dass die restlichen Geimpften gar keine Nebenwirkungen spüren, erklärt Carlos A. Guzmán, Impfstoffforscher am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

"Bei Vektorimpfstoffen auf mRNA-Basis oder mit Adenoviren hat etwa die Hälfte der Geimpften lokale oder systemische nicht gravierende Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schlappheit oder Schmerzen an der Einstichstelle. Das ist ein deutlich höherer Anteil als bei vielen etablierten Impfstoffen", sagt er.

Trotzdem ist es Guzmán wichtig zu betonen, dass die Impfstoffe nach allem was man bisher weiß, so sicher sind wie auch andere Impfstoffe. Das, was derzeit unbekannt sei, seien hauptsächlich zwei Arten von Nebenwirkungen.

Zum einen seien das die Nebenwirkungen, die deutlich verspätet auftreten. "Das ist ein Unterschied im Vergleich zu einem regulären Zulassungsverfahren, wo man die Zeit hätte, sich die Langzeitfolgen anzuschauen. Aber in der Regel taucht der Großteil der Nebenwirkungen bei Impfungen eher zeitnah im Anschluss an die Impfung auf", sagt Guzmán.

Und zum anderen sind da die extrem seltenen Nebenwirkungen, zum Beispiel solchen die nur bei einem von 50.000 oder einem von 100.000 oder einem von einer Millionen Geimpften auftauchen. Aber auch bei anderen Impfstoffen sei dies eine Unsicherheit, die man nicht vor der Marktzulassung ausschließen könne.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Bürgern nach einer Corona-Impfung die Möglichkeit geben, per App mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen schnell zu melden. "Wir werden das sehr, sehr transparent machen, über alles informieren und alles sofort darstellen, was es an zusätzlichen Informationen gibt, bei der Zulassung und auch danach", sagte Spahn am 15. Dezember in den ARD-"Tagesthemen". Vertrauen sei beim Impfen das "Allerallerwichtigste".

Was passiert bei dauerhaften Impfschäden?

Wie mit Impfschäden umgegangen wird, ist im Infektionsschutzgesetz in §60 geregelt [gesetze-im-internet.de]: Hier haften der Bund beziehungsweise die Länder gemäß des Bundesversorgungsgesetzes, weil die Impfung offiziell empfohlen wurde.

Impfschäden sind allerdings extrem selten. Das Paul-Ehrlich-Institut wies in einer älteren Statistik für die Jahre 2005 bis 2009 zum Beispiel gerade einmal 169 anerkannte Fälle in Deutschland aus [saarland.de].

Wie lange hält die Impfung?

Das weiß man noch nicht, schlicht weil nicht genügend Zeit seit den Impfungen der Probanden vergangen ist. Was sich aber sagen lässt, ist, dass auch noch einige Zeit nach der Impfung bei den Probanden die Menge an Antikörpern im Blut hoch ist. "Das lässt darauf hoffen, dass auch die Immunität eine Weile anhält", sagt Guzmán. Ob jedoch eine jährliche Auffrischung notwendig ist oder der Schutz auf Jahre anhält, bleibt ungewiss.

Die ersten Impfungen haben begonnen - warum ging alles so schnell?

Die EU-Kommission hat am 21. Dezember den ersten Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen. Das Robert-Koch-Institut hat anschließend seine Impfempfehlung offiziell erlassen. Zudem musste das Paul-Ehrlich-Institut die Impfdosen stichprobenartig testen, bevor sie ausgeliefert werden konnten. Das dauert in der Regel etwa zwei bis vier Tage.

Das Land Berlin hat am 27. Dezember mit den Impfungen begonnen - zunächst in Pflegeheimen und im Impfzentrum in der Arena, das allerdings zwischen 30. Dezember und 3. Januar geschlossen hatte. Am 4. Januar nahm es seinen Betrieb wieder auf. Auch im Land Brandenburg starteten die Impfungen - zunächst in einem Pflegeheim im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, inzwischen auch in Schwerpunkt-Kliniken der Region.

Der Wissenschaftsjournalist David Beck betont im Gespräch mit Inforadio, dass bei der Zulassung der Impfstoffe nichts mit heißer Nadel gestrickt werde. Oberste Priorität der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sei die Sicherheit.

Carlos A. Guzmán erklärt ebenfalls, dass die Geschwindigkeit bei der Entwicklung der Impfstoffe nichts damit zu tun habe, dass man nicht genügend vorsichtig getestet hat. "Man hatte schlicht zwei große Vorteile: Erstens hatten die Forscher/innen viele Grundlagen, auf denen sie bereits aufbauen konnten. Und zweitens hatte man quasi unbegrenzte Ressourcen."

So seien Corona-Viren seit Jahren erforscht. Dass das charakteristische Spike-Protein ein guter Ansatzpunkt für einen Impfstoff ist, sei sehr schnell klar gewesen. Außerdem habe man seit Jahrzehnten die Grundprinzipien für mRNA- und Adenovirus-basierte Impfstoffe entwickelt. Und man habe eben an vielen Standorten mit vielen Forschern und viel Geld gleichzeitig forschen können – anstatt auf Bewilligung von Mitteln und Geldern lange warten zu müssen.

Wie viele Impfdosen werden Berlin und Brandenburg bekommen?

Die erste Lieferung von Biontech/Pfizer ist am 26. Dezember eingetroffen. Erwartet würden 151.125 Impfdosen für ganz Deutschland, teilte die Berliner Gesundheitsverwaltung mit, die derzeit der Gesundheitsministerkonferenz vorsteht. Am 28. Dezember folgten demnach weitere 521.625 Impfdosen, am 30. Dezember 672.750. Gesundheitsminister Spahn kündigte an, dass im Januar jede Woche mindestens weitere 670.000 Dosen ausgeliefert werden sollen.

Der Bund lässt das Präparat je nach Bevölkerungsanteil an insgesamt 27 feste Standorte in den Bundesländern liefern. Berlin sollte bis Ende Dezember 58.750 Impfdosen geliefert bekommen und im neuen Jahr dann 29.750 Impfdosen pro Woche. Für eine Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff braucht man zwei Dosen.

Brandenburg erwartete bis zum Jahresende 39.000 Impfdosen, die zunächst 19.500 Bewohnern und Beschäftigten von Pflegeheimen verabreicht werden sollten.

Was kosten die Impfstoffe?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird wohl pro Dosis 17 Euro kosten also rund 35 Euro pro Patient, weil es zwei Dosen des Vakzins braucht. 13 bis 21 Euro werden es wohl pro Dosis bei Modernas Impfstoff sein und somit ungefähr 25 bis 41 Euro pro Patient. Astrazenecas Impfstoff ist deutlich billiger und wird ungefähr 2,00 bis 3,50 Euro pro Dosis kosten [ft.com]. Das liegt daran, dass dieser Impfstoff eben einen anderen Wirkmechanismus nutzt. Darum muss er auch weniger kühl gelagert werden als die beiden anderen Impfstoffe. Bei Astrazeneca liegt die Temperatur bei 2 bis 8 Grad Celsius, bei Pfizer sind es minus 70 Grad Celsius [apnews.com].

Wird es eine Impfpflicht geben?

Nein, die Impfungen werden auf freiwilliger Basis durchgeführt, sie kosten den Impfling auch kein Geld. Die Kosten für die Impfung übernehmen die Krankenkassen. Die Kosten für die Einrichtung und Unterhaltung sowie den Betrieb der Impfzentren übernehmen Bund und Länder.

Kann ein Geimpfter das Coronavirus weitertragen?

Das bleibt eine der großen Ungewissheiten. Denn in den Moderna- und Pfizer/Biontech Studien wurde nur getestet, ob die Geimpften und die Ungeimpften eine symptomatische Form von Covid-19 entwickeln. Ob sie aber vielleicht asymptomatisch das Virus weitergeben können, das wurde nicht geprüft. Die Astrazeneca-Studie hingegen hat versucht, auch asymptomatische Erkrankungen mit wöchentlichen Abstrichen aufzuspüren. Diese Studie ist aber wegen der uneinheitlichen Dosierung des Impfstoffs und anderer Makel in die Kritik geraten. Darum plant AstraZeneca die Studienphase III mit der optimierten Dosierung fortzusetzen.

Carlos A. Guzmán erklärt, dass man primär darauf setzen sollte, mit dem Impfstoff Risikogruppen zu schützen. Wie gut das aber gelinge, sei auch nicht vollends sicher. "Die Studien müssten viel, viel größer sein, um fundierte Aussagen darüber zu treffen, wie gut die Vakzine Individuen aller Risikogruppen zum Beispiel schützen oder wie gut sie schwere Verläufe oder gar Todesfälle verhindern.“ Derzeit bleibt uns vor allem der plausible Schluss, weniger symptomatische Infektionen wird auch wohl heißen, dass weniger Menschen schwer erkranken und weniger an Covid-19 sterben.

Wie viele Menschen müssen geimpft werden, damit wir wieder zum Alltag zurückkehren können? Und wie lange dauert das?

Das ist schwierig zu sagen, weil es viele unbekannte Faktoren gibt. Eine grobe Annahme wäre zu sagen, dass mehr Normalität möglich ist, wenn alle Risikogruppen geimpft sind. Das sind in Deutschland bis zu 40 Prozent der Bevölkerung laut Aussagen des Bundesgesundheitsministers Jens Spahns (CDU) [t-online.de]. Dann wären nur die jüngeren Menschen noch gefährdet, die aber in der Regel mildere Verläufe von Covid-19 durchleben. Eine andere Richtmarke dagegen ist der Zeitpunkt, wenn Herdenimmunität erreicht ist. Das ist je nach Modell in etwa ein Anteil von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung [aerztezeitung.de]. Entsprechend ist schwierig zu sagen, wann mehr Normalität möglich ist. Experten gehen aber davon aus, dass der Winter 2021 deutlich normaler verlaufen wird als der aktuelle.

Wieso werden Kinder nicht geimpft und wieso gibt es kaum Studien zu den Impfstoffen mit Kindern?

Es ist verständlich, dass Eltern sich fragen, wieso ihre Kinder nicht geimpft werden. Carlos A. Guzmán erklärt es so: "Zunächst müssen die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe in Erwachsenen nachgewiesen werden. Erst danach können nach und nach entsprechende Studien an immer jüngeren Kindern erfolgen. Außerdem ist das Risiko, dass ein Kind mit Corona schwer krank wird, sehr gering. Dazu kommt noch, dass das Risiko gravierender Nebenwirkungen durch eine Impfung noch nicht bekannt ist. Das heißt, dass auch wenn ein Impfstoff für Kinder zugelassen ist, die Kosten-Nutzen-Abwägung für Kinder, die nicht zu einer entsprechenden Risikogruppe gehören, sehr gewissenhaft geschehen muss.“

Wie werden die Impfungen ablaufen?

Jeder Impfling muss etwa 70 Minuten für den gesamten Vorgang einkalkulieren, erklärte der Projektleiter der Impfzentren, Albrecht Broemme, Anfang Dezember. Der Impfvorgang selbst dauert nur wenige Augenblicke. "In den 70 Minuten wären Anmelden, Papierkram, Spritzen und 30 Minuten Wartezeit mit drin", so Broemme. Man kann davon ausgehen, dass in Brandenburg die Abläufe ähnlich sein werden und auch dort am besten 90 Minuten pro Impftermin eingeplant werden.

Die Impfungen selbst werden von Ärztinnen und Ärzten in Kabinen durchgeführt, ihnen zur Seite gestellt werden medizinische Fachkräfte. Bewohner von Pflegeheimen und Senioreneinrichtungen, die nicht mobil sind, werden von mobilen Impfteams in ihren Einrichtungen geipmft.

Für die Impfzentren sind nach KV-Angaben pro Tag 180 Schichten und für die mobilen Teams 32 Tagesschichten zu besetzen. Seit Ende November konnten sich KV-Vertragsärzte in Dienstpläne eintragen. Zuletzt erweiterte die Organisation den Aufruf auf Nicht-Vertragsärzte - das können beispielsweise Ärzte im Ruhestand, angestellte Ärzte in Praxen, Krankenhäusern oder Behörden und auch Privatärzte sein. Auch ein Zwei-Schicht-System für die Zentren wurde eingeplant - so sollen Impftätigkeit und Praxisbetrieb besser vereinbar sein. Die KV spricht von weiterhin großer Resonanz. Bislang hätten sich knapp 1.000 Mediziner gemeldet.

Für Brandenburg gibt es noch nicht solche detailierten Angaben, aber die Abläufe dürften jenen in Berlin ähneln. Auch hier sollen zunächst ältere Menschen sowie Beschäftigte von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen geimpft werden. Auch mobile Impfteams werden in Brandenburg seit dem 27. Dezember eingesetzt.

Wichtig: Der ersten Corona-Impfung folgt eine zweite, die je nach eingesetztem Impfstoff drei oder vier Wochen nach dem ersten Impftermin durchgeführt werden muss.

Wer wird zuerst geimpft?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am 18. Dezember eine Prioritätenliste erlassen, der eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zugrunde liegt. Spahns Liste weicht leicht davon ab: Während die Stiko fünf verschiedene Gruppen definiert hat, beließ es Spahn bei drei Kategorien, die hintereinander geimpft werden sollen. "Durch die Einordnung in drei Gruppen ist eine gewisse Flexibilität vor Ort möglich", sagte Spahn dazu im ZDF. An der Reihenfolge, in der Bürger Impfungen erhalten können, habe sich jedoch nichts geändert, auch an der "Definition der Gruppen". "Das haben wir zu 99 Prozent übernommen".

Den Anfang machen demnach Ältere über 80 Jahre und Pflegeheimbewohner. Mit in dieser ersten Stufe geimpft werden kann zudem medizinisches Personal mit sehr hohem Ansteckungsrisiko etwa in Notaufnahmen oder der Behandlung von Corona-Patienten sowie Personal in der Altenpflege. Dieser Gruppe gehören insgesamt 8,7 Millionen Menschen in Deutschland an.

Danach kommen Ältere zwischen 70 und 79 Jahren an die Reihe, daneben Menschen mit Demenz oder einer geistigen Behinderung in Einrichtungen und dort tätiges Personal sowie Menschen mit Down-Syndrom. Auch die Hausärzte gehören zu dieser zweiten Stufe. Außerdem gehören enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangerenzu dieser Gruppe, zudem Menschen, die in Asyl- und Obdachlosenunterkünften leben und dort arbeiten. Dieser Kategorie gehören insgesamt sieben Millionen Menschen an.

Der dritten Impf-Gruppe gehören Menschen ab 60 Jahren und solche mit erhöhtem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf an. Unter Gruppe 3 fallen auch Mitarbeiter "in besonders relevanten Positionen in staatlichen Einrichtungen" (zum Beispiel, Polizei, Feuerwehr, Regierung, Justiz, Bildungssektor). Auch Saisonarbeiter gehören zur dritten Prioritätsgruppe.

Wann kann sich die breite Bevölkerung impfen lassen?

Das steht noch nicht fest und hängt vom Ablauf der ersten Impfphase ab. Erwartet wird, dass ab Mai oder Juni Impfungen für alle Menschen in Berlin und Brandenburg angeboten werden können. Diese werden dann bei den jeweiligen Hausärztinnen und Hausärzten durchgeführt. Laut Gesundheitssenatorin Kalayci könnten dann auch Apotheken Corona-Impfungen anbieten und durchführen.

Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens erklärte dazu am 17. Dezember im rbb, Impfungen im Sommer bei den Hausärztinnen und Hausärzten seien zwar "sehr wünschenswert". Das sei aber nur realistisch, wenn die erste Phase der Impfungen gut voranschreite. "Das hängt auch von der Verfügbarkeit der Impfstoffdosen ab. Und von der nötigen Lagerung", so Mertens. Denn die meisten Hausärzte hätten nicht die Möglichkeit, Impfstoffe bei minus 70 Grad zu lagern.

Kinder sollen übrigens nicht geimpft werden. Zum einen weil es unter ihnen so gut wie keine Sterbefälle infolge des Coronavirus gab. Zum anderen haben keine Kinder an den Testreihen der Impfstoffe teilgenommen.

Wo gibt es in Brandenburg und Berlin Impfzentren?

In Brandenburg soll es insgesamt elf Impfzentren über das ganze Land verteilt geben. Die ersten beiden in Potsdam (Metropolis-Halle im Filmpark Babelsberg) und Cottbus (Messehalle) sollen am 5. Januar in Betrieb gehen. Bis dahin sei auch genügend Personal für beide Impfzentren vorhanden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Peter Noack, am 16. Dezember dem rbb.

Bis Anfang Februar enstehen dann neun weitere Impfzentren in Eberswalde (Sportzentrum Westend,) Brandenburg/Havel (An der Regattastrecke), alter Flughafen Schönefeld (Terminal M), Elsterwerda (Mehrzweckhalle), Frankfurt (Oder) (Messe), voraussichtlich Oranienburg (Standort in Abstimmung), Kyritz (Sport- und Kulturzentrum), Luckenwalde (Fläminghalle) und Prenzlau (Standort in Abstimmung).

Den Anfang haben aber Pflegeheime gemacht: Die erste Impfung mit einem mobilen Team erfolgte in einem Heim in Großräschen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Am 28. und 29. Dezember wurden Impfungen in Pflegeheimen im Landkreis Havelland und in Cottbus durchgeführt. Am 29. Dezember begannen zudem Impfungen in mehreren Krankenhäusern. Am 4. Januar nimmt das Call-Center für die Terminvergabe seine Arbeit auf.

Die Berliner Impfzentren entstanden seit dem 30. November in der Messehalle 11 (Charlottenburg-Wilmersdorf), in den ehemaligen Flughäfen Tegel (Terminal C) und Tempelhof (Hangar 4) sowie im Erika-Heß-Eisstadion in Mitte, im Velodrom in Pankow und in der Arena in Treptow-Köpenick. Bislang war nur letzteres in Betrieb für drei Tage: vom 27. bis 29. Dezember. Nach einer Pause über den Jahreswechsel werde ab 4. Januar in der Arena weiter geimpft - das kündigte Gesundheitssenatorin Kalayci im rbb Inforadio am 30. Dezember an. Wann die anderen Berliner Impfzentren den Betrieb aufnehmen, ist noch unklar und hängt von den Impfstoff-Lieferungen ab, die in der Hauptstadt eintreffen.

Wie läuft die Terminvergabe?

In Berlin per Brief: Wer in der Hauptstadt lebt, impfberechtigt ist und nicht in einem Pflegeheim lebt, wird per Brief der Gesundheitsverwaltung zur Impfung eingeladen. Diese Schreiben soll laut Senat alle wichtigen Informationen zur freiwilligen Terminbuchung enthalten. Die Gesundheitsverwaltung weist darauf hin, dass sich aktuell ausschließlich Menschen impfen lassen können, die eine Einladung erhalten haben. Diese Einladung sei beispielsweise nicht auf Verwandte übertragbar.

In Brandenburg soll laut dem Gesundheitsministerium ab dem 4. Januar ein Callcenter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zur telefonischen Terminvergabe an den Start gehen. Dieses soll nach KV-Angaben ab diesem Termin über die Patientenservice-Rufnummer 116117 erreichbar sein. Am Telefon soll dann die Impfberechtigung der Anrufer abgefragt und dann schließlich Termin und Ort für die Impfung vereinbart werden. Online-Buchungen für Impftermine sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein.

Wo man sich als Impfhelfer bewerben und erkundigen?

Fakt ist: Allein für die Berliner Impfzentren werden laut Projektleiter Broemme fast 3.000 Helfer gebraucht: Ärzte, Praxishelfer, Sanitäter, Techniker, Wachleute. Gesucht werden ausschließlich qualifizierte Fachkräfte, also keine fachfremden Menschen.

Interessierte Ärztinnen und Ärzte in Berlin können sich an die Kassenärztliche Vereinigung wenden. Das gilt auch für Medizinische Fachangestellte, die sich in eine eigens für die Impfzentren gestaltetes Dienstplanungssoftware eintragen können.

Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinische Fachangestellte in Brandenburg können sich online auf der Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg melden.

Das Deutsche Rote Kreuz in Berlin bietet eine Anmeldeseite für Interessierte aus den eigenen Reihen [drk-berlin.de] an - dort können sich Freiwillige melden und registrieren lassen.

Wie soll die Logistik funktionieren?

Die Anlieferung der Impfstoffe soll nach bisherigem Stand von der Bundeswehr durchgeführt werden. Hilfsorganisationen und gegebenenfalls auch die Bundeswehr sollen in den Impfzentren bei der Registrierung und Betreuung der Menschen helfen.

Für den Transport der Impfstoffe per Lkw haben bereits zahlreiche Bundesländer, darunter auch Berlin und Brandenburg, Sondergenehmigungen auch für Sonntags- und Feiertagsfahrten in Aussicht gestellt.

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Haluka Maier-Borst und Frank Preiss

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren