Guben und Frankfurt (Oder) - Kaum Kontrollen an deutsch-polnischen Stadtgrenzen

Mi 16.12.20 | 17:30 Uhr
deutsch-polnische Grenze an der Stadtbrücke Frankfurt (Oder) am ersten Tag des Lockdown
Audio: Antenne Brandenburg | 16.12.2020 | Marie Stumpf | Bild: Marie Stumpf/rbb

Im Zuge des Corona-Lockdown ist seit Mittwoch auch der sogenannte "kleine Grenzverkehr" für Aufenthalte unter 24 Stunden ins Nachbarland Polen ausgesetzt. An den Grenzübergangen Frankfurt (Oder) - Slubice und zwischen Guben und Gubin äußerte sich das am Mittwoch unterschiedlich.

Einschränkungen in Frankfurt (Oder) kaum spürbar

Auf der Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und dem polnischen Słubice war von den neuen Regelungen am Mittwochmorgen kaum etwas zu spüren. Nach wie vor fuhren die Autos in beiden Richtungen über die Stadtbrücke. Auch Passanten waren vereinzelt unterwegs. Viele von ihnen waren nach eigenen Angaben darüber verwirrt, was noch erlaubt ist und was nicht.

Ein Verkäufer des großen Basars in Słubice war beispielsweise an die Grenze gekommen, um zu schauen, ob er im Tagesverlauf mit Kunden aus Deutschland rechnen kann, wie er sagt. Doch der Großteil der Menschen an der Stadtbrücke wollte zur Arbeit über die Grenze. Sie sind Berufspendler und damit eine der Gruppen, die von der Regelung ausgenommen sind. Auch Schüler, Studenten oder Menschen, die ihre Verwandten besuchen wollen, dürfen passieren.

Kontrollfrage noch offen

Untersagt sind dagegen Einkaufstouren und touristische Besuche. Wer trotzdem fährt, muss nach seiner Rückkehr zehn Tage in häusliche Isolation. Diese Regelung gilt auch für Polen, die nach Brandenburg kommen.

Kontrolliert wurde das jedoch an der Stadtbrücke in Frankfurt (Oder) zunächst nicht. Ein Auto der Bundespolizei und des Zolls war unabhängig von der Regelung vor Ort. Von der Polizeiinspektion Ost in Frankfurt (Oder) hieß es dazu am Mittwoch gegenüber dem rbb, man bespreche derzeit noch, ob und wie verstärkt kontrolliert werden könne.

Menschen wissen noch nichts von der neuen Regelung - und ignorieren sie

Ebenfalls nicht mehr Verkehr als üblich herrschte auch auf dem sonst am stärksten frequentierten Grenzübergang auf der Autobahn 12 von Frankfurt (Oder) nach Polen.

Auf dem polnischen Grenz-Basar bei Hohenwutzen im Norden des Kreises Märkisch-Oderland ist ebenfalls wenig von den neuen Beschränkungen zu spüren. Nach wie vor sind deutsche Kennzeichen an Tankstellen und Zigarettenständen zu sehen. Vor allem viele Berliner sind auch am Mittwoch zum Einkaufen gekommen. Auf die Quarantäne-Regeln angesprochen, äußern viele Besucher, dass sie nichts von den Einschränkungen wussten und die Isolation ignorieren. Ein Mann sagt: "Ich tanke nochmal und fahre wieder nach Hause."

Ruhiger Tag am Grenzübergang zwischen Guben und Gubin

Am Grenzübergang zwischen Guben und Gubin war es am Mittwoch ziemlich
ruhig. Bis auf das Rauschen der Neiße war kaum etwas zu hören. Nur wenige Autos überquerten die Brücke, die meisten mit Firmenlogos. Drei Bundespolizisten hielten Autofahrer und Fußgänger kurz an und fragten nach ihren Zielen. Gleichzeitig informierten sie sie über die Quarantäne-Pflicht von zehn Tagen, sollte man nur zum Vergnügen auf die andere Seite wollen.

Wer die Einhaltung der Quarantäne wiederum kontrollieren soll, ist auch hier nicht klar. Ein älterer Herr aus Guben findet die Aussetzung des kleinen Grenzverkehrs schade. “Wir haben viele Bekannte drüben in Gubin, weil wir vielfach einkaufen gehen, und die tun mir nun besonders Leid. Die auf den Märkten, die haben ja keine andere Verdienstmöglichkeit, kriegen kein anderes Geld und stehen da ganz alleine nun auf dem Trockenen."

"Für alle Betroffenen eine Bürde"

Verluste bedeutet die Aussetzung des Kleinen Grenzverkehrs vermutlich am meisten für kleine Lebensmittelhändler, Friseure und andere Dienstleister. Für alle Betroffenen eine Bürde, sagt Bartlomiej Bartczak, der Bürgermeister des polnischen Gubin. “Ich glaube, jeder versteht natürlich die Entscheidung. Nichtsdestotrotz möchte man auch Geld verdienen, Umsätze machen. Man muss die Familie ernähren."

Das Corona-Virus beeinflusst die grenzübergreifende Kaufkraft schon länger, beobachtet Bartczak. Ohnehin sind die meisten Geschäfte jetzt geschlossen, sodass der Grund zum Besuch des Nachbarlandes für viele entfällt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.12.2020, 10:30 Uhr

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