Verlauf der Pandemie - Drosten rechnet erst in zweiter Jahreshälfte mit Entspannung

So 03.01.21 | 13:36 Uhr
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin
Bild: dpa/Christophe Gateau

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, erwartet in der Corona-Krise für 2021 herausfordernde erste sechs Monate. "Ich schaue schon optimistisch auf das neue Jahr, aber ich glaube, dass die erste Jahreshälfte sehr kompliziert werden wird, sagte Drosten der "Berliner Morgenpost" [ext. Inhalt]. Er gehe davon aus, "dass ab der zweiten Jahreshälfte eine Entspannung eintreten könnte, aber nur, wenn man es schafft, ganz viele Personen in den ersten sechs Monaten zu impfen".

Verteidigung der Impfstoff-Beschaffung

Zur Kritik am Vorgehen bei der Impfstoffbeschaffung sagte Drosten, es sei "jetzt praktisch unmöglich, das im Nachhinein zu bewerten". Die EU habe den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestellen müssen und zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gewusst, "ob der betreffende Impfstoff auch funktionieren würde". Der Wissenschaftler verwies darauf, dass nach dem Biontech-Impfstoff nun in Großbritannien der AstraZeneca-Impfstoff bereits zugelassen sei. "Da sollte man in der EU ganz schnell hinterherkommen, denn dieser Impfstoff kann auch in normalen Arztpraxen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die besondere Kühlpflicht."

Mit Blick auf die Diskussion über eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland sage der Virologe, angesichts einer geringeren Zahl an Test über die Feiertage lägen derzeit keine belastbaren Daten vor. der Anteil der positiven Tests zeige jedoch, "dass die Zahlen derzeit nicht nach unten gehen. Das ist nicht gut". Erst Mitte Januar könne gesagt, werden, ob der Lockdown bis in den Februar hinein verlängert werden müsse.

Auch Woidke weist Kritik an Impfstoffkauf zurück

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hat vor wohlfeiler Kritik an der Impfstoff-Bestellung von EU und Bundesregierung gewarnt. "Besserwisserei hilft uns heute gar nichts. Wer aus der Vergangenheit schlaue Ratschläge gibt, macht es sich zu einfach", sagte der Sozialdemokrat dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wichtig seien nun Plausibilität und Verlässlichkeit. "Da ist insbesondere Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gefordert. Alles andere schafft Verunsicherung. Und das braucht niemand."

Unter anderem in der SPD, aber auch bei Linken und FDP war Kritik geäußert worden, dass die EU und die Bundesregierung auf die falschen Impfstoffe gesetzt und zu wenig bestellt hätten und dass bei den Impfungen Chaos herrsche. Spahn hatte sich verteidigt mit dem Hinweis, dass es zu Impfbeginn zwar wenig Impfstoff gebe, er die Liefermengen aber genau so angekündigt habe, wie sie nun auch kämen.

Sendung: Inforadio, 03.01.2021, 9:00 Uhr

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