#wiegehtsuns | Semesterstart im Homeoffice - So fühlt sich der Semesterstart für eine Studienanfängerin an

Mo 02.11.20 | 12:56 Uhr
Die Studentin Alina Kuhlmann spricht über ihr Studienbeginn unter Corona-Bedingungen. (Bild: rbb)
Video: Abendschau | 02.11.2020 | Marek Walde | Studiogespräch mit Daniel Kubiak | Bild: rbb

Neue Leute kennenlernen, im Hörsaal etwas lernen und Party machen – so hatte sich Alina Kuhlmann ihren Studienstart in Berlin eigentlich vorgestellt. Jetzt ist sie neu in der Stadt und hat nicht wirklich die Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen. Ein Gesprächsprotokoll.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Alina Kuhlmann ist 19 Jahre alt, kommt aus einer Kleinstadt aus der Nähe von Münster in Nordrhein-Westfalen und startet jetzt ihr Studium in Berlin. So geht es ihr:

Ich wache irgendwann morgens auf, so gegen acht oder neun Uhr, setze mich an meinen Schreibtisch, fahre meinen Laptop hoch und check meine E-Mails, um zu gucken, ob die Uni irgendwas geschrieben hat. Ab dieser Woche geht es dann los mit den Vorlesungen und den Seminaren, das ist aber alles online, also am Schreibtisch mit meiner Kaffeetasse neben mir.

Meine Gefühle aktuell sind gemischt, es ist auf jeden Fall anders, als man sich das Unileben vorstellt. Es ist natürlich auch so, dass ich verstehen kann, warum das so ist. Ich nehme die Situation sehr ernst und finde es natürlich schade, dass ich keine Freunde und neuen Leute kennenlernen kann. So ist es halt sehr schwierig, das ist ein bisschen blöd.

Ich habe mich besonders darauf gefreut, neue Leute kennenzulernen und vor allem einfach das Leben in Berlin zu leben. Ich komme aus einer Kleinstadt und da hat man hier halt einfach viel, viel mehr Möglichkeiten etwas zu unternehmen – normalerweise.

Neue Menschen lerne ich vor allem dadurch kennen, dass ich auf Instagram mit Leuten schreibe und frage: „Hey, wer studiert auch jetzt in Berlin“. Auch von der Fachschaft von der Uni wurde eine Telegram-Gruppe mit allen aus dem Studiengang eröffnet und dadurch kann man dann schonmal ein paar erste Kontakte knüpfen. Aber es ist nicht dasselbe. Man kann durch das Online-Kennenlernen keine Freundschaft aufbauen. Ich denke, dass es ganz gut ist, wenn man Sachen von der Uni nicht versteht, dass man da nochmal Kontakte hat zum Nachfragen, aber wirklich Freunde finden ist es dann eher nicht.

Ich wollte unbedingt nach Berlin, weil ich eben gedacht habe, hier kann man voll viel erleben und hier ist voll viel los und hier gibt es viel mehr coole Restaurants, Bars und Clubs. Ich wusste halt noch nicht, dass das mit Corona alles zugemacht wird und ich dann nur am Schreibtisch sitze, dafür hätte ich nicht nach Berlin kommen müssen.

Vom Studienstoff her schaffe ich das glaube ich schon alles online, das Einzige ist halt so zu vereinsamen, das ist denke ich, womit jeder zu kämpfen hat, wenn man den ganzen Tag allein ist. Ich habe das Glück, dass ich jetzt in einer WG lebe, ich bin also nicht komplett allein und hab noch ein paar Menschen um mich herum. Trotzdem habe ich da ein bisschen Angst vor.

Ich glaube schon, dass ich in der aktuellen Situation hier etwas vereinsamen könnte. Ich weiß nicht, wie realistisch das ist, aber einfach dadurch, dass meine ganzen Kontakte, meine ganze Familie und meine Freunde sehr, sehr weit weg sind, ist es schwierig.

Das Kurioseste für mich momentan ist, dass ich quasi im Pyjama zur Uni gehen kann. Ich glaube, man muss schon sehr diszipliniert sein dafür. Was ganz wichtig ist, ist, dass man trotzdem aufsteht und nicht im Bett liegen bleibt. Aber ich denke schon, dass ich das hinkriege.

Es gab von der Fachschaft die Möglichkeit, in eine Telegram-Gruppe zu gehen um neue Leute kennen zu lernen, aber sonst gab es nicht wirklich Angebote von der Uni. Ich hätte mir gewünscht, dass es mehr Online-Angebote gegeben hätte, vor allem, weil Corona jetzt ja nicht erst seit gestern da ist. Ich finde, da hätte man sich ja vielleicht etwas mehr Gedanken machen können. Ich habe auch gesehen, dass ein paar Fachschaften auch ganz coole Sachen gemacht haben, also so Online-Spieleabende, das war bei mir jetzt aber nicht so.

Meine größte Sorge ist, dass meine Disziplin nicht ausreicht und ich mir dann denke: Ach, ist ja eh alles online, ist nicht so schlimm, wenn ich da heute nicht vorm Rechner sitze. Ich hoffe gleichzeitig, dass das alles zum nächsten Sommer- oder Wintersemester wieder lockerer wird und dass es vielleicht trotzdem, oder gerade deswegen, eine schöne und einzigartige Zeit wird. Sowas hatte man ja vorher noch nie.

Gesprächsprotokoll: Marek Walde

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