#Wiegehtesuns? | Die Kino-Chefin - "Hoffentlich haben sich die Menschen nicht zu sehr an die Couch gewöhnt"

Sa 03.07.21 | 12:46 Uhr
Chefin des Kino Weltspiegel, Kerstin Adam (Quelle: rbb/Josefine Jahn)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.07.2021 | 01.07.2021 | Bild: rbb/Josefine Jahn

Monatelang blieben die Kinositze im Weltspiegel Cottbus leer. Seit dem 1. Juli werden im ältesten Kino Berlin-Brandenburgs wieder Filme gezeigt. Ein Aufatmen für die Betreiberin Kerstin Adam. Ein Gesprächsprotokoll.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Kerstin Adam ist 38 Jahre alt und seit Januar 2019 die Geschäftsführerin des Kinos Weltspiegel in Cottbus. In den vergangenen acht Monaten war das Kino durchgehend geschlossen, davor aufgrund der Corona-Maßnahmen nur eingeschränkt geöffnet. Die Kino-Chefin hofft darauf, dass die Kinofreunde von einst sich nicht mittlerweile an die heimische Couch und Streamingdienste gewöhnt haben.

Ein Kino ohne Filme und Zuschauer, das ist schon schade. Bereits nach dem ersten Lockdown, als wir öffnen durften, waren noch die 1,50 Meter, also zwei Sitzplätze zwischen jedem belegten Sitzplatz, frei zu halten. Das heißt für uns in den kleinen Sälen eine so geringe Auslastung, dass wir ganz viele Gäste letztes Jahr schon nach Hause schicken mussten. Jetzt ist es ein bisschen besser mit nur einem Meter Abstand.

Wir hoffen, dass die Inzidenz so gering bleibt und, dass die Testpflicht jetzt nicht doch noch irgendwie kommt. Da hat man doch immer wieder mal ein bisschen Bammel.

Jetzt läuft erst einmal alles wieder an. Aber es braucht natürlich auch einen gewissen Vorlauf von drei bis vier Wochen Vorbereitungszeit. Man hat ja keinerlei Ware mehr da, alles ist abgelaufen. Aktuell haben wir auch sehr, sehr wenig Personal. Wir haben sonst immer viele junge Leute, gerade Studenten, die bei uns aushelfen. Für die ist es natürlich super, so einen Nebenjob zu haben. Es ist toll, gerade im Winter oder für Veranstaltungen wie das Cottbuser Filmfestival zusätzliches Personal zu haben. Und nun konnten wir ja in der Zeit niemanden einstellen, weil wir nicht wussten, wie es weiter geht. Die Stellen sind nun ausgeschrieben, auf die sich hoffentlich demnächst Leute melden werden.

Während des Lockdowns haben wir aber auch tolle Sachen gemacht. Wir haben in einen neuen Projektor in Saal 1 investiert. Das Bild ist super hell und super scharf und ist auch schön für 3D. Auch den Ton haben wir umstellen lassen und neue Boxen verbaut. Es ist ein bisschen was passiert. Eine große Reinigungsaktion gab es auch – im großen Saal haben wir alle 500 Sitze nass gesaugt und durch geschäumt. Wir haben uns schon beschäftigt, um den Gästen dann hoffentlich etwas Gutes tun zu können.

Wir haben auch super liebe Stammgäste, die uns auf Facebook, auf Instagram geschrieben haben. Jemand hat uns sogar - ganz süß – ich weiß nicht wer es ist, ich gehe von einer unbekannten Dame aus, Liebesbriefe in den Briefkasten gesteckt: "Haltet durch", immer wieder, seit dem ersten Lockdown.

Dafür würde ich mich gerne persönlich herzlich bedanken. Das ermutigt uns natürlich. Wir wissen, dass das Interesse da ist, gerade auch bei den Kindern. Das hört man von vielen Bekannten und Freunden, dass die Kinder wieder ins Kino wollen. Also man kriegt es mit: die Leute möchten's noch. Ich hoffe auch, dass es so bleibt und dass sich nicht zu viele Menschen an die Couch gewöhnt haben und an irgendwelche Streamingdienste. Jetzt darf man wieder raus! Jetzt darf man wieder unter Leute und Spaß haben.

Gesprächsprotokoll: Josefine Jahn

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Sendung: Antenne Brandenburg, 01.07.2021, 16:10 Uhr

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