#Wiegehtesuns? | Stadtschreiberin Manja Präkels - "Frodo hilft, den Lockdown besser zu überstehen"

So 28.03.21 | 10:12 Uhr
Manja Präkels (Quelle: Privat)
Bild: Privat

Der erste Lockdown hat die Autorin und Sängerin Manja Präkels komplett ausgebremst. Das Jahr hatte bisher aber auch Gutes: Sie hat sich einen Hund angeschafft und ist Rheinsberger Stadtschreiberin, wo sie sich neuen Projekten widmet. Ein Gesprächsprotokoll.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Manja Präkels (Jahrgang 1974), ist Autorin und Sängerin. Ihren ersten großen Erfolg feierte die Berlinerin 2017 mit dem Roman "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß". Dafür bekam sie unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Aktuell lebt sie in Rheinsberg in einer Wohnung im Marstall der Schlossanlage - mit Blick auf den Schlosspark. Hier arbeitet sie als Stadtschreiberin mit einem kleinen Stipendium sechs Monate lang an ihrem zweiten Roman. So geht es Manja Präkels:

Der erste Lockdown vor einem Jahr hat mich schon stark aus dem Rhythmus geworfen. 20 Jahre lang habe ich meinen Lebensunterhalt musizierend, lesend, singend auf Bühnen bestritten. Dann wurden wir ausgebremst.

Was mich dazu bewogen hat, mir einen kleinen Hund anzuschaffen, einen Frops, also eine Mischung aus französischer Bulldogge und Mops. In den Jahren des Tourens wäre nie Zeit gewesen, ihn zu erziehen und in unser Leben zu integrieren. So habe ich also meinen Mann überredet. Und jetzt hilft uns Frops Frodo, den Tagen Struktur zu geben und den Lockdown besser zu überstehen.

Auch in anderer Hinsicht hatte ich Glück mit dem Timing: 2020 war meine Lesetour mit dem ersten Roman vorbei. Ich begann, an der Fortsetzung zu arbeiten. Und ich bekam ein Stipendium vom Berliner Senat. In diesem Jahr nun Rheinsberg, viel besser kann man es nicht treffen.

Aber die Gesamtsituation macht mir große Sorgen. Vor allem kleine Veranstaltungsorte, Kulturkneipen, Theater, sind massiv bedroht. Ich weiß von Kollegen, die in dramatischen Situationen leben, monatelang auf versprochene Hilfen warteten, Kredite aufnehmen mussten.

Es ist eine Zerreißprobe für die Gesellschaft. Ich hoffe, dass die Fraktion der Leugner und Querdenker nicht noch weiter gestärkt wird.

Wo es doch jetzt darauf ankäme, dass man einander hilft und sich nicht ausgrenzt.

Was mir gerade Kraft gibt? Dass ich hier in Rheinsberg mit meinem zweiten Roman vorankomme, er soll im nächsten Jahr erscheinen.

Dann die Arbeit mit unserer Band Der singende Tresen. Gerade entsteht eine neue Platte. Wir schicken uns Partituren, Texte und tauschen uns aus.

Und wir hatten jetzt sogar die wunderbare Möglichkeit, einen Tag lang das Rheinsberger Schlosstheater zu nutzen. Konnten hier live mit Sicherheitsabstand an dem neuen Material arbeiten. Im August wollen wir ins Studio gehen.

Trotzdem vermisse ich die täglichen, selbstverständlichen, unbelasteten Plaudereien und Kontakte mit anderen sehr. Digitale Formate sind kein vollwertiger Ersatz.

Immerhin - mein Hund Frodo ist ein Riesenglücksgriff. Mit ihm kommt man beim Spazierengehen hier in Rheinsberg oft ins Gespräch mit anderen.

Gesprächsprotokoll: Wolfgang Heidelk

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Sendung: Antenne Brandenburg, 18.03.2021, 21:12 Uhr

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