Interview | Soldat als Corona-Helfer - "Ich merke, dass mein Einsatz großen Wert hat"

Di 16.02.21 | 15:37 Uhr
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Stabsgefreiter Thomas Wiemann. (Quelle: Ismael Akbar/Bundeswehr)
Bild: Ismael Akbar/Bundeswehr)

Bisher kümmerte sich Zeitsoldat Thomas Wiemann um Start- und Landebahnen auf dem Fliegerhorst Diepholz. Seine jetzige Station: ein Pflegeheim in Berlin-Kreuzberg. Im Interview schildert der 29-Jährige, warum er den Wechsel in die Corona-Hilfe nicht bereut.

Um die Corona-Pandemie zu bewältigen leisten derzeit viele Soldaten der Bundeswehr Amtshilfe. Sie unterstützen schon seit Monaten die Berliner Bezirke bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten sowie bei der Information von Betroffenen. Auch in Teststationen und in Impfzentren helfen Bundeswehrangehörige aus. Seit Dezember werden die Soldaten auch in Berliner Pflegeheimen eingesetzt.

In der Hauptstadt sind derzeit etwa 1.200 Kräfte der Bundeswehr zur Unterstützung im Einsatz. Einer von ihnen ist der 29-jährige Stabsgefreite Thomas Wiemann aus Oldenburg.

rbb|24: Guten Tag, Herr Wiemann, Sie sind Soldat bei der Bundeswehr und leisten derzeit Amtshilfe in einem Pflegeheim. Stimmt das so?

Thomas Wiemann: Ja, genau. Ich bin normalerweise in Diepholz in Niedersachsen stationiert und wohne in Oldenburg.

Sie kommen also aus Niedersachsen und sind in einem Berliner Pflegeheim im Einsatz derzeit. War schon vorher klar, dass Ihr Einsatz in Berlin sein würde?

Ja, ich bin in Kreuzberg im Lutherhaus der Mathilde-Zimmer-Stiftung im Einsatz. Ich bin in einem Hotel in der Nähe untergebracht. Für mich war klar, dass ich nach Berlin gehe – das war so vorgesehen. Wir wurden vorher darüber informiert.

Wie lange bleiben Sie im Lutherhaus?

Ich bin noch bis Dienstag hier. Dann waren es insgesamt 16 Tage. Ich war zuvor schonmal 14 Tage in diesem Pflegeheim im Einsatz.

Und dann kommt ein anderer Soldat und ersetzt Sie?

Jawohl, genau.

Ein Pflegeheim ist für die meisten derzeit dort eingesetzten Soldaten ein eher ungewöhnlicher Ort für einen Einsatz. Was machen Sie normalerweise bei der Bundeswehr?

Ich bin Soldat auf Zeit – auf acht Jahre. Normalerweise bin ich bei der Bundeswehr Luftwaffenpionier. Das heißt, ich bin für die Instandsetzung der Start- und Landebahnen zuständig. Ich bin gelernter Gleisbauer.

Und ja, der Einsatz ist ungewöhnlich, aber ich wusste ja vorher, worauf ich mich einlasse. Das hat mir keine Bauchschmerzen bereitet.

Wurden Sie für diesen Einsatz im Pflegeheim abkommandiert oder haben Sie sich freiwillig gemeldet?

Ich habe mich freiwillig gemeldet.

Was genau machen Sie jetzt im Pflegeheim?

Ich bin für den Empfang der Besucher zuständig. Ich kontrolliere, ob sie ein gültiges Corona-Attest dabei haben, das nicht älter als 24 Stunden ist. Ich messe bei ihnen Fieber und weise sie auf die Hygienebestimmungen hin. Außerdem gehe ich zu jeder vollen Stunde einmal im Erdgeschoss herum und desinfiziere Handläufe, Türklinken und den Druckknopf des Fahrstuhls.

Sind Sie in diesem Heim gemeinsam mit anderen Bundeswehrsoldaten im Einsatz?

Nein, in diesem Heim bin ich der einzige Soldat.

Welche Schutzausrüstung tragen Sie? Und tragen ihre BW-Uniform?

Ich trage die Bundeswehruniform und bin mit Handschuhen und einer FFP-2-Maske ausgestattet.

Was dürfen Sie nicht machen während ihres Einsatzes?

Ich bin grundsätzlich nur zur Unterstützung eingeteilt. In die Pflege darf ich natürlich nicht.

Wie reagieren die Altersheim-Bewohner und die Pflegekräfte auf Sie als Soldat?

Ich bin sehr freudig begrüßt worden. Ich merke, dass mein Einsatz für die Mitarbeiter einen großen Wert hat. Auch von den Bewohnern wurde ich bisher immer nur mit einem Lächeln empfangen. Negativen Erfahrungen habe ich noch keine gemacht.

Würden Sie den Einsatz nochmal machen, wenn Sie noch einmal neu entscheiden könnten?

Ich würde es auf jeden Fall nochmal machen, ich habe das nicht bereut.

Gab es irgendwas, was Sie besonders berührt hat?

Ja, dass ich wirklich gemerkt habe, dass mein Einsatz hier gebraucht und dass das Personal entlastet wird.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Auch unser ganzes Haus sagt herzlichen Dank für den tollen Einsatz !

  2. 18.

    Das ist nun wieder eine Frage der Berufswahl. Ich bin froh, dass jemand den Job macht. Hat aber nichts mit dem Einsatz beim Katastrophenschutz im Inland zu tun. Da wird die BW nur hilfsweise tätig, weil es nicht genügend Kapazitäten gibt. Aber Soldat sein, heißt auch mit Gefahren bis hin zu kriegerischen Einsätzen klarzukommen. Und besonders Sanis sehen Dinge, die man nie sehen möchte.

  3. 17.

    Was haben Sie nicht verstanden? Er hat sich freiwillig gemeldet. Abkommandiert wurde keiner. Und ja, Danke muss man nie sagen, es ist eine Frage des Umgangs untereinander. Höflichkeit hat noch nie geschadet.

  4. 16.

    Wenn Sie der Meinung sind......... Sie sagen bestimmt der Kassiererin im Supermarkt auch nicht Danke. Muss man ja auch nicht man bezahlt ja dafür würden Sie denken. Immer wieder der Spruch mit den Steuergeldern. Ich möchte nicht wissen was sie alles schon bekommen haben das aus Steuergeldern finanziert wird.

  5. 15.

    "wird bezahlt, da muß man nicht Danke sagen". Da kann man nur hoffen, daß sie nie eine führende Position einnehmen,geschweige je eine hatten. Bezüglich des Themas Personalführung, Motivation, ist bei ihnen noch viel Luft nach oben.

  6. 14.

    "Luftwaffenpionier für den Empfang der Besucher zuständig" - bei der Besoldung wäre die Stelle wohl kaum vakant, aber die Wähler zahlen wohl lieber jährlich 50mrd €uro ans Militär statt ein paar cent für ihre Altenpflege.

  7. 13.

    Bedauerlicherweise kamen/kommen von diesen Einsätzen zahlreiche verletzt und/oder tief traumatisiert zurück. Was beim Oderhochwasser oder eben auch hier nicht der Fall ist. Von daher verstehe ich den Standpunkt von Kurt Wilhelm schon.
    PS: Habe selber Verwandtschaft bei der Bw in der Sanität, hat auch vor einigen Jahren mit Mitte/Ende 20 im Afghanistan-Einsatz eine gewisse Folge (eine bestimmte stressbedingte Erkrankung) davongetragen. V.a. tiefe Erschütterung darüber, was dieser Einsatz mit den "aktiven" Kämpfern gleichen Alters physisch und psychisch angerichtet hat.

  8. 12.

    Der Thomas... geht man zur Bundeswehr, ist man Befehlsempfänger. Niemand ist bei "wünsch dir was", bezahlt wird der Thomas aus Steuergeldern. Da muss man nicht "Danke" sagen.

  9. 11.

    Irgendwie hat man ein gutes Gefühl, wenn Bw-Soldaten diese Aufgaben erledigen. Eigentlich könnte die ja jeder x-Beliebige machen. Aber hier, meine Meinung, kann man sich sicher sein, dass die Arbeit auch vernünftig erledigt wird. Was bei angeworbenen "Nebenjobbern" meinem Empfinden nach so nicht garantiert ist.

  10. 10.

    Toll, danke für Ihre Hilfe und dass Sie sich freiwillig dazu gemeldet haben. Coole Truppe, die sowas macht!

  11. 9.

    Danke für die Unterstützung.

  12. 8.

    Schönes Interview und ein sehr sympathischer Mensch. Ja, so fühlt man sich, wenn man zum ersten Mal in seinem Leben etwas Sinnvolles macht ...

  13. 7.

    Was soll das? Können Sie mal dieses ideologische Gesabbel sein lassen? Einfach Danke ohne ein „Aber“ ist oftmals glaubwürdiger als das was Sie hier machen. Zumal der Betroffene normalerweise als Pionier tätig ist. Und grundsätzlich ist der Auslandseinsatz nunmal durch das Parlament getragen.

  14. 6.

    Danke das Ihr hier seit.

  15. 5.

    Danke! Ich war selber 9 Monate beim Bund, fand es alles sehr befremdlich und war auch froh wieder weg zu sein. Es hat mir ganz persönlich eben nicht gefallen. Dennoch danke an allen Soldatinnen und Soldaten welchen Geschlechtes auch immer die mit Spaß und Freude dabei sind um uns zu beschützen und de Staat anderweitig zu unterstützen! Ihr seit wichtig! Danke!

  16. 4.

    Ja, sein Einsatz hat großen Wert. Man kann ihn dazu beglückwünschen, dass er die Entscheidung für diesen freiwilligen Einsatz getroffen. DIe Einrichtung wird durch ihn unterstützt und entlastet und er selbst hat den Gewinn dieser Erfahrungen. Viele - nicht alle - in dieser Altersgruppe fallen derzeit leider eher durch Genörgel über entgangenen Freizeitspaß und den verlorenen minijob am Tresen auf.
    Ich bin nicht der größte Fan der BW, aber schätze den Einsatz in dieser Krise sehr. Die Dauernörgler werden sich kaum in die Rezeption einer Seniorenwohnanlage stellen und die Aufgaben übernehmen.
    Wir sollten denen, die dies tun, dankbar sein und das anerkennen.




  17. 3.

    Vielen, besonders herzlichen Dank an alle Soldat*innen, die zur Bekämpfung der Pandemie im Einsatz sind! Egal, was Sie tun, Sie leisten großartige Hilfe. Ihnen gilt mein größter Respekt. Achten Sie auf sich und bleiben Sie gesund!

  18. 2.

    Vielen Dank für deinen Einsatz Kamerad. Übrigens auch in Mali, Kosovo , Afghanistan, Horn von Afrika dienen unsere Soldaten unserem Land. Der Bundestag hat diese Mandate beschlossen teilweise auch mit den Stimmen der Grünen. Also akzeptiert das und zollt unseren Soldaten und Soldatinnen Respekt.

  19. 1.

    Auf jeden Fall! Besser als in Ländern wie dem Kosovo, Mali, Afghanistan oder am Horn von Afrika! Hier dient der Soldat dem Bürger und Steuerzahler, aber dort?

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