Übergangslösung für schnelles Internet - Berliner Schulen basteln an Technik für Unterricht per Livestream

Mi 24.02.21 | 08:06 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Symbolbild: Homeschooling, während des Lockdowns im Januar 2021, Kinder lernen zuhause für die Schule, ein Mädchen im Videounterricht mit hier Klasse. (Quelle: dpa/J. Tack)
Audio: Inforadio | 24.02.2021 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/J. Tack

Einige Berliner Schulen wollen ihren Unterricht am liebsten online übertragen, so dass ihn Schüler zu Hause live mitverfolgen können. Weil dafür allerdings noch Breitband-Kabel für schnelles Internet fehlen, testen erste Schulen eine andere Variante. Von Kirsten Buchmann

Alles live zu streamen, was Lehrer in der Klasse sagen, und zwar für die Schüler im Fernunterricht zu Hause: Das hat der Leiter des Hans-Carossa-Gymnasiums, Henning Rußbült, vor. Eine Hürde war bisher, dass an seiner Kladower Schule noch keine Breitband-Leitungen für schnelles Internet liegen. Diese gibt es in Berlin zwar an Oberstufenzentren, an anderen Schulen kann das noch bis zu vier Jahre dauern.

Momentan testet Schulleiter Rußbült aber den WLAN-Empfang per Funk. Mit Hilfe einer Speedbox, eines kleinen weißen Geräts auf einem Büroschrank hinter seinem Schreibtisch, soll das funktionieren. Einwählen und das Passwort eingeben - Rußbült freut sich, dass es im seinem Bürotrakt so mit dem Internet schon mal klappt: "Sie sehen jetzt, wir haben hier den vollen Ausschlag."

Dicke Betonwände stören nicht

Die Box versorgt ihre Umgebung mit WLAN. So kann Rußbült sich an seinem Tablet in eine Lernplattform einwählen oder Aufgaben stellen. Die dicken Betonwände in dem Neubau stören dabei nicht. Der Schulleiter hofft, dass die Lehrer in seiner Schule solche Geräte künftig in vielen Räumen einsetzen und den Unterricht damit nach draußen streamen können. Sein Ziel ist, "dass wir über unseren Online-Unterricht und über unsere Videokonferenzen genau die Möglichkeit bieten wollen, dass diejenigen, die zu Hause bleiben, trotzdem partizipieren."

Gruppenarbeit per Videokonferenz

Denn die Schüler zu Hause könnten so online Erklärungen ihres Lehrers und Tafelbilder in der Klasse parallel mit sehen. Sie könnten per Videokonferenz Nachfragen stellen, sich einbringen oder sogar in Gruppen mit ihren Klassenkameraden arbeiten. Genügend Boxen für rund 60 Unterrichtsräume wünscht sich der Schulleiter daher möglichst bald. Allerdings fielen rund 100 Euro für die Anschaffung je Gerät an sowie rund zehn bis 20 Euro monatliche Kosten.

Mittel flexibel einsetzen

Die Grünen-Abgeordnete Stefanie Remlinger hat eine Idee, um solche Ausgaben zu finanzieren. Schulen sollten in der Pandemiezeit Budgets anders nutzen können als sonst. Denn sie verfügen über verschiedene Töpfe, wie Ganztagsmittel, mit denen sie sonst zum Beispiel Honorarkräfte für Arbeitsgemeinschaften wie Tanz oder Musik am Nachmittag finanzieren. Momentan fällt das wegen der Corona-Pandemie aber weg. Stefanie Remlinger meint: "Ich setze mich deshalb sehr dafür ein, den Schulen Vertrauen entgegenzubringen, dass sie das gut verwenden würden, wenn man ihnen sagt, ihr könnt diese Gelder auch anders einsetzen." Damit könnten sie zum Beispiel Geräte kaufen, die sie für ihren Hybridunterricht brauchen. Aus Sicht der Grünen-Politikerin könnten die Bildungs- oder Finanzverwaltung das mit einem Rundschreiben klären. Schulen sollten zudem für solche Anschaffungen schon jetzt selbst Digitalpaktmittel direkt verwenden und dies dann später abrechnen können, findet sie. Zuletzt waren für die Berliner Schulen erst knapp 30 Millionen der insgesamt rund 260 Millionen aus dem Digitalpakt des Bundes und der Länder bewilligt worden.

Ohne Ruckeln

Schulleiter Henning Rußbült ist mit seinen ersten Tests schonmal zufrieden. An der Box in seinem Büro stellt er "hohe Reichweite" ein. Damit habe, so sagt er, sogar sein Sekretariat rund 50 Meter weiter vollen Empfang - ohne Ruckeln.

Sendung: Inforadio, 24.02.2021, 08:25 Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann

27 Kommentare

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  1. 27.

    Ihre Aussage ist rein technisch falsch.
    Die 10 Hz Taktung existiert nicht bei WLAN, sondern im 2G Mobilfunknetz (GSM), welches wegen seiner geringen Geschwindigkeit für Datenübertragung kaum geeignet ist und hierfür kaum noch genutzt wird.

  2. 26.

    Ja, ja Mangel macht kreativ und das Einfache liegt oft so nah. Es sollte noch mehr Schulleiter und Lehrer geben, die ins Gelingen verliebt sind und nicht beim Jammern hängen bleiben.

  3. 25.

    "WLAN ist extrem gesundheitsschädlich, besonders für Kinder. "

    Na, sag ich doch, die Eso-Fraktion kommt gleich um die Ecke. Und die Mikrowelle im Lehrerzimmer... gaaanz schlimm.
    Ach und an die gleiche Fraktion: Im März kommen wieder hunderte Tote auf uns zu, wegen der schrecklichen Sommerzeit-Umstellung *kreisch*!

  4. 24.

    Was jammern Sie eigentlich rum...meine Tochter macht seit dem Lockdown, über Microsoft Teams während Ihrer Ausbildung zur Krankenschwester, Homeshooling mit dem Lehrer im theoretischen Block. Und keiner regt sich auf,weil man kann den Bildschirm auch ausschalten.( auch der Lehrer) Man kann sich auch mal ein bisschen am Riemen reißen oder?

  5. 23.

    Das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg hat eine zum Gesundheitsschutz der Schüler und Lehrer erhobene Verfassungsbeschwerde gegen WLAN in der Schule nicht zur Entscheidung angenommen und auf den Verwaltungsrechtsweg verwiesen. Es hält angesichts der eingereichten Beweisunterlagen die weitere Aufklärung der naturwissenschaftlichen und medizinischen Fragen zur Schädlichkeit von WLAN für geboten. Mit dieser Rückendeckung durch das Brandenburgische Verfassungsgericht könnten Eltern vor den Verwaltungsgerichten mit Aussicht auf Erfolg ein Verbot von WLAN in der Schule einklagen.
    VerfGBbg, Beschluss vom 17. April 2020 - VfGBbg 87/19, veröffentlicht unter: https://verfassungsgericht.brandenburg.de.

  6. 22.

    #Kunze, okay- dann verklickern sie mal den lieben Kleinen, daß diese ihre Handys, Playstation und Co. In die Tonne werfen sollen und TV fällt auch weg, streamen mit Wifi ist out.

  7. 21.

    WLAN ist extrem gesundheitsschädlich, besonders für Kinder. Es handelt sich um hochfrequente elektromagnetische Felder (EMF) der Frequenz 2,45 GHz, die mit einer 10-Hz-Taktung gepulst sind. Aus über 100 wissenschaftlichen Studien zu dieser Frequenz wurde in einer Übersichtsstudie von Isabel Wilke (Umwelt Medizin Gesellschaft, Sonderbeilage in Ausgabe 1-2018/ISSN 1437-2606/31. Jahrgang, als pdf unter https://www.diagnose-funk.org)ermittelt: WLAN verursacht oxidativen Zellstress, schädigt die Fruchtbarkeit, wirkt ein auf das EEG, auf Gehinfunktionen, die DNA, die Krebsentwicklung, auf Herz, Leber, Schilddrüse, Genexpression, Zellzyklus, Zellmembran, Bakterien und Pflanzen. Die zelltoxischen Effekte führen zu negativen Auswirkungen auf Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verhalten. Ärztekammern und Wissenschaftler fordern ein Verbot von WLAN an Schulen. Behörden ignorieren die Studienlage. Medien informieren die Eltern über diese Fakten nicht.

  8. 20.

    Da isses wieder, wie sich die Lehrer die Welt vorstellen: nein, man MUSS gar nicht im Bild sein, die Tafel hat auch keine Kreide mehr! Man sieht die Platte von Hr. Mayer nicht und die Nase von Frau Müller! Und nein, man sieht nicht das Chaos im Wohnzimmer oder der Küche der SuS! Wer DAS glaubt, hat sich als LuL noch NIE mit der Materie beschäftigt. Oder mal nen Youtube-Film von Lehrer Schmidt geschaut? Oder von TheSimpleClub? Die leben alle nicht davon, dass sie aussehen wie Influencer! Gottseidank...
    Also bitte nicht mit Persönlichkeitsrechten kommen oder Fotocollagen - die sind in der "echten" Schule schneller hergestellt und verbreitet - ganz ohne Corona!

    Einfach mal online sein. Nicht Mathebuch von 1987 kopieren, scannen und mailen! DAS ist nicht Digitalisieren!

    Die SuS können das übrigens ;-)

  9. 19.

    Dies ist eine weitere (gute) "Insellösung" aus dem Schuleiter/Lehrer-Baukasten. Ohne diese Einfälle, und derer gibt es viele, würde die Bildungsverwaltung wie aussehen...? Was sonst im Verborgendem liegt, wird nun sichtbar: das Selbstverständnis des Anweisens/(Um)Verteilens/Absicherungsverodnens/"mogelnde" Statistiken Erstellens stößt für alle sichtbar, an die Grenzen. Das wusste man schon vorher, wird aber in Pandemiezeiten mehr als deutlich. Wer Bildungskonzepte einfordert liegt richtig - ob analog oder digital, wohlgemerkt: echte Konzepte statt kleiner Marketing-Buzzworte Ideen.

  10. 18.

    Das ganze wird auch sehr teuer erkauft. In einem mit dem Mobilfunks eines Staatlichen Unternehmens, welches es auch nicht schaffte Glasfaser in die Schulen zu bringen. Zum anderen über die Hardware, dessen Preise liegen 30 bis 50% über UVP. Selbst die billigste Webcam wird extrem überteuert angeboten.Über das Knie gebrochen wird versucht mit viel Geld etwas nachzuholen. Verschlafen wurde hier wenig, es war schlicht weg von den Verantwortlichen nicht gewollt. Sieht man ja in den Behörden, Digitalisierung = Arbeitsplatzabbau. Mir soll niemand erklären das es kurzfristig nicht möglich ist Glasfaser notfalls im Oberbau in die Schulen zu bringen. Es fehlt vor allem an unabhängiger Fachlicher Kompetenz und Vorgaben. Grade was Lizenzen für kommerzielle Produkte und Datenschutz angeht. Eine ganze Lobby versucht hier mitzuverdienen mit unkalkulierbaren Kosten.

  11. 17.

    Liebe Alt-Westberlinerin,
    haben Lehrer Ihrer Meinung nach keine Persönlichkeitsrechte? Sollen später vielleicht böse Fotokollagen von Lehrern für immer im Netz herumschwirren? Ich habe leider überhaupt nicht den Eindruck, dass die Persönlichkeitsrechte von Lehrern eine Rolle spielen. Man wird einfach erwarten, dass die Lehrer das nicht so eng sehen. Denn wenn die Lehrer hier nicht mitmachen, haben sie doppelte Arbeit, um die Zuhause-Gruppen zusätzlich zu versorgen. Das klingt für mich nicht fair. Will einer seine Rechte wahren schafft er die Arbeit nicht mehr.

  12. 16.

    Das wird alle Hacker die sich mal ausprobieren wollen freuen.... solche W-Lan. Wenn dann der livestream mit einem porno aufgepeppt wird und keine weiß warum das passieren konnte wird man feststellen ...IT Fachleute haben schon eine daseinsberechtigung.

  13. 15.

    Was soll das Gemecker?!? Wenn sich die Schulen auf das verlassen müssten, was von der zuständigen Senatsverwaltung an Digitalisierung bewerkstelligt wird, müssten zur Kommunikation noch Postkutschen und Rauchzeichen genutzt werden.
    Das, was an vorhandener digitalen Infrastruktur an Schulen vorhanden ist, geht zu 80% auf Lehrer- und Elterninitiative. Sonst wäre da nichts!

  14. 14.

    "...Schilder aus, die WOLLEN keinen Funkmast und Empfang. Tja..."

    Und nicht die Fraktion vergessen, die Bedenken wegen der "WLAN-Strahlung" hat. Neulich hat erst eine entfernt Verwandte mit Verschwörermiene erklärt, dass "WLAN bei Kindern die Blut-Hirn-Schranke passieren kann!"

    Aber abgesehen von den Eso-Spinnern, es ist tatsächlich nicht so einfach ein, leistungsstarkes WLAN so aufzubauen, dass Hotspots in jedem Unterrichtsraum sind, auch mal 30 Kindern die Verbindung im Raum bereitstellt aber sich mit den Nachbarräumen nicht stört.
    Das ist schon schwieriger als ein einzelne Smartphone und einen Laptop mit einer FritzBox zu verbinden. ABER: Es ist lösbar, braucht Menschen, die sich damit auskennen, etwas Geld für Hardware sowie Mut, Willen und Entschlusskraft der Bildungsverwaltung so etwas anzugehen.

  15. 13.

    Genau das war die Antwort unseres Schulleiters auf die Frage ob Videokonferenzen mit den Schülern möglich wären. Die erste Umfrage ergab zu viele technische Lücken bei den Schülern zu Hause also geht es für eine öffentliche Schule nicht, da niemand benachteiligt werden darf. Kann ich sogar nachvollziehen, dass er da keinen Weg hat. Abgesehen davon dass die Schule selbst auch keinen brauchbaren Internetanschluss hat.

  16. 12.

    Na dann mal los, lieber Senat. Nicht dass die Pandemie vorbei ist, wenn die Schulen dann internetfähig sind.

  17. 11.

    „Basteln“ trifft es bestimmt zu 100%. Irgendwie kommt mir das ganze Handeln wie Basteln vor. Wie wäre es, mal Geld in die Hand zu nehmen und Experten damit zu beauftragen, ein landesweites System an den Start zu bringen? Das jetzige ist doch Murks. Und dieses Basteln kommt mir vor wie Socken stopfen.

  18. 10.

    Technisch sehr naiv. Wer glaubt denn ernsthaft über Mobilfunk eine Breitbandverbindung zur realisieren ? Ein Netz was Hoffnungslos schon heute überlastet ist ? Technisch alle Teilnehmer sich die Bandbreite Teilen müssen. Selbst die Telekom hat jetzt verstanden das nur Glasfaser die Lösung ist. VDSL,TV Kabel und LTE, 5G sind alles Technologien die den Bedarf nicht sicherstellen können. Da alle sich die Bandbreite teilen müssen, um so mehr Teilnehmer in der Zelle sind, um so weiter man von der Zelle entfernt ist, um so weniger Bandbreite ist zu erwarten. Das ist auch selbst verschuldet, da helfen nur mehr Zellen. Aber die will keiner haben, da man dann ja einen Aluhut braucht. In anderen Ländern ist die Dichte der Zellen hoch das man im ganzen Land währen der Fahrt Video schauen kann.

  19. 9.

    In China ging das 2 Wochen nach Lockdown-Start letzten Januar. Hier kommen SICHER bald die Bedenken der LehrerInnen hinsichtlich Daten- und Persönlichkeitsschutz. Es ist natürlich immens wichtig, dass keiner die "Platte" des Lehrers erblickt, wenn er sich von der Tafel weg zur Kamera dreht, auch ein unvorteilhaftes Halbprofil der Nase der Lehrerin könnten wie bei Sofia Thiel zu Existenzängsten führen! Nicht zu vergessen, dass der CIA Interesse an Kurvendiskussionen und den Lebensformen der Mönche im Mittelalter zeigt.

    Ich sags euch - das läuft gegen die Wand. Dafür ist das einfach viel zu pragmatisch, zu operativ, zu logisch.

    In Brandenburg würde das daran scheitern, dass das Funkloch überall ist. Schon die Nachbargemeinde von Kladow, wo die Schule ja steht, in SACROW, hängen überall Schilder aus, die WOLLEN keinen Funkmast und Empfang. Tja...


    Übrigens, das Bild, das ist schon wieder die Familie mit den aufgeräumten Verhältnissen im Wohnzimmer...

  20. 8.

    Ein Jahr Pandemie mit Lockdown und die Berliner Schulen TESTEN jetzt (erst oder schon?).
    Was soll man dazu noch sagen ?

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