Priorisierung soll beibehalten werden - Brandenburg will Impfstoff von Astrazeneca nicht für alle freigeben

Do 22.04.21 | 18:37 Uhr
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Im Sportkomplex Westend befindet sich das Impfzentrum Eberswalde. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Video: Brandenburg Aktuell | 22.04.2021 | J. Wochnik | Bild: dpa/P. Pleul

Anders als Berlin will Brandenburg auch weiterhin das Vakzin von Astrazeneca nur über 60-Jährigen anbieten. Eine Freigabe für alle sei nicht sinnvoll, heißt es aus dem Innenministerium. Doch ein Landkreis schert aus.

Im Gegensatz zu Berlin hält Brandenburg eine Freigabe des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca für alle nicht für sinnvoll. "Astrazeneca wurde in Brandenburg stets gut nachgefragt und wir haben alle aktuellen Bestände in die impfenden Arztpraxen gesteuert", teilte der Sprecher des Innenministeriums, Martin Burmeister, am Donnerstag in Potsdam mit. Dort könnten sich alle über 60-Jährigen damit impfen lassen, rund 6.000 Erstimpfungen pro Tag mit diesem Impfstoff gebe es in den Hausarztpraxen. Für dieses Tempo reiche der Bestand.

"Es wäre populistisch und unseriös, Astrazeneca darüber hinaus für alle freizugeben. Wir würden den Menschen damit eine Verfügbarkeit vorgaukeln, die es nicht gibt", erläuterte Burmeister. Brandenburg werde Prioritätengruppen weiter in der Reihenfolge freigeben, in der sie von Corona-Infektionen bedroht seien.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) impfen 335 Hausarztpraxen im Modellprojekt bereits mit Astrazeneca, weitere 80 sollen die Möglichkeit erhalten, diesen Impfstoff über das Land zu beziehen. Die Aussage an die Ärzte sei nach wie vor, sich an die Priorisierung zu halten, sagte KVBB-Sprecher Christian Wehry. In Brandenburg halten sich nach Angaben der Kassenärzte Zuspruch und Ablehnung von Astrazeneca die Waage.

Landkreis MOL schert aus

Im Gegensatz zur Linie des Innenministeriums will der Landkreis Märkisch-Oderland Astrazeneca für alle Impfwilligen freigeben. Landrat Gernot Schmidt (SPD) sagte dem rbb am Donnerstag, er bereite einen freien Impftag in Strausberg vor. Eine Aufhebung der Impf-Priorisierung nach dem Vorbild eines Landkreises in Bayern war in Märkisch-Oderland bereits vor einer Woche ins Gespräch gebracht worden.

Darüber hinaus bemüht sich Märkisch-Oderland um einen Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Allerdings ist dieser noch nicht von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen.

Vorübergehender Terminstopp bei Biontech und Moderna

Berlin, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern hatten entschieden, die Priorisierung für den Impfstoff Astrazeneca aufzuheben. Bei Menschen unter 60 Jahren ist jedoch nach Angaben der Gesundheitsministerien der Länder vor dem Spritzen eine ausführliche Beratung durch den Impfarzt notwendig. Wegen sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) soll das Präparat von Astrazeneca in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden.

Mitte April hatte das Festhalten an der Astrazeneca-Priorisierung auch dazu geführt, dass in Brandenburg die Terminvergabe für Erstimpfungen mit den Seren von Moderna und Biontech vorläufig gestoppt worden war. Die vorhandenen Dosen beider Vakzine sollten für die Zweitimpfungen aufbewahrt werden. Innenminister Stübgen begründete diesen Schritt mit der Empfehlung, dass Unter-60-Jährige nicht den Impfstoff von Astrazeneca erhalten sollten. Sie sollen als zweite Dosis stattdessen den Impfstoff von Moderna oder Biontech bekommen.

"Wir haben das umgerechnet: Wir können die Zweitimpfungen für diese Menschen absichern, allerdings reduziert das unsere Möglichkeiten neue Erstimpftermine auszugeben drastisch", sagte Stübgen im Inforadio des rbb. Man müsse sich mit dem vorhandenen Impfstoff auf die Zweitimpfungen konzentrieren. Seit Mittwoch (21. April) werden wieder Termine auch für Erstimpfungen mit Biontech und Moderna vergeben, wie es auf der offiziellen Impf-Internetseite der Landesregierung [brandenburg-impft.de] heißt.

Impfzentren bleiben bestehen

Unterdessen sollen die Brandenburgerinnen und Brandenburger sich ihren Corona-Schutz weiter in den Impfzentren holen können - unabhängig von der geplanten Steigerung der Impfungen in Arztpraxen. Das betonte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Donnerstag in Potsdam mit. Damit wandte er sich gegen eine Forderung der Kassenärzte.

Stübgen hält zugleich an dem Ziel eines Impfangebots bis zum Ende des Sommers fest. "Bis Mitte September wollen wir allen den vollständigen Impfschutz ermöglichen", sagte er. "Dafür brauchen wir ausreichend Impfstofflieferungen vom Bund und müssen alle Impfstränge optimal auslasten."

Kassenärzte hatten Stopp der Impfzentren gefordert

Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) forderte indes, schnellstmöglich das Impfen in Impfzentren zu beenden und ganz auf die Haus- und Fachärzte übergehen zu lassen. In Brandenburg gibt es 13 Impfzentren und mehrere Impfstellen. Dazu wird in rund 1.100 Praxen geimpft. Die Kassenärzte halten einen Ausbau auf 2.200 Praxen für möglich.

In Impfzentren ist eine zentrale Terminvergabe und ein zentral organisiertes Impfen möglich, Haus- und Fachärzte sehen ihren Vorteil in der Verteilung über das Land und dem direkten Kontakt zu ihren Patienten.

Sendung: Brandenburg aktuell, 22.04.2021, 19:30 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Ja Udo, wer lesen kann ist glatt im Vorteil. Vielleicht sollten Sie einfach mal auf die Uhrzeit (16:10 Uhr)meines Kommentars gucken und wann der Artikel aktualisiert (18:37 Uhr)wurde. Und im ersten Text stand 1100 Praxen impfen und bekommen 6000 ASTRAZENECA Dosen. Und wo ist da der Fehler? Und beim Impfangebot habe ich die BK zitiert, die gesagt hatte: "Bis Ende des Sommers hat jeder Bürger ein Impfangebot". Ein Impfangebot bedeutet nicht, dass alle auch geimpft sind. Aber Ironie versteht halt nicht jeder. Schönen Gruß nach Lübbenau.

  2. 19.

    Der Hausärzteverband möchte am liebsten das Impofen in Impfzentren einstellen
    und nur noch in Praxen impfen.

    in Brandenburg müssen für eine Herdenimmunität noch ca 2,3 Mio Impfungen gemacht werden
    20 € Impfung = 46 Mio € ca 1100 Hausärze = fast 42 .000 / Hausarzt
    als warum dann um die Gesundheit der Patienten kümmern wenn man mit Impfen reich wird.

    Ich habe Bekannte in Sachsen Da ist das DRK und Nicht die Kassenärztliche Vereinigung der Betreiber
    ist froh über jeden der zum Impfzentrum fährt denn dann kann er sich um die Patienten kümmern die
    Krank sind oder nicht zum Impfzentrum fahren können.

    Aber das Land Brandenburg nimmt als Betreiber den Kassenärztlichen Verband und der achtet
    dem Profit seiner Mitglieder und nicht auf die Gesundheit der Bevölkerung !

  3. 18.

    " Brandenburg will Impfstoff von Astrazeneca nicht für alle freigeben "

    in Berlin aber doch , dieses ständige Wirr-Warr mit den Altersbegrenzungen für AZ wird die Vorbehalte gegen AZ weiter steigen lassen , das schafft nur Verdruß und Mißtrauen , auch die STIKO und das PEI sind da eher kontraproduktiv . Dänemark hat AZ komplett aus dem Programm entfernt und Norwegen " verleiht " zi-tausende Dosen AZ an Schweden...

  4. 17.

    Man sollte den Hausärzten das impfen verbieten, wenn sie sich nur noch darauf konzentrieren. Von vielen habe ich gehört, das sie keine Termine mehr bekommen, da die Hausärzte nur noch impfen, da sie dabei mehr verdienen. Heute erging es mir auch so. Ich benötigte dringend ein Rezept, ich war zur normalen Sprechzeit dort, kein Erfolg ! Keine Arzthelferin fühlte sich in der Lage dazu, da die 5 Hausärzte im Klinikum nur impfen. Dabei gibt es auf dem Gelände ein Impfzentrum. Wie soll das weitergehen, liebe KVBB ? Lasst das impfen in den Impfzentren und die Hausärzte ihre normalen Sprechstunden machen. Unsere Versorgung mit Hausärzten ist auch so schon schlecht genug. Ärzte verdienen auch genug Geld, wenn sie ihre Sprechstunden abhalten. Nicht nur immer an den Profit denken !

  5. 16.

    Brandenburg schafft es nicht einmal die Prio-Gruppe 3 freizugeben.
    Als Ausrde wird die hoohe zahl an Impfberechtigten Ü70 ausgeggeben
    Brandenburg hat ca 4450.000 über 70-Jährige hat aber bereits fast 530.000 Erstimpfungen .
    und nicht alle wollen sich Impfen lassen oder warten auf eine Impfung beim Hausarzt.
    Dann sollte Brandenburg erst einmal die Impfungen für die Prio-Gruppe 3 in den Impfzentren freigeben
    und ASTRA-ZENECA nur bei den Hausärzten verimpfen lassem anstatt denen ausschliesslich BIONECH zu geben.

    z.B in Sachsen kann sich jeder mit ASTRA-ZENECA impfen lassen
    Wenn der PATIENT UND DER ARZT ZUSTIMMT!

    Also BIONECH nur in den Impfzentren und ASTRA-ZENECA nur beim Hausarzt !

  6. 15.

    "Nicht sinnvoll" klar turlich nicht weil man sonst gar kein Impfstoff mehr hätte.
    Brandenburg die Schlapftablette unter den Ländern beim Impfen.
    rTäuscht darüber hinweg das man nur Versagen zu Stande bringt.

  7. 14.

    Da stimme ich Ihnen zu. Jeder entscheidet für sich, alles andere wäre ja Körperverletzung. Wenn der Ruf eines Impfstoffes geschädigt ist, kann man das Vertrauen der Menschen nicht mehr gewinnen, egal was man sagt und egal, welche Wahrheiten und Unwahrheiten im Umlauf sind.

  8. 13.

    Anders als in Berlin , wissen die wenigsten ob sie überhaupt bereits Impfberechtigt sind.

  9. 12.

    die seltene Gefahr von Hirnvenenthrombosen betrifft ALLE verfügbaren Corona-Impfstoffe https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/thrombose-tritt-wohl-auch-bei-mrna-impfstoffen-auf-li.152973 TROTZDEM ist es ratsam, sich impfen zu lassen, weil selbst Geimpfte sich infizireren können, aber mit leichteren Verläufen und ohne Exitus https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/04/geimpft-und-trotzdem-positiv-corona-impfdurchbrueche-.html

  10. 11.

    6000 nur von Astrazeneca. Wer lesen kann ist im Vorteil. Bezieht sich auch auf die Aussage zum Impfangebot.

  11. 10.

    Bedeutet „alle Impfstränge optimal auslasten“ nicht eigentlich 24/7 Betrieb.
    Optimale Auslastung von Maschinen erreiche ich bei 24/7 Betrieb.
    Sonntags würde ja für den Anfang schon mal reichen. Bis auf Gartenarbeit und bissel Sport geht doch eh kaum was am WE auch für die Ärzte. Die Miete für die Hallen wird doch sicher nach Zeit und nicht nach Nutzung bezahlt.
    Könnte man doch auch impfen. Vor allem wenn das aufholen der Zweitimpfungen so wichtig ist, das die anderen wieder etwas warten müssen.

  12. 9.

    Es wurde doch diese Woche gesagt, in die Arztpraxen kommt nur noch Biontech zum Einsatz! Werden wir erneut belogen?Ich platze gleich!

  13. 7.

    Das ist wieder typisch Brandenburg. Schön langsam und zurückhaltend bleiben. Hier geht garnichts voran. Nur nicht von anderen lernen oder deren Entscheidungen anerkennen. Schon die mühselige Terminvergabe für unsere über 80jährigen war nicht einfach. Wozu gibt es einen Impfstab in der Landesregierung?

  14. 6.

    Zählt MOL nicht mehr zu Brandenburg, die geben ihn frei. Alles sehr seltsam!

  15. 5.

    Wie immer, warten wie es bei den anderen läuft und dann schnell aufs Boot springen.

  16. 4.

    Ob und wenn ja mit was man sich impfen lässt kann man durchaus jeden selbst überlassen. Die Risiken sind bekannt ... und es gab 2 Männer die von Thrombosen betroffen waren .... ich glaube der Weg zum impfzentrum ist gefährlicher.

  17. 3.

    Die meisten berechtigten wollen Astrazeneca nicht. In Berlin bleibt man auf diesen förmlich sitzen. Brandenburg hat entschieden wieder einmal Zeit zu verbummeln und zu warten. Ausgangsbeschränkungen sind das Mittel der Wahl , an statt jene damit zu versorgen die Ausdrücklich sich Impfen lassen wollen. Für alle der Kat. 4 sie können sich als Wahlhelfer melden und rutschen dann in die Kat. 3. Bekommen sie dann Astrazeneca ?

  18. 2.

    Sachsen und MV haben den Impfstoff freigegeben, da aber das Vertrauen der Menschen in diesen Impfstoff geschädigt ist und nicht reparabel scheint, sollten wir doch nicht darauf beharren, diesen Impfstoff um jeden Preis unter die Leute zu bringen. Vielmehr müssten alle Anstrengungen unternommen werden, den Verpflichtungen dem Bürger gegenüber, der seine Steuergelder in Biontech investiert hat, gerecht zu werden. 4 Aufklärungsbögen und Einwilligungserklärungen zu unterschreiben, weil man eine Impfung erhält, ist nicht nachvollziehbar und spricht Bände.

  19. 1.

    Natürlich hält Brandenburg an den Impfzentren fest. Und die Hausärzte können sich auf 6 Impfdosen pro Tag ( 6000 Dosen gesamt/1100 Hausärzte) freuen. Und meint Herr Stübgen ein Impfangebot oder die abgeschlossene Impfung für alle Brandenburger bis Ende des Sommers. Danke dafür Herr Stübgen. Da kommen dann wahrscheinlich auch schon wieder die ersten Wiederholungsimpfungen auf den Plan?

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