Reportage | Unterwegs am Pfingstwochenende - Berlin darf wieder nach draußen

Mo 24.05.21 | 19:49 Uhr | Von Johannes Paetzold
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Hendrik Canis Sommelier im Alten Zollhaus in Kreuzberg am 24.05.2021. (Quelle: rbb/Johannes Petzold)
Bild: rbb/Johannes Petzold

Die Restaurants haben wieder offen, zumindest im Außenbetrieb. Am Wochenende war das Wetter noch zwar wechselhaft, am Pfingstmontag aber schien zumeist die Sonne. Die Berliner holen sich ihre Stadt zurück. Noch etwas zögerlich. Von Johannes Paetzold

Kellnerin Nicola Feist vom Restaurant "Carl & Sophie" in Moabit am Ufer der Spree zeigt sich mit dem Wochenende zufrieden: "Wir haben uns alle sehr gefreut, dass es wieder losgeht. Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Leider hat das Wetter natürlich nicht so gut mitgespielt. Aber wir sind froh über alles, was passiert ist, über jedes Eis, das wir verkauft haben, über jeden Gast, der hier war."

Seit Freitag dürfen in Berlin Restaurants und Cafès die Außenbereiche öffnen. Besucher müssen einen negativen Corona-Test oder einen Impf- beziehungsweise Genesenen-Nachweis vorzeigen.

Im "Alten Zollhaus" in Kreuzberg sind alle Außentische besetzt. Sommelier Hendrik Canis ist nach sieben Monaten Pause endlich wieder in seinem Element: "Es sind so viele Gäste gekommen, da fühlt sich das so richtig an, wieder am Start zu sein. Besser kann es nicht sein. Heute scheint die Sonne, aber auch die Tage davor kamen die Gäste am Wochenende trotz Sturm, Regen und Hagel in Scharen." Die Luca-App für den benötigten Negativ-Test wird im Alten Zollhaus besonders gut angenommen. Runterladen, checken, fertig. Und eine mobile Test-Station auf dem "Corona Bike" direkt vor dem "Alten Zollhaus" leistet ebenfalls gute Dienste.

Matthias, Schwimmer im Prinzenbad Kreuzberg. (Quelle: rbb/Johannes Petzold)Matthias freut sich, dass er im Prinzenbad wieder seine Bahnen schwimmen kann

Endlich wieder ins und aufs Wasser

Gleich um die Ecke ist das Prinzenbad. Matthias kommt seit Jahren täglich hierher zum Schwimmen. Seit November durfte er seine Bahnen nicht mehr durchpflügen. Nun hat er gleich den ersten Eröffnungstag genutzt und ist seitdem jeden Tag hierher gekommen: “Heute war mittags eine unglaublich lange Schlange vor dem Eingang hier. Trotzdem ist es hier noch nicht ganz so voll wie sonst. Das Einzige, was wirklich fehlt, sind die warmen Duschen, die kommen hoffentlich beim nächsten Lockerungsschritt.”

Am Carl-Herz-Ufer, nur ein paar Schwimmzüge entfernt, steht Michael vor dem Lastwagen mit seinem mobilen Kajak-Verleih. Umringt von jungen Menschen, die aufs Wasser der Spree wollen. Das Wetter hält an diesem Wochenende kaum einen ab: "Es gibt ein paar Hardcore-Leute, die paddeln auch bei Regen. Ich war auf einer der ersten geführten Touren gestern bei Regenwetter. Danach wurde es sonnig, und alle waren happy."

Michael und sein Kajakverleih am Carl-Herz-Ufer in Kreuzberg am 24.05.2021. (Quelle: rbb/Johannes Petzold)Andrang gabs auch beim Kajak-Verleih

Francesco Vigneri steht in seinem Eisladen an der Böckhstrasse. Berühmt in der Stadt für seine authentisch italienischen Eissorten. Die Vitrine wird an diesem Wochenende sicher nicht leer. Francesco bleibt optimistisch: "Wegen des Regens kommen natürlich etwas weniger Leute hierher. Aber ich bin sicher, die kommen noch."

"Die Gäste sind super freundlich"

Das "ParkCafe" am Fehrbelliner Platz bietet nicht nur riesige Freiflächen, sondern auch große Schirme, die vor dem Regen schützen. Kellnerin Marina Heyen ist nach dem Wochenende etwas erschöpft. Sieben Monate ohne soziale Kontakte, ohne die Routine der Arbeit, da schmerzen die Füße, und sie spürt es in den Beinen. Aber endlich wieder Kontakt mit den Menschen - nur das zählt: "Die Gäste sind auf jeden Fall alle super freundlich und sind auch alle glücklich, hier zu sein."

Eine Familie aus Wilmersdorf im Parkcafe am Fehrbeliner Platz (Quelle: rbb/Johannes Paetzold)Endlich keinen Aperol Spritz mehr selber machen, freut sich diese Familie aus Wilmersdorf

Das bestätigt sich am Tisch mit einer großen Wilmersdorfer Familie im ParkCafe. “Es ist so wunderbar, der erste Aperol Spritz in diesem Jahr, den ich mir nicht selber machen muss”, sagt die Frau, die den Königsplatz am Tisch bekommen hat. Und das Oberhaupt der Familie, ein älterer Herr, freut sich einfach, im Kreis der Familie das Wochenende genießen zu dürfen: "Ich bin froh, dass ich hier sein darf und das ich bis jetzt ungeschoren vom Virus davongekommen bin."

Fazit dieses Pfingstwochenendes - Der große Ansturm der Berliner auf Freibäder, Eisverkauf, Cafés und Restaurants blieb noch aus. Aber – die Stadt lebt wieder.

Sendung: Abendschau, 24.05.2021, 19:30 Uhr

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Beitrag von Johannes Paetzold

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ok dann nehmen wir mal einen geimpften.... biontech liegt bei 95% Wirksamkeit.
    100% wird es nicht geben.... also was erwartet man denn noch ?
    https://www.aponet.de/artikel/covid-19-impfstoffe-wirksamkeit-im-vergleich-1-23940

  2. 17.

    ..probiere es nochmal, Kommentar von gestern hat es nicht geschafft. Schön das die Zahlen runter gehen, es Öffnungen gibt und es positiv dargestellt wird. Ich sehe es aber zwiespältig, zum einem muss ich meine Gesundheit per Test nachweisen um Angebote nutzen zu dürfen? Zum anderen plant man die Verlängerung der Bundesnotbremse über den 30.06.2021 hinaus, wird natürlich jetzt mir der indischen Mutation begründet. Das Virus ist bereits über 4000 mal mutiert. Wann sehen die Politiker endlich ein, das wir damit leben müssen und versuchen jeden in der Bevölkerung dafür mitzunehmen und zu sensibilisieren? Kommentare #1 und #12 finde ich zustimmend. Schönen Abend!

  3. 16.

    Ich glaub, auch ohne Kontrollen ist das Risiko sich anzustecken im Biergarten geringer, als zuhause, wo man doch Freunde und Familie trifft.
    Ich gebe es zu, wenn ich meine Tochter auf einen Kaffee besuche, tragen wir keine Maske und da arbeitend und ungeimpft, besteht immer Ansteckungsgefahr. Im Gegensatz zum Privaten interessiert es beruflich aber herzlich wenig, was mit Abstand und Maske läuft. Hauptsache die Wirtschaft brummt.

  4. 15.

    Da man nun gelesen hat, dass in den meisten Aussengastros nicht nach Test gefragt und kontrolliert wurde, kann man davon ausgehen, dass das dann genauso ist wie letztes Jahr, als viele Fake Adressen und Telefonnummern angegeben haben. Also dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Zahlen wieder hochgehen werdet.

  5. 14.

    Im Ring Censind 2 Teststationen und ich hab es noch übermäßig voll gesehen.
    Jetzt gerade stehen 3 Leute und warten auf das Ergebnis. Keine Menschen stehen jetzt dort an.

  6. 13.

    Das Testergebnis braucht bis zu 15 Minuten, bis sich der Streifen auf dem Träger nicht mehr ändert. Das geht dann wohl zu schnell, mit ihrem Ergebnis.

  7. 12.

    diese 2 Klsssengesellschaft kann auf Dauer nicht gut gehen."
    Da sagen Sie was!
    Aber schlagen Sie einmal vor eine Vermögenserbschaftseinkommenssteuer einzuführen, die die schlimmsten Probleme beseitigen könnte, dann ist das Gejammere groß.

  8. 11.

    Jede ehrliche Apothekerin wird bestätigen dass die Selbsttests und auch die Test in den privaten Läden ungenau sind. Das kostet aufaddiert sehr viel Geld. Die Testpflicht dämpft den Umsatz erheblich und verhindert einen höheren Umsatz in die zur Existenz unerlässliche Gewinnzone. Restaurants ohne Außenflächen geht es weiter schlecht.

  9. 10.

    @AndreasX:
    Der Test hat eine Genauigkeit von ca 60% soweit ich weiß

    @Julia:
    In Friedrichshain bzw Lichtenberg kenne ich kein Testzentrum wo man ohne lange Wartezeiten ohne Termin getestet werden kann, die Auswertung dauert normalerweise mindestens 20 Minuten.

    @Christina:
    So werde ich das auch machen. Das nervige ist nur, dass der Impfschutz nur 6 Monate besteht, nach bisherigen Erkenntnissen geht die Jagt nach einem Termin mit dem ganzen Stress drum herum in einem halben Jahr also wieder los :(

  10. 9.

    Habe gestern keine Familien mit Kindern irgendwo in der Gastro sitzen sehen (beim Vorbeigehen natütlich). Ich glaube die derzeigen potenziellen und von der Politik gewünschten Gäste bringen es nicht.

  11. 8.

    Die Überschrift ist ein wenig daneben aber egal....
    Man kann sich nun an ein paar Orten mehr als vorher draußen hinsetzen. Natürlich hat man nachzuweisen das von einem keine Gefahr ausgeht und trotz dieses Nachweises geht man davon aus, das jeder ansteckend sein kann.
    Und das ist jetzt der große Wurf .... naja man muss es nur groß genug aufbauschen.

  12. 7.

    Da geht alles dem Bach runter. Um draussen etwas konsumieren zu " dürfen", gehe ich mich doch nicht testen! Das ist doch alles nicht mehr normal!!

  13. 6.

    In unserer Straße in Schöneberg ist ein Testladen. Wir müssen also nirgendwo hinfahren. Dort muss man auch nicht lange anstehen. Bereits nach drei bis vier Minuten erhält man ein Ergebnis. Also wirklich unkompliziert. Jetzt lässt man sich nahezu jeden Tag testen für einen Snack und zwei Getränke. Wie lange soll das noch gehen? Wie lange sollen Steuerzahler oder/und Krankenkassen das noch bezahlen?

  14. 5.

    Diese Überschrift.... Das ist Bild-Niveau. Wir durften immer nach Draußen. Ganz ehrlich @ rbb. Warum wählt Ihr eine solche Überschrift? Ich will es verstehen.

  15. 4.

    Ich warte, bis ich geimpft bin, so nötig habe ich es denn doch nicht. Es gibt wirklich wichtigeres im Leben.

  16. 3.

    "Es gibt ein paar Hardcore-Leute, die paddeln auch bei Regen...."
    Bien sûr Monsieur ... das Wasser ringsherum ist ja auch nicht trocken.

  17. 2.

    "Ich bin froh, dass ich hier sein darf und das ich bis jetzt ungeschoren vom Virus davongekommen bin."
    So wie 83 Millionen andere Deutsche ?
    Sorry aber wer sowas sagt, kennt wirklich nicht die aktuellen Zahlen und betreibt puren Populismus.

  18. 1.

    Hoffe das der Schuss nicht nach hinten losgeht, diese 2 Klsssengesellschaft kann auf Dauer nicht gut gehen.

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