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Audio: Inforadio | 10.05.2021 | Kirsten Buchmann | Quelle: imago images/K. Schmitt

Leihgeräte sind nicht versichert

Berliner Schulen fehlt das Geld für Tablet-Reparaturen

Um auch Schülern aus Familien mit geringem Einkommen Homeschooling zu ermöglichen, hat das Land Berlin mehr als 50.000 Leih-Tablets verteilen lassen. So weit, so gut. Problematisch wird es aber, wenn die Geräte plötzlich kaputt sind. Von Kirsten Buchmann

Sie nehmen mit ihren Tablets an Videokonferenzen teil, laden Schulaufgaben runter und die Antworten für ihre Lehrer hoch. Für die mehr als 1.200 Schülerinnen und Schüler der Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg-Wilmersdorf gehört das digitale Lernen zum Alltag. Denn Präsenzunterricht in der Schule haben die Kinder und Jugendlichen momentan nur im Wechsel und in kleinen Gruppen.

Ein Teil der Klasse lernt also jeweils zu Hause. Damit sich dort alle online beteiligen können, hat der Schulleiter Sven Zimmerschied im Dezember 250 Tablets des Landes an Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen verteilt, als Dauerleihgabe. Durch einen Brand bei einem Zehntklässler zu Hause sei aber ein Gerät nicht mehr zu gebrauchen, erzählt der Rektor: "Es kommt natürlich vor, dass Geräte beschädigt werden, nicht mal mutwillig." Selbst wenn die Tablets durch Tastatur und Hülle geschützt seien, passiere das.

Versicherung? "Nicht wirtschaftlich"

Für Zimmerschied, der auch Vorstandsmitglied der Sekundarschulleitervereinigung ist, stellt sich daher die Frage: Wer zahlt, wenn Tablets in größerer Zahl repariert oder ersetzt werden müssen? Laut der Bildungsverwaltung wäre eine pauschale Versicherung für alle Leihgeräte "nicht wirtschaftlich". Eine Versicherung würde die Kosten für in Einzelfällen nötige Reparaturen und Ersatzgeräte übersteigen, heißt es. Für den Erhalt der Tablets seien die Schulen zuständig.

Dabei reicht das Budget schon jetzt nicht, argumentiert Sven Zimmerschied: "Wir haben ja schon Probleme. An Schulen stehen teilweise sechs, sieben Jahre alte Computer rum. Die würde man in jeder Firma spätestens nach drei, vier Jahren ersetzen."

120.000 Euro Schuldbudget reicht nicht

Von rund 120.000 Euro pro Jahr für Lehr- und Lernmittel müsse seine Schule bereits Schulbücher, Kopien, neue Toner für Drucker und vieles mehr bezahlen. Wenn neue Kosten durch die Tablets dazu kämen, müsse das Budget der Schulen für Lehr- und Lernmittel deutlich erhöht werden, fordert Zimmerschied.

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Stefanie Remlinger, Grünen-Politikerin im Berliner Abgeordnetenhaus, steht dem zwar aufgeschlossen gegenüber, bei einem Lehr- und Lernmittelbudget der Berliner Schulen von insgesamt rund 48 Millionen Euro. Darüber unterhalten müsse man sich aber dennoch: "Was aus der digitalen Welt muss aus diesem Budget bezahlt werden? Und was muss nicht aus dem einzelschulischen Budget bezahlt werden, sondern aus dem Etat des Landes?“

FDP-Bildungsexperte rechnet noch lange mit Hybridunterricht

Als einen Weg sieht Remlinger, dass die Bildungsverwaltung das landeseigene IT-Dienstleistungszentrum (Itdz) mit Reparaturen beauftragt und auch dafür aufkommt. Zusätzlich steht für sie nach wie vor die Frage einer Landeshaftpflichtversicherung im Raum, falls ein Kind etwas kaputt macht.

Dieser Punkt ist auch dem FDP-Bildungsexperten Paul Fresdorf wichtig. Geräte müssten instandgesetzt oder im Zweifel auch ausgetauscht werden können, wenn sie beschädigt werden oder verloren gehen. "Denn wir werden noch eine lange Zeit damit rechnen müssen, dass wir Teilungsunterricht haben, dass wir einen hybriden Unterricht haben", sagt er. Fresdorf pocht auf ein Digitalbudget für Schulen, auch mit Blick auf die Tablets: "Diesen Verfügungsrahmen sollte jede Schule bekommen, um die entsprechende Ausstattung zu beschaffen."

Die Friedensburg-Oberschule hat im Fall ihres betroffenen Schülers am Ende eine einfache Lösung gefunden. Als Ersatz für sein vom Brand beschädigtes Leih-Tablet bekam der Schüler ein anderes Gerät; jemand aus seiner Schule hatte zwar zunächst Bedarf für das Gerät angemeldet, schließlich aber doch die nötige Ausstattung zu Hause gehabt.

Sendung: Inforadio, 10.05.2021, 7:20 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

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