Bezirke kündigen weitere Kontrollen an - "Abenteuerliche Zustände": Weitere Teststellen in Neukölln geschlossen
Mehrere Corona-Teststellen in Neukölln sind am Freitag erneut überprüft worden. Bezirksstadtrat Liecke war dabei und berichtet von besonders drastischen Regelverstößen. Auf einer Videoschalte haben sich derweil die Bezirke auf Kontrollen verständigt.
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Neukölln haben am Freitag erneut Corona-Teststellen im Bezirk kontrolliert und dabei auch mehrere geschlossen. Untersucht wurden nach rbb-Informationen Örtlichkeiten in der Sonnenallee, Karl-Marx-Straße und Hermannstraße. Zwei weitere Teststellen wurden geschlossen. Damit verloren bisher sieben von rund 170 Teststellen in Neukölln ihre Zulassung.
In einem Fall beanstandeten die Fachleute aus dem Gesundheitsamt, dass die Testung in unmittelbarer Nähe zum Lebensmittelverkauf in einem Laden stattfand. Es habe zu wenig Platz gegeben, um Abstand und Hygieneregeln einzuhalten.
Tests direkt neben dem Brötchenverkauf
"Das war ein Mini-Café, in dem ein vierereckiges Teil aufgestellt war, wo jemand stand ohne Maske, nur mit einem Handschuh an, vielleicht 30 Zentimeter vom benachbarten Brötchencounter entfernt. Da herrschten abenteuerliche Zustände", schilderte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) im Gespräch mit rbb|24. Er war bei den Kontrollen am Freitagvormittag dabei. In der anderen beanstandeten Teststelle seien unzulässige Selbsttests verwendet worden, weswegen dort die Zertifizierung entzogen worden sei.
Liecke betonte aber zugleich: "Die meisten Zentren bei unserer Kontrolle waren sehr gut ausgestattet und vorbereitet, sie haben alles richtig gemacht. Ich bin also ganz zufrieden." Er wünsche sich, dass alle Bezirke so wie Neukölln zügig die Teststellen kontrollieren, so Liecke weiter: "Ich glaube, wir sind da bisher am konsequentesten." In der nächsten Woche würden die Kontrollen in Neukölln fortgeführt, kündigte Liecke an.
Bezirke tauschen sich bei Videoschalte aus
Grundsätzlich herrscht bei den Berliner Bezirken große Bereitschaft, Teststellen zu kontrollieren. Das sei bei der regulären Videoschalte zwischen Gesundheitsverwaltung und den Bezirken am Freitagmittag deutlich geworden, hieß es aus der Senatsverwaltung für Gesundheit. Möglich sind demnach stichprobenartige Kontrollen durch die Gesundheitsämter oder auch gemeinsame Kontrollen mit Zollbeamten, der Berliner Polizei und Mitarbeitern der Gesundheitsämter.
In den vergangenen Tagen hatten mehrere Bezirke bereits auf rbb|24-Anfrage ihre Bereitschaft zu Kontrollen von Corona-Teststellen signalisiert. Das Bezirksamt Lichtenberg teilte am Freitag auf Anfrage mit, anlassbezogen würden schon jetzt Kontrollen von Corona-Teststellen durchgeführt. Man gehe dabei Beschwerden von Bürgern nach. Drei Teststellen seien in Lichtenberg bislang geschlossen. Gründe für die Schließung waren unter anderem unsachgemäße Tests und nicht zulässige hygienische Bedingungen.
In Charlottenburg-Wilmersdorf wird bald kontrolliert
Aus dem Bezirksamt Pankow hieß es, man gehe allen Hinweisen nach, könne aber keine flächendeckenden Überprüfungen durchführen. Nach Informationen des rbb werden derzeit weitere kurzfristige Kontrollen von Teststationen in Charlottenburg-Wilmersdorf vorbereitet. In Reinickendorf führt das Gesundheitsamt bereits regelmäßig Kontrollen durch. In einem Fall sei bisher eine Unregelmäßigkeit aufgefallen. Das habe zur Schließung der Teststelle geführt, hieß es weiter.
Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wurden derweil noch keine regelmäßigen Kontrollen der Teststellen durchgeführt. Es habe aber einzelne Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern gegeben, teilte der Bezirk rbb|24 mit. Diese seien - je nach Zuständigkeit - vom Gesundheitsamt oder vom Ordnungsamt nachgegangen worden. Auch aus dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg heißt es auf rbb|24-Anfrage, dass Beschwerden von Bürgern über Testzentren nachgegangen werden musste. Die Frage nach Schließungen beantwortete das Bezirksamt nicht. Denn für Schließungen sei nicht der Bezirk, sondern "die Senatsverwaltung für Gesundheit als zertifizierende Stelle zuständig".
Auch aus dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg hieß es am Donnerstag auf rbb|24-Anfrage, es habe Unregelmäßigkeiten in Teststellen gegeben. Bei manchen hätten Betriebsgenehmigungen gefehlt. Einzelheiten wurden aber nicht mitgeteilt.
Hinweise können per Mail gegeben werden
Bei den Corona-Schnelltests laufe auch in Berlin manches falsch, räumte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bereits am Donnerstag im Abgeordnetenhaus ein. Es sei trotzdem richtig gewesen, Teststellen zügig einzurichten. "Wir haben heute 1.600 Teststellen. Wir haben ein Angebot von über 5,2 Millionen Testmöglichkeiten pro Woche", sagte Kalayci. Bisher habe es mehr als 6,9 Millionen Testungen gegeben. Dabei seien rund 45.000 positive Fälle entdeckt worden. "Nach einer starken Wachstumsphase sind wir jetzt in der Phase der Konsolidierung und Bereinigung."
Ab sofort steht laut Kalayci allen Berlinerinnen und Berlinern eine E-Mail-Adresse zur Verfügung, an die Beschwerden gerichtet werden können: testtogo-beschwerde@sengpg.berlin.de.
Sendung: Abendschau, 4. Juni 2021, 19:30 Uhr