Coronavirus-Pandemie - Charité-Forscher rät Senioren zu dritter Impfung im Herbst

Fr 25.06.21 | 13:19 Uhr
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Archivbild: Impfung einer Seniorin in einem Impfzentrum. (Quelle: dpa/R. Utrecht)
Bild: dpa/R. Utrecht

Die Corona-Fallzahlen sinken - auch weil immer mehr Menschen geimpft sind. Nun werden Stimmen laut, dass bestimmte Personengruppen eine dritte Impfung benötigen. Gefahr gehe auch von der Delta-Mutante des Virus aus.

Rund ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Impfungen in Berlin empfehlen Wissenschaftler eine dritte Impfung für Senioren und Menschen mit Immunschwächen in diesem Herbst. "Wir müssen die nächste Phase beim Impfen jetzt schon andenken", sagte Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité, am Freitag.

"Ich gehe davon aus, dass wir bei älteren Menschen, die zu Beginn dieses Jahres ihre Erst- und Zweitimpfung erhalten haben, eine nachlassende Immunantwort sehen werden." Studien belegten dies, so Sander. Daher sei ein "Booster" nötig - etwa zum Zeitpunkt der Grippeschutzimpfung im Oktober. Das gelte auch für Kontaktpersonen dieser Risikogruppen, etwa Teile des Gesundheitspersonals. Für Jüngere und Gesunde seien Auffrischungsimpfungen dagegen noch kein Thema.

Stiko-Vorsitzender erwartet weitere Daten

Sander hält es für möglich, dass es ohne Auffrischung im Winter zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen zu erneuten Infektionen kommen könnte, "einem gewissen Jojo-Effekt".

Vom Prinzip her sieht das Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, ähnlich. Er formuliert es jedoch vorsichtiger: "Die Daten dazu, wer wann erneut geimpft werden sollte, sind noch etwas unsicher", sagt er. "Wir erwarten mehr Anhaltspunkte zur Dauer der Immunantwort nach einer Impfung bis zum August."

Kalayci: Delta-Variante vor allem bei Kindern und Jugendlichen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht derweil davon aus, dass die Delta-Variante des Corona-Virus im Sommer die Oberhand gewinnt. Spahn hat am Freitag auf einer Pressekonferenz dazu aufgerufen, vorsichtig zu bleiben.

Auch die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mahnte erneut, die Delta-Variante ernst zu nehmen. Derzeit machten die Infektionen mit der Mutante etwa 5,5 Prozent aller Corona-Infektionen in der Hauptstadt aus. Auch wenn der Wert noch niedrig sei, zeige ein Blick nach Großbritannien, wie rasch die Inzidenzen nach oben schnellen könnten. Sie breite sich vor allem bei Kindern und Jugendlichen aus. Deshalb müsse nach den Ferien das Testen und Maskentragen in den Schulen konsequent fortgesetzt werden. Kalayci forderte vor allem die Eltern von Schulkindern auf, sich jetzt schnell impfen zu lassen, um eine Ausbreitung der Delta-Variante einzudämmen.

Grundsätzlich böten die in Deutschland zugelassenen Corona-Impfungen einen "exzellenten Schutz" vor den zirkulierenden Virusvarianten, darunter auch die Delta-Variante, erklärte Experte Sander. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, appellierte an die Bevölkerung, die Zweiimpfung unbedingt wahrzunehmen. Menschen, die vollständig geimpft seien, seien vor schweren Erkrankungen durch die Delta-Variante geschützt. Wer nur einmal geimpft sei, könne das Virus weitertragen.

Wegen der höheren Ansteckungsgefahr der Variante Delta ist nach Angaben des Charité-Experten Leif Erik Sander allerdings eine höhere Impfquote nötig. Weil es noch keine verlässlichen Daten über die genaue Ansteckungsrate der Variante gebe, könne man aber noch nicht genau sagen, wie hoch sie liegen müsse, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, so Sander.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält eine sogenannte Herdenimmunität für erreichbar, wenn etwa 70 Prozent der Bevölkerung immun sind - entweder durch Impfung oder weil sie sich infiziert hatten.

Zahl der Zweit-Impfungen steigt schnell

Sander widersprach Einschätzungen, ebenso wie Spahn und Wieler, dass die Delta-Variante zwar ansteckender, aber weniger gefährlich sei. Studien zeigten vielmehr, dass der Anteil der Infizierten, die ins Krankenhaus kämen, höher liege.

Wieler sagte, es würden demnach elf Prozent der Delta-Infizierten in Kliniken behandelt, verglichen mit fünf Prozent bei Alpha. Bei Menschen zwischen 15 und 34 Jahren sei dies besonders ausgeprägt. Den Daten zufolge komme Delta eher bei jüngeren Menschen vor, also in Gruppen mit geringeren Impfquoten, ergänzte er.

In Deutschland haben nach Angaben Spahns mittlerweile 44 Millionen Personen eine erste Corona-Impfung erhalten, 28,3 Millionen bereits eine zweite. Er wies Berichte zurück, nach denen die Zahl der abgesagten Zweitimpfungen flächendeckend zunehme. Vielmehr gebe es den Effekt, dass Personen den zweiten Terminen verfallen ließen, weil sie bereits vom Haus- oder Betriebsarzt geimpft seien.

Insgesamt hätten bis jetzt 63 Prozent aller Erwachsenen eine erste Impfung erhalten. Der Anteil der Zweitimpfungen steige sehr schnell. Zudem hätten 300.000 der 12- bis 18-Jährigen eine erste Impfung bekommen.

Sendung: Inforadio, 25.06.2021, 12 Uhr

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37 Kommentare

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  1. 37.

    Da hakt was in Ihrer Antwort. Die meisten Ihrer Unterstellungen passen nicht auf meinen Kommentar

  2. 36.

    Ich habe das auch seit längerem beobachtet,. Als Antwort bekam ich öfters, ich bin doch geimpft. Als ich die Herrschaften mitteilte, das Sie auch als Geimpfte an Corona erkranken und Andere infizieren können, waren sie doch etwas überrascht. Sie hätten geglaubt, daß sie nach dem Impfen völlig immun gegen Corona wären, selbst nicht erkranken werden und Andere auch nicht mehr infizieren können. Ich konnte nur noch den Kopf schütteln.

  3. 35.

    Hab gerade mal bei doctolib geschaut. Da gibt es 'ne ganze Menge freie Impftermine, zugegebenermaßen erst ab 06.07.21. Also, ran an die Buchung!

    Bei AstraZeneca gibt es sogar heute noch Impftermine, wenn man nicht wählerisch ist und sich Astra verimpfen lassen möchte.

    Viel Glück!

  4. 34.

    Wenn der Klimawandel Menschen gemacht ist, muss man auch ehrlicherweise die Überbevölkerung zum Thema machen. Es gab mal eine Zeit da gab es eine Lebenserwartung von 30 Jahren, in den 80ern waren es ca. 70 Jahre und mittlerweile sind 90 Jahre keine Seltenheit mehr.

  5. 33.

    Vielleicht sehen Sie sich mal die internationalen Vergleichszahlen zu Impfungen an? Die BRD liegt in der Spitzengruppe.
    Aber das reicht noch nicht? Wer genau soll die Impfstoffe so schnell herstellen? Nachdem klar ist, dass nur Biontech recht verlässlich gegen Deltas und wohl Gammas wirkt, weshalb aktuell GB das Nachsehen hat, wollen Sie also, dass Pfizer ca. 16 Millarden Dosen in kürzester Zeit produziert. Oder interessiert Sie der Rest der Welt nicht, der zur Verbreitung beiträgt?

    Zur Gefährdungsgleichsetzung Erderwärmung und Corona: "Typisch Querdenker" würde Frank da wohl sagen. Das ist eine Verniedlichung des Klimawandels, der bisher tatsächlich niemand sonderlich interessiert hat - und wo Maßnahmen anscheinend erst von Verfassungsgerichten angeordnet werden müssen.

  6. 32.

    Dann sollten sich ein Teil der Senioren auch so verhalten. Denn man kann seit über einem Jahr täglich beobachten wie sich so mancher weder an Abstand noch an die Hygieneregeln hält. Und Solidarität für Andere, vor allem Jüngere, Fehlanzeige. Sie sind doch jetzt geimpft.

    Bevor die Senioren, außer die die auf Pflege angewiesen sind, die dritte Impfung kriegen sollen, solange viele Junge und Berufstätige ungeimpft sind, ist für mich bei den gemachten Erfahrungen nicht mehr nachvollziehbar. Senioren können ihre Kontakte minimieren, die Jungen und Berufstätigen meistens nicht.

  7. 31.

    Darf ich Patientinnen und Patienten aus einem anderen Bundesland impfen?
    Ja, es ist erlaubt Patientinnen und Patienten aus anderen Bundesländern zu impfen. Der Wohnort spielt keine Rolle. So können sich beispielsweise Brandenburger in einer Berliner Arztpraxis impfen lassen.

    https://www.kbv.de/html/51382.php

    Wäre eine Option. Berlin/Brandenburg sind nur als Beispiel erwähnt. Andere Bundesländer sind schneller und flexibler.

  8. 30.

    Statt hier rumzunörgeln und sich benachteiligt zu fühlen lieber massiv der Politik auf die Zehen treten: Wenn die ers nicht schafft, genügend Impfdosen für die Auffrischungen ranzuschaffen, dann war der ganze Aufwand umsonst, dann kann man auch auf die große biologische Lösung setzen und das wars dann schneller als durch den Totalschaden infolge Erderwärmung mit unserem Planeten Erde (wäre dann so gewollt).

  9. 28.

    Korrekt AndreasX. und die kleinen Seelen waren leider vorerkrankt. Lassen Sie mich ergänzen: Grundlage, gesunde !! Kinder zu impfen,ist das Erreichen der erforderlichen Impfquote von 80% ( wahrscheinlich seit Delta noch höher). Traurig, Kids zu instrumentalisieren und mit Schulausfall etc den Eltern zu drohen und einzuschüchtern

  10. 27.

    achne:
    "Ach ne, man schafft es nicht, einen Termin für die Erstimpfung (Jugendliche über 16 unter 18) oder für eine Zweitimpfung festzumachen in Brandenburg, und nun drängeln schon wieder die Rentner vor????"

    Steht irgendwo in dem Text, dass sich "Rentner vordrängeln" würden? NEIN!

    Es geht hier einzig und allein um die medizinische Frage, wie lange der Impfschutz anhält und ob medizinisch eine Auffrischung geboten ist, um den Schutz aufrecht zu erhalten.

    Wer lesen kann, ist im Vorteil!

  11. 26.

    Tja wenn die Angst über alles geht.
    Insgesamt starben 11 Kinder an Corona.
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123123/Elf-Todesfaelle-durch-COVID-19-bei-Kindern-und-Jugendlichen
    2020 starben 49 (0-20 Jahre) durch ertrinken
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5338/umfrage/ertrunkene-nach-altersgruppen/

    Und das dient als Grundlage um Kinder zu impfen … Hut ab.

  12. 25.

    "Mit dieser Delta Variante wird wieder eine Panik verbreitet. Nichts genaues weiss man, aber erstmal wieder Angst machen."

    Na ich muss doch schon sehr bitten: https://www.dw.com/de/faktencheck-wie-gef%C3%A4hrlich-ist-die-delta-variante-wirklich/a-57900107

    "Ich habe die Nase voll mit Impfungen, test und Mundschutz. Gute Hygiene für sich selber und gut ist."

    Wenn Sie denken, dass Händewaschen und ausgiebiges Duschen ganz vorzüglich gegen Aerosole hilft: Viel Glück! Sie werden es brauchen.

  13. 23.

    Die Impfungen werden uns wohl noch eine längere Zeit begleiten - also noch einige Impfzentren noch offen lassen !

  14. 22.

    Impftermin in Berlin: in den letzten 2 Wochen hatten wir und unser Freundeskreis Erfolg bei den Termin vereinbarungen unter: 030/90282200 Das ist die impfhotline.
    Viel Glück!!

  15. 21.

    Sorry, aber es wird so kommen, dass mangels Impfstoff wieder eine Prioritätenliste erstellt wird. Und da werden Auffrischungen für die Risikogruppen oben stehen. Denn inzwischen brauchen andere Länder auch mehr Impfstoffe …

  16. 20.

    Danke Matthias M. für ihren Kommentar. Was einige sich raus nehmen, ist einfach unverschämt.

  17. 19.

    Die würden es doch nie zugeben, es steht und fällt alles mit der Impfstoff-Verfügbarkeit! Der Hausarzt sagt, er bekomme keine Impfstoffe. Der Betriebsarzt bekommt abgezählte. Die Impfzentren können keine Termine vergeben, wenn man nicht eine Punktlandung für den Slot 35-42 Tage nach Erstimpfung hat. Natürlich könnten sie, aber sie dürfen nicht, weil ja kein Impfstoff da ist. Die Jugentlichen werden nicht geimpft und an KINDERärzte verwiesen, die sich streng nach Stiko richten müssen. Aber man salbadert, dass genau diese Jugentlichen zum Impfen animiert werden sollen! (Nonnemacher).

    Sorry, das ist alles Lug und Trug!

  18. 18.

    a) bis Oktober wird mein 16jähriges Kind nicht 18. In Brandenburg wird ab 18 geimpft. Man weigert sich, über 16 zu impfen. Auskunft heute, 116117, Impfzentrum. b) Es war NICHT möglich, einen Impftermin Zweitimpfung zu erhalten, da ich in der Zeit Tag 35 bis 42 nach Erstimpfung nicht in Brandenburg sein werde. Danach ist durch, davor geht nicht. Heute, Impfzentrum. 116117.
    Solange solche Vorgaben da sind, wird das nix. In Berlin bekommt man NATÜRLICH einen Impftermin am Tag 44 nach Erstimpfung! VOR Tag 42 erhält man gar keinen Termin für die Zweitimpfung!

    Nun sagt mir bitte, was dieser Mist soll!
    Und die SeniorInnen kommen im Herbst schon wieder dran. Bis dahin weiss das Impfzentrum nichtmal, dass sie Jugentliche über 16 impfen MÜSSEN und dass bei Biontec auch über 42 Tage nach Erstimpung zweitgeimpft werden kann!

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