ARD-Dokumentation - Wenn die Corona-Pandemie für Beziehungskrisen sorgt

Mo 12.07.21 | 11:36 Uhr | Von Ulrike Bieritz
  28
Zwei Frauen sitzen sich auf zwei Bänken gegenüber. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Corona spaltet: Familien, Freundschaften, die Gesellschaft. In Brandenburg driftet beispielsweise ein ganzes Dorf auseinander. Eine ARD-Dokumentation erzählt nun von den Beziehungskrisen der Pandemie. Von Ulrike Bieritz

Ein Mensch, der einem nahe steht, vertritt plötzlich seltsame Ansichten und es wird immer schwieriger miteinander zu sprechen. Es gibt nur noch Streit. Etwa über Corona, wirksame Maßnahmen oder das Impfen.

Corona spaltet: Familien, Freundschaften, ja auch die Gesellschaft. Wie geht es Menschen, die mit ihren Verwandten oder Freunden wegen unterschiedlicher Ansichten zu Corona im Clinch sind? Und welche Strategien gibt es, wieder ins Gespräch zu kommen oder zu bleiben? Darum geht es in dem Film "Beziehungskrisen: Wie Corona spaltet" von Adama Ulrich und Peter Podjavorsek. Er wird am Montag um 23:40 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Abzurufen ist der Film bereits in der ARD Mediathek.

Von Verschwörungsmythen bis Streit

Protagonist des Films ist unter anderem Richard Z. - er ist mit Verschwörungsmythen aufgewachsen, Vater und Bruder hängen diesen seit den Anschlägen vom 11. September 2001 an. Heute hat er sich davon gelöst - und sieht seinen Vater nur noch gelegentlich. Marcus Fuchs, der Initiator von "Querdenken" in Dresden, liegt ebenfalls mit seiner Verwandtschaft im Streit. Bei Andrea S. waren Gespräche irgendwann gar nicht mehr möglich. Sie hat den Kontakt zu ihrer Mutter komplett abgebrochen. Dabei sind sich die meisten von ihnen einig: Menschen sollten miteinander im Gespräch bleiben. Denn nur so kann Demokratie funktionieren.

Das sehen auch die Einwohner von Wallmow so, einem 300-Seelen-Ort in der Uckermark. Ein Vorzeigedorf mit Kneipe, Konsum und Freier Schule. In den 1990er Jahren, als Menschen aus der Stadt oder aus dem Westen zuzogen, gab es häufiger Auseinandersetzungen zwischen ihnen und den Einheimischen. Doch man raufte sich zusammen, lebte friedlich miteinander - bis Corona kam. Und plötzlich gibt es auch hier wieder Streit, das Dorf driftet auseinander.

Flashmob gegen Corona-Maßnahmen

Andreas Podöhl gehört zu denen, denen die Corona-Maßnahmen zu weit gehen. Er spürt, dass inzwischen die Fronten ziemlich verhärtet sind. Als Beispiel nennt er einen Flashmob, den er und andere in Prenzlau organisiert haben. Sie tanzten am See und machten Musik und plötzlich habe die Polizei dagestanden, "weil die die Information hatten, dass dort ein rechter Aufmarsch ist", erzählt er kopfschüttelnd.

"Ich glaube nicht, dass einer von uns rechts ist. Obwohl manche denken, naja, wenn man so was macht, so einen Flashmob, dann sind es gleich Rechte." In diese Ecke gedrängt sieht sich auch Heike Reinhold. Sie ist Anfang der 1990er nach Wallmow gezogen, hat die Freie Schule mit gegründet und engagiert sich auch anderweitig im Ort. Die Corona-Maßnahmen der Regierung gehen ihr zu weit und so war sie nicht nur bei dem Flashmob in Prenzlau dabei, sondern auch bei der großen Demo in Berlin, bei der am Ende Demonstranten versuchten, den Reichstag zu stürmen.

Corona-Politik sorgt für Diskussionen

Das wiederum hat Natascha Feld irritiert, die seit fünf Jahren in Wallmow lebt. Sie findet die Maßnahmen der Regierung gut. Für Leute, die auf Querdenkerdemos gehen, auch wenn sie aus dem eigenen Ort sind, fehlt ihr das Verständnis. In den Chatgruppen des Dorfes wird heftig diskutiert, ob die Corona-Politik nun überzogen ist oder gerechtfertigt. Freundschaften sind dadurch zerbrochen, durchs Dorf geht ein tiefer Riss. Man geht sich aus dem Weg.

Natascha hat sich zurückgezogen und Heike meidet bestimmte Gruppen. Beide sorgen sich um die eigentlich so gute Dorfgemeinschaft. Jetzt, wo man sich wieder begegnen kann, wollen sie den Gesprächsfaden wieder aufnehmen.

Das will auch Tobias Meilicke von Veritas, der bisher einzigen Beratungsstelle für Betroffene von Verschwörungserzählungen. Er glaubt, dass Verschwörungserzählungen lange Bestand haben werden. "Wir leben ja in einem postfaktischen Zeitalter", sagt er. Es gäbe viele Informationen, die nicht schnell nachzuprüfen seien und es gebe sehr viele Menschen, die auch stark an Verschwörungen glauben und weiter glauben werden.

Heike und Natascha wollen wieder ins Gespräch zu kommen, auch wenn das eine Herausforderung ist. Man müsse sich aufeinander zu bewegen, sind sie sich einig und zuversichtlich, dass Wallmow es schaffen kann, andere Meinungen auszuhalten und sich gegenseitig zu respektieren. Wie ihnen das gelingt, das zeigt die Doku "Beziehungskrisen: Wie Corona spaltet" von Adama Ulrich und Peter Podjavorsek am Montag um 23:40 Uhr im Ersten und in der Mediathek.

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Ulrike Bieritz

28 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 28.

    Ich kann einfach mit vielen Leuten keinen Kontakt mehr haben, weil es seltsam wäre, weil unsere Beziehung vor Corona einfach noch nicht an dem Punkt war, wo es so persönlich wird, dass man sich auch zu zweit genug zu sagen hat und es sich sagen will. Es waren trotzdem Menschen dabei, deren Gesellschaft ich sehr geschätzt habe. Diese Zwischentöne des sozialen Austauschs gehen verloren.

  2. 27.

    Ich denke, es gibt sozusagen um uns alle konzentrische Kreise von „Freunden“ bis „lose Bekannte“, und vielleicht hat man einfach insgesamt mehr von diesen Kreisen (im Sinne von mehr Abstufungen) und innerhalb dieser Kreise mehr Leute, wenn man jünger ist. Und so zu tun, als gäbe es auf der einen Seite die paar „echten Freunde“ und auf der anderen Seite Leute, die man irgendwie vom Sehen/namentlich kennt, die aber nicht wichtig für einen sind und um deren Verlust es nicht schade ist, ist meines Erachtens etwas kurzsichtig. Erstens beginnen doch die meisten Freundschaften mal aus irgendeinem zufälligen, vielleicht unbedeutenden Kontakt heraus, sprich als lose Bekanntschaften, zweitens hat man eben auch mit den Leuten, die nicht die engsten Freunde sind, aber eben auch nicht nur Hinz und Kunz, relevanten sozialen Austausch, den man vermissen kann. Dass sich quasi „die Spreu vom Weizen trennt“ durch die Kontaktbeschränkungen, erlebe ich als großen Verlust.

  3. 26.

    Ich hatte gefragt, WELCHES der aufgezeigten ZIELE GEWÜNSCHT wird, diese zu erreichen. Da wird sich drum herum gedrückt. Ich hatte NICHT GEFRAGT, wie realistisch dass Erreichen der aufgezeigten Ziele wäre. Aber man lässt bequem alles schleifen (kostet weniger Kraft).

  4. 25.

    Habe gestern den Beitrag dazu in den Tagesthemen gesehen. Es war eigentlich wie immer,von Selbstkritik keine Spur. Sich dann aber wundern,warum immer mehr Leute abgleiten und auf einmal alles in Frage stellen. Naja so schafft man sich seine zukünftigen Nachrichten auch selbst..
    Ich befürchte ja,dass die Medien bzw deren Macher es auch nicht mehr kapieren und wir auch auf dem Gebiet uns die USA zum Vorbild nehmen werden,wo immer mehr Menschen fatalerweise gar nichts mehr glauben.

    @Jule
    Danke für den Beweis,dass ich richtig liege.

    @Jörg BB
    "Soll Corona gestioppt werden oder nicht?"
    Das wird wohl nicht gelingen. Schafft nicht mal Australien.

    https://www.tagesschau.de/ausland/australien-corona-105.html

  5. 24.

    Es geht um UNSER ALLER GESUNDHEIT! Ständig wird hier wegen angeblicher Angst- und Panikmache gejammert, anstatt dass diese Leute mal kar sagen, WAS sie erreichen möchten: Sol Corona nicht eingedämmt werden ODER so mit Konsequenz eingedämmt werden, wie in Neuseeeland. Ihr seid doch die wahren Angst- und Panik-Jammerleute: Lockdown, Abstand und Maske, jedes einzelne dieser 3 Worte bringt Euch zum Schnappatmen. Wenn Ihr´wirklich so cool seid, wie ihr zu schauspielern versucht, dann haut doch endgültig ab nach England, dort werden jetzt afd-mäßig sämtliche Maßnahmen beendet, trotz steigender Infektionen. Beeilung ist allerdings angesagt, in ein paar Wochen muss in England auch alles dichtgemacht werden, wie jetzt in Russland. Bin übrigens selbst VOLLSTÄNDIG IMMUN GEGEN J E D E KRITIK.

  6. 23.

    Starker Kommentar, dem werden viele zustimmen.

    Wenn sich Menschen selbstverantwrtlich dazu entscheiden, in Kreisen um Verschwörungsideologien oder Rechtsextremismus aufzuhalten, müssen sie auch damit rechnen, passend benannt zu werden. Denn dann muss man nicht erst noch "in die rechte Ecke" gestellt werden, das hat man ganz allein bewerkstelligt. Dass sich Anhänger*innen von Verschwörungserzählungen gern als kritisch und hinterfragend selbstdarstellen, kann nicht darüebr hinwegtäsuchen, dass sie nur eine Lesart, nämlich die eigene, zulassen und ihre eigene Wahrheit bereits mitbringen. Nur, es gibt keine eigenen Fakten, nur eigene Haltungen oder Meinungen.

    Sich von solchen Menschen zu distanzieren, meint Isolation und sie werden noch mehr den immergleichen, selbstbestätigenden Reizen ausgesetzt sein. Reden ist eine Alternative, aber für viele eben auch nicht (mehr). Mehr als die Emotionen bei Betroffenen wahrzunehmen, sie hinterfragen zu lassen, kann man im Grunde nicht tun.

  7. 22.

    Auch Ihnen bleibt außer Verleumdung nichts zur Sache beizutragen,so scheint es.Wie würden Sie es finden,wenn ich Sie ständig als "Fanatiker" "Corona-Jünger" oder sonst irgendwie titulieren würde? Wie wäre es mit sachlicher Kritik, statt pauschaler Vorwürfe?Werden Sie doch mal konkret!
    Zu mir: Ich habe einen Dialog organisiert (ca. 200 Teiln.),um Wogen zu glätten und Unternehmer,Bürger und Politiker in Diskurs zu bringen.Ich halte Vorträge für Jugendliche in Kirchen,um sie vor Kriminalität und Drogen zu schützen. Dabei bekomme ich sehr gut deren Sorgen und Ängste und auch deren Einschränkungen mit und setze mich deshalb für sie und ihre Rechte ein. Im Beruf berate ich Unternehmer,damit sie möglichst gut durch die Krise kommen!Das werde ich auch weiterhin tun,ob es Ihnen passt oder nicht!
    Was genau ist falsch an meinen Aussagen und meinen Links vom RKI, Ärztezeitung,ÖR-Medien? Auch hier gern konkret werden, statt pauschal zu bashen!

  8. 21.

    „Hätten sich mehr Leute freiwillig an Maßnahmen gehalten, freiwillig Kontakte weiter eingeschränkt und mal ein Jahr auf Urlaub verzichtet, dann hätten wir uns Tausende von Toten sparen können. „
    Und das sind also die Fakten….. hätte hätte…

  9. 20.

    Sehe ich nicht so, was sind denn Ihre Fakten zu diesem Thema, außer alle anderen sind böse und nur ich bin gut?

    Alleine schon die im Kommentar verwendeten Ausdrücke a la Leugnerhochburg sagen doch schon alles.

  10. 19.

    Lieber Jörg,ich habe nicht pauschal vorgeworfen sondern explizit,da Petra unstenstehend als Corona-Leugner/Verh. betitelt hat.Es beginnt immer mit Vorwürfen und Begriffen wie Leugnung/Verweigerung.Damit ist jedem Gespräch über Wege zum Ziel die Grundlage genommen! Müssen wir ernsthaft noch über Zielsetzung sprechen?Spaltung und Tote verhindern,2. nicht um jeden Preis!Aber auch nicht billigend den Tod anderer in Kauf nehmen,hier gilt es abzuwägen.Einige Maßnahmen gehören weg,andere nachjustiert,wenige sind on point.Es viel defizieler,als schwarz/weiß!Vorsicht ist richtig,Panik ist falsch und da sind wir schon sehr lange jetzt!Freiwilligkeit ist richtig,Zwang ist falsch.Einsatz für die Gesundheit ist grundsätzlich richtig,nicht nur für Covid-Pat.!Alternativen abwägen statt Alternativlosigkeit und Wahlkampf.
    Wo hindere ich Sie an dem Erhalt Ihrer Gesundheit?Da behindern sie sich wenn dann selbst durch ihre Ernährung und ihren Lebensstil,nicht weil andere beten,tanzen oder demonstrieren!

  11. 18.

    Nicht kirre machen lassen von Kommentatoren, wie 'Issooo' oder 'Thorsten Berlin', das sind leider die Leute, die verantwortlich sind für die Spaltung mit ihrem Politik-bashing und ihren 'alternativen Fakten', die alles sind, nur eben keine Fakten. Nein, Sie haben vollkommen recht mit Ihrem Kommentar, danke dafür.

  12. 17.

    Die Gesellschaft spaltet der Kapitalismus.

    C19 hat nun wunderbar vorgeführt, was hier alles nicht stimmt.

    Und die ach so staatsfernen Medien haben alles andere als umfassend informiert.

  13. 16.

    Jetzt Mal im Ernst...Leute mit denen man im Grunde nur bekannt war, kann man sich auch seltener treffen. Sich einfach Mal melden und ein Treffen ausmachen, auch wenn es erst in 6 Wochen sein sollte. Bei einem 2er Treffen lernt man die Leute u.U. auch etwas besser kennen.

  14. 15.

    Jetzt Mal im Ernst...Leute mit denen man im Grunde nur bekannt war, kann man sich auch seltener treffen. Sich einfach Mal melden und ein Treffen ausmachen, auch wenn es erst in 6 Wochen sein sollte. Bei einem 2er Treffen lernt man die Leute u.U. auch etwas besser kennen.

  15. 14.

    Habe verstanden,die Regierung hat immer recht,nichts hinterfragen und wer das dennoch tut,ist auf der falschen Seite. Lebt sich sicher einfach so..

  16. 13.

    statt große Klappe: MACHEN !! Werden Sie Herausgeber einer neuen Zeitung oder betreiben Sie enen neuen Sender, Ihrv Erfolg wird dann an den Einschaltzahlen gemessen, bzw. als Verleger merken Sie es am Umsatz.

  17. 12.

    Obwohl es der RBB zugunsten von sachlicher Kommunikation nicht gut findet, wenn man sich hier gegenseitig was am Zeug flickt, wird man aus Ihrer Darstellung auch nicht schlau, was Sie eigentlich wollen, was Sie anstreben. Soll Corona gestioppt werden oder nicht? Wenn das geklärt ist kann man sich über den Weg zum Ziel verständigen. Jemandem pauschale Verleumdungen und/oder Panikmache anzuhängen, fällt genauso auf den zurück, der solche Vorwürfe formuliert. Wozu die ganze Clique von Corona-Leugnern mich in meinen Grundfrechten (dazu gehört auch meine Gesundheit) massiv behindert, ist weder mir noch solchen Leuten klar. Also nochmal Punkt 1: Klären Sie mit sich, WELCHES Ziel Sie anpeilen und trauen Sie sich, das klar und deitlich zu nennen, wir beißen nicht.

  18. 11.

    Meine Beziehung zu den Politikern mit ihrer sich ständig wiedersprechenden Coronapolitik ist in der Krise.

  19. 10.

    Wenn die Leute hierzulande immer mehr uneins sind, sollte doch gleich ein Feiertag abgeschafft werden.
    Ich denke da an den 3. Oktober. Ratet mal welchen Tag ich meine ;-)!
    Meine Freunde und meine Familie und ich, wir halten zusammen.

  20. 9.

    Dann sind hier schon 7 "Corona-Leugner" oder Verhamloser und Sie sind die einzig vernünftige Person. Ein wenig mehr reflektion in der Gesellschaft wäre schön und wenigstens der ein oder andere Versuch, auch mal "in den Schuhen des anderen zu gehen", also zu verstehen wie andere zu ihrer Überzeugung gelangen.
    Mehr lohnt es nicht, zu ihren pauschalen Verleumdungen zu sagen, Sie können oder wollen vermutlich eh kein sachliches Gespräch über für und wider führen. Oder täusche ich mich?

Nächster Artikel