Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 21,8 - Erste Berliner Corona-Ampel springt wieder auf Gelb
Die Delta-Variante sorgt in Berlin für mehr Ansteckungen mit dem Coronavirus. Erstmals seit Wochen ist eine Corona-Ampel des Senats wieder auf Gelb gesprungen. Ein Bezirk erreicht mittlerweile wieder eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 40.
Erneut ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin deutlich angestiegen und liegt nun bei einem Wert von 21,8. Damit ist das erste Mal seit dem 11. Juni eine der Ampeln des Corona-Warnsystems des Senats von Grün auf Gelb gesprungen, wie aus den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Senats vom Mittwoch hervorgehen. Berlin liegt damit am Mittwoch weiter an der Spitze aller Bundesländer.
Laut dem Lagebericht des Senats hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Wert der Vorwoche mehr als verdoppelt. Als Wochentrend wird darin ein Plus von 121 Prozent angegeben. Im Vergleich zum Monatsbeginn hat sich der Wert sogar rund vervierfacht.
"Wir machen uns große Sorgen. Da ist die Delta-Variante, die infektiöser ist und da sind auch die Rückreisenden, die bringen Viren mit", sagte der Sprecher der Senatsgesundheitsverwaltung Moritz Quiske am Mittwoch dem rbb. Er ruft alle Rückkehrer dazu auf, sich an die geltenden Rückreisebestimmungen zu halten, wie Quarantäneauflagen und die bekannten Schutzmaßnahmen.
Ampel zeigt in Friedrichshain-Kreuzberg sogar schon rot
Der Wert wuchs im Vergleich zum Vortag von 18 über den 20er-Schwellenwert hinaus. Dabei liegen einige Bezirke deutlich über diesem Durchschnitt. So liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Mittwoch die Inzidenz bei 40,4 - und damit steht in dem Bezirk die Corona-Warnampel bereits auf Rot. Auch in Mitte ist die Inzidenz mit 35,2 und in Charlottenburg-Wilmersdorf mit 27,8 sehr hoch. Im bundesweiten Vergleich der Land- und Stadtkreise liegen Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte weit vorn, auf Rang drei und vier.
Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid sieht einen ungebremsten exponentiellen Anstieg der Zahlen, warnt aber vor Fehldeutungen. Gerade beim Vergleich verschiedener Regionen: "Wir liegen im Moment noch bei relativ kleinen Unterschieden zwischen allen Bezirken. Sie werden nur als relativ groß wahrgenommen", so Larscheid. Als die Inzidenz vergangenen Sommer bei über 200 gelegen habe, seien die Unterschiede viel gewaltiger gewesen zu den anderen Bundesländern, seien aber so nicht wahrgenommen worden.
Die meisten Infizierten zwischen 20 und 24 Jahre alt
Und dennoch empfiehlt der Amtsarzt, die steigenden Werte nicht zu ignorieren. Was offenbar jüngere Menschen gerade tun: "Hier in Berlin ist es offenbar so, dass vor allem in bestimmten Altersgruppen das Gefühl herrscht, dass das jetzt gottseidank vorbei ist und man wieder so machen kann wie vorher", sagt Larscheid. Doch diese Sorglosigkeit sei im Moment völlig unbegründet.
Denn die meisten Infizierten sind laut RKI-Daten aktuell junge Menschen zwischen 20 und 24 Jahren. Ihr Risiko für schwere Verläufe von Covid-19 ist geringer als das von Senioren. Allerdings vergeht auch einige Zeit zwischen Infektion und Krankenhausbehandlung, ein Anstieg bei stationären Aufnahmen würde sich verzögert bemerkbar machen. Noch ist die Lage auf den Intensivstationen dem Bericht zufolge weiter relativ entspannt, bei dem Parameter zeigt die Ampel weiter Grün an.
Delta-Variante breitet sich vor allem bei Ungeimpften aus
Zum Impfstatus der Infizierten gibt es im Lagebericht keine Angaben, allerdings hatte das RKI kürzlich davon gesprochen, dass sich die Delta-Variante in Deutschland vor allem bei Ungeimpften ausbreite. In Berlin sind 46,3 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, knapp 60 Prozent haben mindestens eine Impfung.
Grün zeigt die Ampel im Lagebericht auch noch bei der Reproduktionszahl, allerdings heißt es in einer Fußnote, dass dieser Wert mittlerweile nicht mehr vom RKI zur Verfügung gestellt werde. Es war zunächst offen, wie es mit dem Indikator weitergeht.
Bei mehr als jedem Zehnten ging Auslandsreise voraus
Bei etwas mehr als jedem zehnten Infizierten (zwölf Prozent) ist angegeben, dass eine Auslandsreise vorausging. Reiseziele sind nicht genannt. Bekannt ist aber, dass einige beliebte Urlaubsorte wie zum Beispiel Spanien mit sehr hohen Infektionszahlen vor allem bei jüngeren Ungeimpften zu kämpfen haben - die Inzidenz für das ganze Land lag nach Daten vom Dienstagabend bei über 300.
Für Berlin meldete das RKI im Vergleich zum Vortag 251 neue Infektionen, zudem wurden zwei weitere Todesfälle registriert. Seit Beginn der Pandemie infizierten sich nach Angaben des Instituts 181.593 Menschen in der Hauptstadt mit dem Virus. Die meisten gelten als genesen. 3.576 Infizierte starben im Zusammenhang mit Covid-19.
Berlin hält an Infektionsschutzmaßnahmen fest
Auch wegen der wieder ansteigenden Inzidenzen sind Lockerungen in Berlin vorerst nicht in Sicht. Am Dienstag hat der Berliner Senat die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung verlängert. Auch an der Corona-Ampel soll festgehalten werden, auch wenn Amtsärztre wie Patrick Larscheid fordern, nicht mehr nur auf die Inzidenzen zu schauen, sondern andere wichtige Fragen zu beantworten: "Wer wird denn eigentlich ernsthaft krank, wenn er infiziert ist? Wie wollen wir angesichts des beginnenden Schuljahres damit umgehen, dass wir ungefähr 98 von 100 Kindern zu unrecht in Quarantäne geschickt haben?", so Larscheid.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 21.07.2021, 12:15 Uhr
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