Bahnübergang in Oberhavel - Zwei Tote bei Zusammenprall von Zug und Transporter

Sa 30.10.21 | 17:48 Uhr
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Ein Notfallsanitäter während eines Einsatzes in der Oberhavel (Bild: TeleNewsNetwork)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.10.2021 | Stefanie Brockhausen | Bild: TeleNewsNetwork

Schwerer Unfall an Bahnübergang: In der Nähe von Grieben (Oberhavel) hat ein Regionalzug einen Transporter erfasst. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, Zuggäste werden psychologisch betreut.

An einem unbeschrankten Bahnübergang in Grieben (Oberhavel) hat am Samstagmittag ein Zug einen Transporter erfasst und mehr als 100 Meter über die Gleise geschleift. Zwei Insassen des Fahrzeugs kamen bei dem Aufprall ums Leben, das bestätiget die Regionalleitstelle Nord der Polizei auf Nachfrage von rbb|24.

Nach ersten Informationen hatte der Fahrer eines Transporters die Gleise überquert und dabei einen herannahenden Zug übersehen.

Unglück auf der Nebenstrecke

Zur Bergung der Menschen in dem Transporter wurde die Feuerwehr an den Unfallort gerufen. Die Identitätsfeststellung der beiden Toten dauerte am Samstag noch an. Bekannt sei bislang lediglich, dass es sich um einen Mann und eine Frau gehandelt habe.

Als sich der Unfall ereignete, war der Zug mit vier Fahrgästen, dem Zugführer und eine Zugbegleiterin der Nierderbarnimer Eisenbahngesellschaft auf einer Strecke von Herzberg nach Löwenberg unterwegs.

Der Zugführer und vier Fahrgäste in dem Zug blieben unverletzt. Sie wurden durch Rettungskräfte und drei freiwillige Notfallseelsorger der Landkreises Oberhavel psychologisch betreut. Um Aufnahmen von oben von dem Unfallort zu machen, kam ein Polizeihubschrauber zum Einsatz, ein Unfallgutachter wurde durch die Staatsanwaltschaft hinzugezogen. Einsatzkräfte der Kriminalpolizei untersuchten unter anderem, ob möglicherweise technische Mängel am Zug zu dem Unfall beigetragen haben.

Polizei wertet Fahrtenschreiber des Zuges aus

Thomas Wolter, der Dienstgruppenleiter der Polizeiinspektion Oberhavel, sagte im Gespräch mit rbb|24, dass die Ermittlungen zum genauen Hergang des Unglücks noch nicht abgeschlossen seien. Weil die Fahrgäste des Zuges unter Schock standen, seien sie bislang noch nicht nach dem Unfall befragt worden.

Wolter sagte rbb|24 weiter, dass Kriminaltechniker der Polizei nun der Fahrtenschreiber aus dem Triebwagen des Zuges überprüfen. Das Gerät zeichne Daten wie Bremsvorgänge, Stopps und die Geschwindigkeit auf. "Wir werden außerdem Videoaufnahmen sichten, die die Bordkamera des Zuges aufgezeichnet hat", sagte Wolter.

Feuerwehrleute stehen neben einem verunglückten Zug in Oberhavel (Bild: TeleNewsNetwork)
Bild: TeleNewsNetwork

Psychologische Hilfe für Polizisten und Feuerwehrleute

Den Transporter und den Triebwagen hat die Polizei Oberhavel zu Beweiszwecken beschlagnahmt. Der Zug steht für die Überprüfung der Polizei inzwischen wieder im Betriebshof der Nierderbarnimer Eisenbahngesellschaft in Basdorf (Barnim).

"Dieses Unglück ist weder für die Feuerwehr noch für die Polizei in Oberhavel alltäglich", betonte Wolter im Gespräch mit rbb|24. "Wir haben den Einsatzkräften psychologische Hilfe angeboten, die sie auch in den kommenden Tagen noch in Anspruch nehmen können."

Die private Bahnstrecke war für den Zeitraum der Unfallaufnahme gesperrt, zu größeren Verkehrsbeeinträchtigungen kam es nicht.

Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Notfallseelsorge während eines Einsatzes in der Oberhavel (Bild: TeleNewsNetwork)
Bild: TeleNewsNetwork

Im vergangenen Jahr im April ereignete sich unweit der Unfallstelle auf derselben Strecke ein anderer folgenschwerer Zusammenstoß - ebenfalls an einem unbeschrankten Bahnübergang. In Klosterheide stieß ein Regionalzug (Ostprignitz-Ruppin) mit einem Kleintransporter zusammen. Dabei wurde ein 39 Jahre alter Fahrer so schwer verletzt, dass er wenige Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. 2019 ereignete sich an dem Bahnübergang bei Grieben ebenfalls ein Zusammenstoß mit einem Auto und einem Zug.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.10.2021, 17 Uhr

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14 Kommentare

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  1. 14.

    Guten Tag,
    vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir haben die Angaben im Text mittlerweile aktualisiert.
    Beste Grüße
    Ihr rbb|24-Team

  2. 13.

    "Die private Bahnstrecke ..." Warum liest kaum jemand den in der Hinsicht schon früh aktualisierten Artikel? EIU ist nicht die DB! Mehrdorn und Scheuer sind die falschen Adressaten. Die Würde der Toten sollte man nicht mit Stammtischgeplapper missachten.

  3. 12.

    Die Vorgaben zum Freihalten von Sichtflächen sind vorhanden und werden auch überwacht. Können auch ggf. der Polizei oder dem meistens zuständigen EBA gemeldet werden. Oftmals sind diese Situationen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen sowohl auf Straßen- als auch Schienenseite versehen. Sie dürfen raten, auf welcher Seite diese zu fast 100% eingehalten werden.

  4. 11.

    Ich wollte genau das gleiche schreiben. Jahrzehnte verfehlter Investitiosnpolitik. Und diese schrecklichen Unfälle sind ja nur die sichtbarsten Folgen!

  5. 10.

    Eisenbahnverkehrsunternehmen, wie in diesem Fall die NEB, müssen sich nicht an Bahnübergangsmaßnahmen beteiligen.

  6. 9.

    Tragisch. Aber was soll die Anmerkung ....eine Nebenstrecke jenseits der normalen Route für den Personenverkehr....?
    Die NEB befährt diese Strecke der RB54 planmäßig nach Rheinsberg.

  7. 8.

    Auch mein Beileid gilt den Betroffenen, vor allem den Angehörigen der Toten und dem Lokführer.
    Aber warum soll der Bahnübergang nicht unbeschrankt bleiben?
    Die Bahnstrecke ist gegenüber der Straße vorfahrtsberechtigt, da an der Kreuzung ein vorfahrtsregelndes Verkehrszeichen (Andreaskreuz) steht. Das ist wie bei einer "normalen" Straße, die eine Bundesstraße quert, auch dort wird meist ein vorfahrtsregelndes Verkehrszeichen stehen. Will ich die Bundesstraße queren, muss ich auf deren Verkehr achten, der mit 100 km/h kommen darf (und ich muss mit noch höheren Geschwindigkeiten rechnen). Die Bahn kommt mit max. 80 km/h an einen nicht technisch gesicherten Bahnübergang. Niemand fordert an jeder Straßenkreuzung eine technische Sicherung (z. B. Ampel). Warum sollte das bei Kreuzungen mit der Bahn anders sein?
    Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht. Auch gegenüber andersartigen Verkehrsteilnehmern (z. B. Fußgänger, Radfahrer und auch Schienenfahrzeuge).

  8. 7.

    Einerseits schrecklich, ohne Zweifel. Aber warum wieder die Schuldzuschiebung an "die" Bahn. Es gibt klare Regeln. Am Bahnübergang hat die Bahn Vorfahrt. Also, wer ist Schuld??? In England steht, damit es noch der letzte Träumer kapiert "Stop, Look, listen" , als Stoppen, Hinsehen, Hinhören. Wenn jetzt wieder gefordert wird, jeden Quasi-Feldweg mit Schranke u.s.w. auszustatten, dann frage ich: Warum wird das nicht an Kreuzungen gemacht. Da kracht es wesentlich öfters.

  9. 6.

    Warum gibt es überhaupt noch unbeschränkte Übergänge? Der Bahn zu teuer, lohnt sich nicht überall. Ein Menschenleben ist nichts mehr wert, nur Profit. Oftmals kann man auch nicht einsehen wegen Bäume oder Sträucher.
    Wäre vieleicht auch etwas hilfreich wenn die Bahn dort etwas langsamer fahren würde und sich schon zeitig bemerkbar machen würde.
    Für mich ist es Schuld der Bahninstitution.

  10. 5.

    Ja, schlimm, dass es in einem Industrieland wie Deutschland so etwas wie unbeschrankte Bahnübergänge an Straßen noch gibt. Für mich Sinnbild der verfehlten Verkehrspolitik mit Verkehrsministern aus der CSU und dem Kaputtsparer Mehdorn.

  11. 4.

    Auch in Wensickendorf /OHV ist ein unbeschrankter Übergang. Dort fährt die NEB, wenn ich das immer richtig sehe. Fahre immer mit einem Bauchgrimmen dort drüber. Viele fahren durch, als würde kein Zug kommen können. Wenigstens Blinklicht wäre schon toll! Wer ist hier in der Pflicht? Mein Mitgefühl den Hinterbliebenen.

  12. 3.

    Die Frage wäre warum der Transport den Zug nicht gesehen hat und nicht schaffte wegzufahren. So ein Unglück passiert zum Glück de facto so gut wie nie daher sehr seltsam !

  13. 2.

    Bei dem von Ihnen geforderten Umbaut müssen sich neben der Bahn, hier die NEB, die Kommunen beteiligen. Richtig kompliziert wird es zudem, wenn dabei Verkehrsführungen geändert werden sollen oder geschützte Tiere sich am Bahndamn angesiedelt haben.

  14. 1.

    Schrecklich warum unbeschränkt das sollte die Bahn schnell ändern allen Beteiligten herzliches Beileid.
    Christian

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