393 Strafanzeigen - Immer mehr gefälschte Impfausweise in Berlin im Umlauf

Di 30.11.21 | 18:13 Uhr
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Symbolbild: Vor dem Logo einer Apotheke befindet sich ein Impfausweis mit zwei Impfeintragungen gegen Covid 19. (Quelle: dpa/S. Steinach)
Video: Abendschau | 30.11.2021 | M. Kell | Bild: dpa/S. Steinach

In Berlin sind nach Angaben der Polizei immer mehr gefälschte Impfausweise in Umlauf. Wie eine Sprecherin dem rbb am Dienstag auf Anfrage mitteilte, liegen dem Landeskriminalamt mit Stand vom Dienstag insgesamt 393 Strafanzeigen zu diesem Phänomen vor. In den vergangenen Wochen sei demnach deutlich eine Zunahme zu erkennen.

Polizei arbeitet mit Ärzte- und Apothekerkammer zusammen

Bislang gebe es keine Hinweise auf einen organisierten Handel mit gefälschten Impfzertifikaten. Vielmehr würden diese vielfach durch einzelne Personen über Messenger-Dienste sowie Internetplattformen angeboten. Die Preise liegen demnach zwischen 50 und 350 Euro - digitale Nachweise seien in der Regel teurer als Impfbücher.

Es gebe zahlreiche anonyme Hinweise zu den Fälschungen, aber auch Anzeigen von Apothekern und Ärzten. Im Kampf gegen die Urkundenfälschung arbeite die Polizei eng mit der örtlichen Ärzte- sowie der Apothekerkammer zusammen. Dem Gesetz zufolge seien sowohl die Herstellung als auch die Vorlage unrichtiger Impfausweise in Apotheken, um ein digitales Impfzertifikat zu erlangen, strafbar.

Auch in Brandenburg Ermittlungsgegenstand

Auch in Brandenburg befasst sich die Polizei bereits mit etlichen Fällen. Aktuell laufen in 106 Fällen Ermittlungen, teilte die Polizei am Montag mit. Dabei gehe es unter anderem um den Verdacht der Urkundenfälschung beziehungsweise des Ausstellens unrichtiger oder gefälschter Gesundheitszeugnisse. Die meisten Fälle wurden im September (33), Oktober (30) und November (17) registriert. Die Zahlen könnten sich aber durch später erfasste Strafanzeigen noch verändern, hieß es.

Bereits Anfang Oktober hatte sich nach Angaben von Herbst das Polizeipräsidium an die Landesapothekerkammer gewandt. Dabei sei über dieses Kriminalitätsphänomen unterrichtet worden, sagte er.

Gesetzeslücke bei gefälschten Impfpässen geschlossen

Bisher waren sich Juristen uneins darüber, welche Konsequenzen Personen drohen, die sich mit einem gefälschten Ausweis etwa Zutritt zu 2G-reglementierten Orten verschaffen wollten. Mit einer Gesetzänderung auf Vorschlag der Ampel-Koalition hat sich das geändert.

Seit dem 24. November sind neue rechtliche Bestimmungen in Kraft getreten. Der Paragraph 279 Strafgesetzbuch (StGB) regelt die Vorbereitung der Herstellung von unrichtigen Impfausweisen. Darin heißt es unter anderem, wer "zur Täuschung im Rechtsverkehr von einem Gesundheitszeugnis der in den §§ 277 und 278 bezeichneten Art Gebrauch macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft", sofern die Tat nicht wegen anderer Vorschriften sogar "mit schwererer Strafe bedroht ist".

Mit der Gesetzesänderung hat der Gesetzgeber Impfausweise Gesundheitszeugnissen gleichgestellt. Damit macht sich gemäß § 279 StGB, der den "Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse" umfasst, nun auch strafbar, wer unrichtige Impfausweise in einer Apotheke vorlegt, um ein digitales Impfzertifikat zu erlangen, teilte die Polizeisprecherin mit.

Sendung: Abendschau, 30.11.2021, 19:30 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Für mich ist es absolut nachvollziehbar, wenn Leute aus purer Verzweiflung Impfausweise fälschen! Es ist eben so, und schon immer so gewesen, dass ein von einer Seite massiv überspannter Bogen teilweise zu einer Gegenbewegung, Gegenwehr führt, zu Verzweiflungs-Taten inspiriert. Wirklich schlimmer find ich, was in meinem Freundes-, und Bekanntenkreis derzeit vielfach vorkommt und fast schon "der große Trend" dieser Wochen zu sein scheint: Da gibt es etliche Leute, welche händeringend nach einer Möglichkeit suchen, sich endlich mit Corona zu infizieren, um danach als "Genesene" ersteinmal wieder normal ARBEITEN zu können, und zwar als Ärzte, Physiotherapeuten, Seminarleiter, Krankenschwestern, Heilpraktikerinnen, Psychologen, ... mit ständigem Menschenkontakt. Was sagt das über die Qualität der "Maßnahmen", wenn Leute derart in die Enge getrieben werden, dass sie eine vorsätzliche Infektion mit einer Krankheit als die beste Lösung erkennen???

  2. 18.

    "Und diese ganzen gefakten Impfausweise fallen in die Impfquote??? Das ist doch alles krank" >Na logo, diese ganzen gefakten Impfausweise verfälschen die Impfquote 100 pro.

  3. 17.

    Und diese ganzen gefakten Impfausweise fallen in die Impfquote??? Das ist doch alles krank

  4. 16.

    Zitat: "Ich selbst habe mit meinem Impfpass noch nie Probleme gehabt."

    Man darf wohl davon ausgehen, dass Sie hier kund tun wollen mit Ihrem gefälschten Impfpass noch nie Probleme gehabt zu haben, was Sie mit einem gewissen Stolz erfüllt, ne Friedolin.

  5. 15.

    Mir stellt sich die Frage, ob Patienten im Krankenhaus oder Bewohner in Heimen das Recht haben, den impfstatus des für ihre Pflege zuständigen Personals zu erfragen?

  6. 14.

    Ich finde es schon echt traurig, dass manche Menschen sich gefakte Impfpaesse zulegen, damit sie ihre "Freiheiten" (Kino - und Theaterbesuche, Friseur, Restaurant, Sportveranstaltungen usw.) -trotz fehlender Impfung- weiter genießen können.
    " Wer die Freiheit will, muss für alles Verantwortung übernehmen. " Osho
    Freiheit heißt nicht, alles machen zu dürfen, was man will, sondern
    zu gucken, in wieweit man mit seinem Denken und Handeln anderen schadet.

  7. 13.

    Ich finde es schon echt traurig, dass manche Menschen sich gefakte Impfpaesse zulegen, damit sie ihre "Freiheiten" (Kino - und Theaterbesuche, Friseur, Restaurant, Sportveranstaltungen usw.) -trotz fehlender Impfung- weiter genießen können.
    " Wer die Freiheit will, muss für alles Verantwortung übernehmen. " Osho
    Freiheit heißt nicht, alles machen zu dürfen, was man will, sondern
    zu gucken, in wieweit man mit seinem Denken und Handeln anderen schadet.

  8. 12.

    Es muss endlich möglich sein, dass Apotheker beim Ausstellen von Zertifikaten prüfen können, ob die Chargennummer echt ist.

  9. 11.

    Garnicht. Da die Mitarbeiter jeden Tag getestet werden müssen. Auch geimpftes Personal muss 2 mal die Woche getestet werden.
    Allein der Arbeitgeber hat dort das Recht auf impfstatus Auskunft.
    Aber wenn sie geimpft sind sollte es ihnen egal sein können was der Kellner ist,am Ende liegt er auf der intensiv nicht sie.

  10. 10.

    Ich kenne auch so einen Fall. Leider ist mir der Arzt nicht bekannt, sonst hätte ich ihn angezeigt. Beide müssen hoch bestraft werden! Wenn das viele machen, bringt dann nämlich auch die Impfpflicht nichts! Wo kann man solche Fälle generell melden?

  11. 9.

    Na, 250€ ist teuer... hier in Spandau gibts gefälschte Maskenatteste umsonst und für gefälschte Impfbescheinigungen zahlt man 200€.
    Ich hoffe, das man bald eine fälschungssichere Möglichkeit der Bescheinigung findet, sonst kann man sich nicht mal mehr bei 2G sicher fühlen und es wird kein Ende aus der Pandemie geben.

  12. 8.

    2G gilt für die Kund*innen und 3G für die Beschäftigten...
    Nichts desto trotz sind die Strafen für Bürger*innen, die gefälschte Impfzertifikate nutzen oder in Umlauf bringen, noch viel zu gering. Zum Glück kann man im Zweifel den Betrug im Blut nachweisen.

  13. 7.

    Ich selbst habe mit meinem Impfpass noch nie Probleme gehabt.

  14. 6.

    Sie können den Friseur einfach fragen. Falls er die Vorlage verweigert gehen sie zu nem anderen. Sehe das Problem nicht.

  15. 5.

    Jeder Deutsche hat einen fälschungssicheren Personalausweis, auf dem Daten gespeichert werden können. Wir leben lange genug unter Pandemiebedingungen - wertvolle Zeit, die ungenutzt verstrich, um die Möglichkeit zu schaffen, die Impfungen dort zu registrieren.
    Das orange Impfheft und die aufgeklebten Vakzin-Chargennummern sind der reine Witz und praktisch die Einladung zum Fälschen. Und da die Hausärzte auf Betreiben der KV nur spärliche Impfdaten weitergeben mussten, bleibt das unerkannt.

  16. 4.

    ... habe das in den letzten zwei Wochen bereits dreimal von verschiedenen Leuten (unabhängig voneinander) im Bekanntenkreis gehört... gefälschte Zertifikate o. Arzt und Krankenschwester gemeinsam fälschen o. auch von einem Arzt, der 250€ dafür nimmt, um dann den Impfstoff am Arm vorbei zu "impfen" ...

  17. 3.

    Ich finde die Bearbeiter in Kneipen, Friseur usw muessten deren Impfausweise offen fuer Kunden legen.
    DIe Kunden muessen auch zeigen dass sie geimpft sind. Wie kann ich sicher gehen, dass die Restaurants, Kneipen, usw Mitarbeiter auch geimpft sind.

  18. 2.

    Ärzte, die ins Leere spritzen, und dann die Aufkleber ins Impfbuch kleben , müssten kontrolliert werden. Strafe auch für deren Patienten. Es wäre gut, wenn man diese auch anonym melden könnte.

  19. 1.

    Die regelmäßigen Auffrischimpfungen wären eine Gelegenheit die Sache mal fälschungssicher zu machen. Mal sehn ob die Politik das hinbekommt.

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