Fehlende Stiko-Empfehlung - Ärztekammer zurückhaltend bei Impfung von Unter-12-Jährigen

Do 11.11.21 | 13:27 Uhr
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In den USA wird ein Junge mit dem Biontech-Impfstoff geimpft (Bild: imago images/Paul Hennessy)
Bild: imago images/Paul Hennessy

Noch müssen Kinder unter 12 Jahren auf einen Corona-Impfstoff warten, zumindest offiziell: Tatsächlich impfen einzelne Ärzte auch die junge Kinder - allerdings auf eigenes Risiko, so die Berliner Ärztekammer. Von Sebastian Schöbel

Die Impfung von Kindern unter 12 Jahren ist grundsätzlich möglich, das teilte die Berliner Ärztekammer auf Nachfrage des rbb mit. Zuvor hatte es mehrere Hinweise an den rbb gegeben, wonach in Einzelfällen auch Kinder unter 12 Jahren bereits gegen das Coronavirus geimpft würden.

Der Ärztekammer liegen nach eigenen Angaben keine Informationen dazu vor, sagte ein Sprecher. Er betonte jedoch, dass bisher für COVID-19-Impfungen von unter-12-jährigen Kindern "keine Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (Ema) und auch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko)" vorliegt.

Allerdings erlaube es die Therapiefreiheit, dass Ärztinnen und Ärzte "auch ohne Zulassung oder Empfehlung" Impfungen an Kindern vornehmen. Dieser sogenannte Off-Label-Use von Arzneimitteln mit Zulassung in Deutschland ist grundsätzlich erlaubt. "Es muss vor der Anwendung jedoch eine besonders sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses im Rahmen einer Einzelfallentscheidung von der behandelnden Ärztin beziehungsweise dem behandelnden Arzt erfolgen", so der Sprecher der Berliner Ärztekammer. "Sie tragen in solchen Fällen ein hohes Haftungsrisiko."

USA impft bereits Unter-12-Jährige

An der Empfehlung für Corona-Impfungen für fünf- bis zwölfjährige Kinder werde aktuell gearbeitet, teilte der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, am Denstag mit. Der Impfstoff für die über Fünfjährigen werde jedoch nicht vor Mitte Dezember zugelassen.

In den USA werden bereits seit vergangener Woche Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit dem Wirkstoff von Pfizer geimpft. Israels Pandemie-Beratungsgremium hat sich ebenfalls für eine Verabreichung des Covid-19-Vakzins von Pfizer/Biontech an Kinder zwischen fünf und elf Jahren ausgesprochen.

Stiko schränkt Impfempfehlung für U30 ein

Zuletzt hatten die Stiko-Experten allerdings empfohlen, dass Kinder ab zwölf sowie Jugendliche und Erwachsene unter 30 Jahren künftig nur noch mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer und nicht mit dem von Moderna geimpft werden sollten. Aktuelle Meldeanalysen zeigten, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen in dieser Altersgruppe nach der Moderna-Impfung (Spikevax) häufiger beobachtet würden als nach der Biontech-Impfung (Comirnaty).

Der Verlauf der Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sei nach bisher vorliegenden Sicherheitsberichten "überwiegend mild", erklärte die Stiko. Wie das PEI in seinem Sicherheitsbericht angibt, traten die Entzündungen insbesondere nach der zweiten Impfung auf. Erste Beschwerden würden typischerweise innerhalb weniger Tage nach dem Piks bemerkt. Die Stiko betonte, für Menschen ab 30 bestehe nach der Moderna-Impfung kein erhöhtes Risiko für die beiden Entzündungen.

Moderna hatte am Dienstag mitgeteilt, bei der Europäischen Arzneimittelagentur Ema die Zulassung auch für Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren beantragt zu haben.

Viele Boosterimpfungen

In Deutschland werden aktuell wieder deutlich mehr Impfungen gegen das Coronavirus vorgenommen. Am Mittwoch ließen sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 368.000 Menschen eine Spritze verabreichen (Stand: Donnerstag, 11.22 Uhr). Allein 246.000 davon waren Auffrischungsimpfungen. Am Dienstag ließen sich bereits 312.000 Menschen impfen - so viele wie seit August nicht mehr.

Inzwischen sind mindestens 67,3 Prozent der Bevölkerung (56,0 Millionen Menschen) vollständig geimpft. 69,9 Prozent (58,1 Millionen Menschen) haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Eine dritte sogenannte Booster-Impfung haben demnach bereits 3,3 Millionen Menschen erhalten.

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8 Kommentare

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  1. 8.

    @ Anton: Wenn sie verständlich formuliert ist habe ich nichts gegen fundierte andere Meinungen.

  2. 7.

    Man arbeitet an einer Empfehlung, indem man sich in die Datenlage einARBEITET. Dies ist nicht in ein paar Tagen geschehen, sondern aufwändig. Aber nur auf dieser Basis ist dann eine fundierte Empfehlung möglich.

  3. 6.

    "An einer Empfehlung für 5-12 Jährige werde derzeit GEARBEITET." Wie kann man denn an einer Empfehlung arbeiten? Entweder man gibt eine oder eben nicht. Die Verfahrensweise ist dann wie bei den 12-18 Jährigen. Erst wird wochenlang untermauert, dass es Bedenken gibt und urplötzlich sind alle Bedenken ausgeräumt.

  4. 4.

    Alle, die es wollen, sollen sich von mir aus alle paar Monate irgendwas experimentelles spritzen lassen, aber eine andere Meinung soll auch Mal zur Abwechslung respektiert werden

  5. 2.

    "Tatsächlich impfen einzelne Ärzte auch die junge Kinder - allerdings auf eigenes Risiko, so die Berliner Ärztekammer."
    Wer ist denn so verrückt, nur um eine Impfquote zu erfüllen?!

  6. 1.

    Ärzte impfen auf eigenes Risiko !
    Oder doch eher - ? -.
    Ärzte impfen auf Risiko des Patienten,
    des Kindes und Seiner Eltern. - Wie ist das, mit mehr Geld, auch mehr Lohn, für Schulhelfer, Integrations-Erzieher, Integrations- und Förderschulen, Behinderten-Werkstätten, Fahrdienste für Behinderte und Strafgeld, richtig viel Strafgeld für mutwillig und dumm-dreistes, auch institutionalisiertes blockieren von B-Parkplätzen ? - Man Muss, ja nicht gleich Alle Menschen wegimpfen. - Etwas, nur etwas gesunden Menschenverstand, in Politik, Verwaltung, Realexistierendem Leben, realexistierendem Journalismus Punkt, Ausrufungszeichen, Fragegänsefüßchen ...
    Wirr ? Global betrachtet ? Allumfassend ? Bis zum Ende gedacht ?

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