Stiko soll grünes Licht geben - Hausärzteverband Berlin-Brandenburg fordert mehr Freiheiten beim Impfen
Berliner und Brandenburger Hausärzten geht das Impfen zu langsam - bei den Auffrischungen und für Kinder. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands fordert deswegen: Die Stiko soll grünes Licht für weitere Gruppen geben.
Der Hausärzteverband Berlin/Brandenburg hat die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert, den Hausärzten mehr Freiheiten beim Impfen gegen das Coronavirus zu geben.
Der Verbandsvorsitzende Wolfgang Kreischer sagte am Donnerstag im Inforadio vom rbb, die Stiko müsse schneller werden - auch bei den Kinderimpfungen: "Die Stiko muss uns grünes Licht geben, wir müssen genügend Impfstoff haben und wir müssen finanziell besser ausgestattet werden. Dann kriegen wir das hin", sagte er.
Ungeimpfte sind das größte Risiko
Kreischer betonte, in Deutschland sei der Beginn der Auffrischungsimpfungen verschlafen worden: "Wir haben auch in der Vergangenheit viel verschlafen. Wir haben auch in der Aufklärung viel verschlafen." Deshalb gebe es einige Patienten, die nicht geimpft werden wollen. Die seien nun das größte Risiko.
Nach Einschätzung des Hausärzteverbands Berlin/Brandenburg wären in den Arztpraxen problemlos deutlich mehr Corona-Impfungen möglich. "Es gibt etwa 2.000 Praxen in Berlin, die im Moment impfen, das kann gesteigert werden auf bis zu 3.000 Praxen", sagte Kreischer. "Und eine Praxis schafft in der Woche durchschnittlich 100 Impfungen. Das heißt, wir können in Berlin 200.000 bis 300.000 Impfungen in der Woche machen." Damit könnten rund eine Million Menschen im Monat geimpft werden. "Das ist ziemlich viel, wenn die Praxen loslegen."
Auffrischungsimpfungen müssen ausgeweitet werden
Derzeit werden die Kapazitäten allerdings nur zum Teil genutzt, unter anderem weil die Hausärzte bei den Auffrischungsimpfungen noch zurückhaltend sind. "Wir halten uns an die Vorgaben der Ständigen Impfkommission. Danach müssen wir zunächst nur 70-Jährige und Ältere impfen und Patienten mit Immunschwäche sowie Pflegepersonal. Die anderen kommen später dran", sagte Kreischer. Grundsätzlich sei aber auch er der Ansicht, dass die Auffrischungsimpfungen ausgeweitet werden sollten.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern treffen sich am Donnerstag, um über den weiteren Kampf gegen das Coronavirus zu beraten. Unter anderem soll darüber gesprochen werden, wie mehr Menschen zu einer Auffrischungsimpfung bewegt werden können.
Infektionszahlen steigen
Derweil hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen einen neuen Höchststand an Corona-Neuinfektionen gemeldet. Demnach wurden deutschlandweit binnen eines Tages 33.949 Fälle registriert - das sind 172 mehr als Mitte Dezember vergangenen Jahres. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit nach dem jüngsten Rückgang wieder an, auf jetzt knapp 154,5. Auch in Berlin und Brandenburg sind die Inzidenzen sprunghaft angestiegen. Vor allem Ungeimpfte infizieren sich mit dem Virus.
Sendung: Inforadio, 4.11.2021, 6 Uhr
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