Stark steigende Nachfrage - Die Berliner Corona-Impfzentren suchen nach Helfern

Do 18.11.21 | 07:47 Uhr | Von Stephan Ozsváth
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Pharmazeutisches Personal sitzt bei der Aufbereitung von Spritzen in einem Impfzentrum (Quelle: dpa/Sebastian Kahnert)
Audio: Inforadio | 17.11.2021 | Stefan Ozsváth | Bild: dpa/Sebastian Kahnert

Ob Boostern oder Erstimpfung: Die Zahl derer, die sich gegen Corona impfen lassen wollen, steigt aktuell in Berlin. In den Impfzentren aber ist das Personal knapp, denn viele Helfer sind wieder in ihre ursprünglichen Berufe zurückgekehrt. Von Stephan Ozsváth

Des einen Freud ist des anderen Leid. Diejenigen, die letztes Jahr als Kellnerin, Messebauer oder Barmann wegen Corona keinen Job mehr hatten, sattelten kurzfristig um, wurden Impfhelfer, wiesen in Tegel, am Messedamm und in den anderen Impfstellen die Impflinge ein, begleiteten sie von der Warteschlange bis zum Pieks.

"Damals hatten wir 4.000 Leute" in den sechs Impfzentren, sagt der frühere THW-Chef Albrecht Brömme dem rbb, jetzt sei das Problem, "dass eben einige wieder ihren alten Job machen". Das coronabedingte Arbeitskräfte-Potential vom November 2020 "haben wir jetzt nicht", so Brömme weiter. In der Senats-Pressekonferenz am Dienstag hatte auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller gewarnt, dass "wir darunter leiden, dass wir nicht genug Personal haben". Der SPD-Politiker appellierte deshalb an die Bewohner der Stadt: "Bitte melden Sie sich!" Derzeit fehlten "schlichtweg viele Menschen, um noch schneller die Impfzentren auszubauen", so Müller.

Malteser: Zahl der Impfwilligen innerhalb von zwei Wochen verdoppelt

"Du willst Deinen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beitragen?“, fragen deshalb die Berliner Malteser auf ihrer Internet-Seite [malteser-berlin.de]. Dort zeigt ein Verkehrsschild in Richtung "Impfzentrum", und in einem roten Kasten ist die Mail-Adresse für die Bewerbung als Impfhelfer angegeben.

"Es fehlen Impfhelfer", bestätigt auch Diana Bade, Sprecherin der Malteser in Berlin auf rbb-Anfrage. Die Malteser betreiben das Impfzentrum Messezentrum, vor dem es immer wieder Schlangen gibt. In den vergangenen zwei Wochen hat sich die Zahl der Impfungen Bade zufolge verdoppelt – auf jetzt bis zu 2.500 täglich.

DRK will frühere Impfhelfer wieder aktivieren

Der frühere THW-Chef Albrecht Brömme, der den Umzug des Impfzentrums von der Messe ins nicht genutzte ICC und den Aufbau von zwei Impfstellen im Osten der Stadt koordiniert, spricht von einem Bedarf von etwa 500 Helfern allein für die beiden Impfstellen im Osten, die dann Johanniter und Arbeiter-Samariterbund leiten sollen. "Wir werden das schaffen, wenn sich noch ein paar melden", sagt Brömme und verweist auf die Internetseite www.wirhelfenberlin.de, dort kann man sich per E-Mail bei den Hilfsorganisationen bewerben. Gesucht werden "Menschen, die gerne mit vielen Menschen zusammenarbeiten", die mehrsprachig sind und Berufserfahrung haben.

Beim Deutschen Roten Kreuz heißt es, man versuche die "alten" Impfhelfer wieder zu aktivieren, so eine Sprecherin gegenüber dem rbb. Laut ersten Informationen scheine das auch zu gelingen. Wie hoch der Bedarf ist, werde noch ermittelt.

Dienste in Impfzentren bei Ärzten begehrt

Bei den Impfärzten gebe es dagegen kaum erhöhten Personalbedarf. "Es werden zwar jetzt wieder mehr Dienste", sagt ein pensionierter Chirurg, der bereits im Frühjahr und Sommer 2021 als Impfarzt ausgeholfen hat, "aber keineswegs so wie damals".

Er rechnet vor: In jedem Impfzentrum hätten in den Stoßzeiten zwischen März und Juni 2021 "20 bis 30 Ärztinnen und Ärzte" die Corona-Impfungen verabreicht. Hochgerechnet auf einen Monat und sechs Impfzentren seien das insgesamt sicher 3.000 Einsätze im Zweischicht-System gewesen.

Der Arzt verglich den Andrang auf die fünfstündigen Dienste der Impfärzte mit dem Kartenverkauf für ein Rolling-Stones-Konzert: "Kaum veröffentlicht, schon weg".

Da die Dienste gut bezahlt sind, 120 Euro pro Stunde, hätten manche Kolleginnen und Kollegen seinerzeit auch Schichten gehamstert, sagt der Chirurg, mit Hilfe von "elektronischen Mitteln und Strohmännern". Die Missstände seien aber jetzt abgestellt, sagt der Mediziner. "Manche kriegen halt den Hals nicht voll", urteilt er über seine Zunftkollegen.

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung hieß es lediglich, nach diesem Thema habe schon mal jemand gefragt. Für die Impfzentren sei aber die Senatsgesundheitsverwaltung zuständig. Dort gab es auf die rbb-Anfrage bisher keine Rückmeldung.

Brömme: "Gemeinsam schaffen wir das schon"

"Ärzte kann man sich nicht schnitzen", sagt Impfzentrums-Koordinator Brömme, aber die Bezahlung sei "auskömmlich" und die Kunden seien schon registriert und sortiert, "das hat er in der Praxis nicht", so Brömme. Er freue sich dennoch "über jeden Arzt, der sich meldet".

In den beiden Impfstellen im Osten, die derzeit aufgebaut werden, wird es jeweils nur etwa 15 Impfkabinen geben, im ICC dagegen werden es 54. Brömme ist zuversichtlich, dafür noch genügend Personal zu finden: "Gemeinsam schaffen wir das schon", unterm Strich sei das Impf-System in Berlin gut. Erst am Vortag habe er mit einem Flugbegleiter der Lufthansa gesprochen, der sonst Langstreckenflüge begleite und jetzt als Impfhelfer einspringe.

Sendung: Inforadio, 17.11.2021, 18:30 Uhr

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Beitrag von Stephan Ozsváth

19 Kommentare

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  1. 19.

    Freue mich sehr für Sie das Sie beide so gut Versorgt werden. Leider ist dies nicht in allen Bezirken möglich. Es gibt viele Bezirke mit zu wenig Hausärzten die dann durch die Menge an Patienten keine Zeitlichen Kapazitäten mehr haben um Nachhause zu kommen und die Angehörigen zu Impfen. Auch kommt es glaube ich darauf an welche Pflegestufe ein Mensch hat und dies bildet nicht immer den wirklichen Zustand ab. Es gibt leider große Unterschiede ja man kann auch schon von Zwei Klassengesellschaft sprechen.

  2. 18.

    Nachdem wir (Fachangestellte nicht-medizinische Heilberufe, also sogar mit fachlicher Nähe!!!) vor wenigen Tagen gelesen hatten, dass Helfer gesucht würden, haben wir uns bei verschiedenen Trägern gemeldet, warten aber noch bis heute auf die Antwort(en). Wenn man dann heute wieder liest, dass immer noch Helfer:innen gesucht werden, wir aber nicht eine Antwortmail erhalten haben (abgesehen von einer automatischen Empfangsbestätigung), ist das entweder schlecht organisiert, oder die Meldungen stimmen nicht bzw, nicht mehr.
    Ich hoffe, dass DRK, Johanniter, Malteser und ASB das hier lesen.

  3. 17.

    Man sollte Harz vier Empfänger als Helfer für die Coronaimpfzentren rekrutieren!

  4. 16.

    Pardon, ich muss mich berichtigen: Neuerdings kann man den Booster bereits fünf Monate nach der zweiten Impfung bekommen!

  5. 15.

    Ich kann Ohnen nur raten nochmals bei Hotline Berlin -
    030 90282200 - und bitten um Verlegung des Termins. Das sollte doch möglich sein, versuchen Sie es.
    Warum haben Sie nicht gleich bei Terminvergabe um einen früheren Termin gebeten?

  6. 14.

    Holen Sie sich Ihre Booster-Impfung doch ganz einfach ohne Termin bei einer der Impfstationen ab. Wenn Sie gleich morgens, eventuell schon etwas vor dem Öffnen, da sind, sollten Sie vermutlich weder stundenlang warten müssen, noch ungeimpft wieder weggeschickt werden – sofern Ihre zweite Impfung denn schon mindestens sechs Monate zurückliegt.

  7. 13.

    Genau dieser Abendschaubeitrag hat auch in mir den Zorn hervorgerufen. Mitte 70 Jährig und nicht mehr gut sehend
    bekam vor Wochen einen Termin für die Messe /ICC für den 21.12.2021 abends um 17:15 Uhr. Seit 2 Jahren gehe ich ab
    Dämmerung nicht mehr raus - Verbot des Augenarztes !!!!! ICH HABE NICHT DIE MÖGLICHKEIT STUNDENLANG IM DUNKLEN ZU WARTEN. WIESO ALSO JETZT DIE ZULASSUNG FÜR ALLE???? BEVOR NICHT DIE ÄLTEREN DURCH SIND ???

  8. 12.

    Ich finde die von Ihnen genannte Seite überhaupt nicht unübersichtlich und habe nach wenigen Sekunden die entsprechenden Kontaktdaten gefunden, zusätzlich den Link gleich zum Bewerbungsformular der Johanniter:
    https://www.johanniter.de/juh/lv-bb/rv-berlin/impfangebote-berlin/?utm_campaign=impfenberlin&utm_content=lvbb&utm_medium=redirect&utm_source=other#c104866
    Arg viel einfacher und unübersichtlicher kann man das meiner Meinung nach eigentlich nicht gestalten.

  9. 11.

    Es gibt noch Impftermine für Booster ab Mitte Dezember für Moderna. Der Booster ist per see erstmal unabhängig von der ersten Impfserie.

    https://service.berlin.de/dienstleistung/330073/
    "Der damals gewählte Impfstoff spielt keine Rolle - die Auffrischung / Nachimpfung können Sie mit BioNTech oder Moderna erhalten."

    Also wer niht grade jünger als 30 ist kann sich damit boostern lassen.

  10. 10.

    Also ich bin pflegende Angehörige und habe meinen Termin zum Booster Impfen im Dezember bei meinem Hausarzt.... Meine Pflegebedürftige Schwiegermutter bekommt im Januar ihre Auffrischung auch bei ihrem Hausarzt, wird erledigt beim Hausbesuch....

  11. 9.

    Bitte mal die Wahrheit zum Boostern. Was sollen die Aufrufe, wenn es vor Februar nirgendwo einen Termin gibt. Nachdem die Abendschau das Warte Abenteuer eines vor 5 Monaten erstgeimpften Paares gezeigt hat, plane ich mit meinen 74 mich mit Campingstuhl, Thermoskanne und Buch in die lange Schlange einzureihen
    Wie groß ist das Risiko, dass ich nach 2 bis 3 ständigem Warten trotzdem weggeschickt werde?

  12. 8.

    Ich bin seit einiger Zeit bemüht mich als impfhelfer zu bewerben. Es ist hier aber so verwirrend.Ich komme leider nicht klar,weil hier alles sehr unübersichtlich ist. Eine Mitarbeiterrin des DRK hat mich auf wirhelfenberlin verwiesen.Habe leider keine Möglichkeit der Bewerbung gefunden. Also gebe ich auf.

  13. 7.

    Wird man vom Arbeitgeber, freigestellt wenn man so eine Aufgabe übernimmt?

  14. 5.

    Dass Ärzte 120 Euro pro Stunde bekommen, die anderen lächerliche 10 Euro pro Stunde, finde ich gelinde gesagt eine Unverschämtheit! Natürlich muss sich die Qualifikation in der Bezahlung niederschlagen. Aber das 12-Fache ist jenseits jeglicher Verhältnismäßigkeit.

    120 Euro pro Stunde sind im Monat über 20.000 Euro! Ohne Überstunden. Verglichen mit dem Gehalt eines Assistenzarztes in einem Krankenhaus von 4.600 Euro - 5.900 Euro pro Monat nicht nachvollziehbar!

  15. 4.

    Leider gibt es für Zuhause gepflegte und Ihre Angehörigen wie im Frühjahr und Sommer noch vorhanden keine mobilen Impfteams mehr. Auch ist es bis gestern sehr schwierig gewesen als pflegender Angehöriger eine Auffrischungsimpfung zu bekommen.

    Leider bringt die 4. Welle mit sich das Zuhause gepflegte und pflegende Angehörige scheinbar hinten runter fallen. Die mobilen Teams waren wirklich eine große Stütze die jetzt leider feht weil nicht jeder gepflegte einen Hausarzt hat oder mobil genug ist.

  16. 3.

    120€/Stunde für die Ärzte? Gut!
    Und wieviel bekommen die Helferinnen und Helfer, die jetzt so dringend von DRK und Maltesern gesucht werden?

  17. 2.

    Wenn der "Osten" mal wieder benachteiligt wird, hoffe ich, dass wenigstens die Hausärzte oder auch Fachärzte, von mir aus auch Zahnärzte, im "Osten" ausreichend Kapazitäten bezüglich des Impfens haben.

  18. 1.

    Als Arzt verstehe ich jetzt noch nicht ganz genau, wo man sich melden kann.

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