Medienbericht - Krisenstab rechnet mit Intensivbetten-Auslastung von 30 Prozent in Brandenburg

Di 16.11.21 | 18:24 Uhr
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Symbolbild: Intensivpfleger auf der Intensivstation betreuen mehrere Covid-19-Patienten. (Quelle: dpa/J. Woitas)
Bild: dpa/J. Woitas

Oft wird über die Auslatung der Intensivstationen diskutiert. Ein Lagebericht des Corona-Krisenstabs der Bundesregierung zeichnet einem Medienbericht zufolge nun ein düsteres Bild für Brandenburg. Auch die Berliner Charité schlägt Alarm.

Die Bundesregierung rechnet für die kommenden Wochen laut eines Medienberichts mit einer deutlich höheren Zahl von Corona-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen in Brandenburg. Das berichtete das "Handelsblatt" [handelsblatt.com] am Dienstag. Es berief sich auf einen vertraulichen Lagebericht des Corona-Krisenstabs des Bundesinnenministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums, der dem Blatt vorliegt.

Für Brandenburg sage die Prognose, die vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern etwa vom Robert-Koch-Institut (RKI) erstellt wurde, für Anfang Dezember eine Auslastung der Intensivbetten von 30 Prozent voraus. "Bereits eine Covid-19-bedingte Auslastung über 25 Prozent (...) kann sich in kritische Bereiche bewegen, da Intensivbetten auch für die Behandlung anderer Erkrankungen benötigt werden", zitiert das "Handelsblatt" weiter aus dem Bericht. Die Prognose geht demnach von einem gleichbleibenden regionalen Pandemiegeschehen aus.

Engpässe werden besonders in Thüringen befürchtet

Insgesamt werde in allen Bundesländern von einer steigenden Tendenz ausgegangen. Ausgenommen sei nur Bremen. Engpässe werden besonders in Thüringen befürchtet. Dort könnte sich die Auslastung der Intensivbetten mit Corona-Patienten bis Anfang Dezember mehr als verdreifachen, heißt es laut "Handelsblatt" im Lagebericht. Bis zum 7. Dezember werde die Auslastung der Intensivbetten in Thüringen auf voraussichtlich 70 Prozent steigen.

350 bis 400 neue Intensivpatienten pro Tag?

Auch der Vorstand des Berliner Charité, Heyo Kroemer, rechnet nach eigener Aussage mit einem deutlichen Zuwachs der Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen. "Wir haben in der letzten Woche gemeinsam Tage erlebt, wo sich 50.000 Menschen am Tage infiziert haben beziehungsweise als infiziert detektiert wurden", sagte er am Dienstag in Berlin."Wir gehen heute davon aus, dass von diesen 50.000 Infizierten (...) etwa 0,8 Prozent intensivpflichtig werden."

Das bedeute, dass mit zeitlicher Verzögerung in rund drei Wochen am Tag ungefähr 350 bis 400 Corona-Patienten neu auf die Intensivstationen kämen. Dadurch werde das Gesundheitssystem "extrem herausgefordert". Laut Divi-Intensivregister waren am Dienstag bundesweit rund 19.700 Intensivbetten belegt und knapp 2.500 frei. Hinzu kommt eine Notfallreserve von 9.600 Intensivbetten.

Situation in den Kliniken teils dramatisch

An der Charité würden derzeit mehr als 70 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt, darunter 17 künstlich beatmet, berichtete Kroemer. Hinzu kämen 60 Covid-Patienten auf Normalstationen. Durch die starke Zunahme zuletzt sei die Klinik gezwungen, sich personell stärker darauf zu konzentrieren. Ein Drittel aller Operationen finde deshalb derzeit nicht statt, soweit geplante Eingriffe nicht akut lebensbedrohlich seien.

Der Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, Johannes Danckert, beschrieb die Situation in seinen Häusern derweil als dramatisch. Viele Ärzte und Pflegekräfte arbeiteten schon jetzt am Limit. Auf den Stationen herrsche "eine gewisse Frustration". Die Beschäftigten könnten den Widerstand gegen Impfungen nicht verstehen und auch nicht, warum manche Menschen keine Maske tragen. Sie beklagten einen "egoistischen Umgang mit dem Leben anderer".

Sendung: Inforadio, 16.11.2021, 15 Uhr

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11 Kommentare

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  1. 11.

    "So gibt es gute Gründe, warum auch die Politik-anders als in anderen Ländern - eine Pflichtimpfung nicht anordnen kann und darf."

    "Die Masern-Impfpflicht wurde per Gesetz eingeführt. Sie ist im Infektionsschutzgesetz geregelt. Daneben erlaubt dieses Gesetz, auch andere Impfpflichten einzuführen für "bedrohte Teile der Bevölkerung", "wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist".
    Möglich wäre das durch eine Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums mit Zustimmung des Bundesrats. Solange das Bundesgesundheitsministerium dies nicht tut, dürften die Landesregierungen eine entsprechende Impfpflicht in ihrem Land erlassen. Von der Möglichkeit ist bisher kein Gebrauch gemacht worden."

    Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/impfpflicht-berufsgruppen-105.html

  2. 9.

    „Bescheuert“ sind wir in Deutschland deswegen nicht, weil wir ein Grundgesetz mit hoher Schutzwirkung für den Bürger haben. Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Urteilsfindung, denn die sog. körperliche Unversehrtheit ist dort als Grundrecht gegeben. Ich frage mich, ob Menschen wie der Verfasser ansonsten Grundrechte dieser Art einfach zur Disposition stellen? Das Grundgesetz ist nichts Beliebiges und daran ändert ein Virus eben auch nichts. So gibt es gute Gründe, warum auch die Politik-anders als in anderen Ländern - eine Pflichtimpfung nicht anordnen kann und darf.

  3. 8.

    Bild meldet das 6300 Intensivbetten abgebaut wurden.
    Wer soll bitte solche Panikmeldungen noch ernst nehmen?

  4. 7.

    Mit Verlaub aber die Ökonomie kennt so etwas wie "öffentliche Güter", weil in bestimmten Bereichen der Daseinsfürsorge wie etwa Verkehrsinfrastruktur, Erholungsflächen und, ja, auch Gesundheitswesen, das wirtschaftliche Handeln von Unternehmen zu Ergebnissen führt, die dem eigentlichen Zweck zuwiderlaufen. Es gibt eben einfach "Märkte" in denen Marktwirtschaft nicht funktionieren kann. Ökonomen wissen das.

  5. 6.

    "Warum ist man im Ausland nicht so bescheuert wie wir??"

    Weil die nicht so eine Vergangenheit haben wie wir. Alles, was irgendwie mit Zwang assoziiert ist, gilt gleich als Rückfall in Nazi- und/oder DDR-Zeiten. Ich weiß, dass das reichlich albern ist, so zu denken, aber so ticken "wir" nun mal.

  6. 5.

    Da sich Geimpfte durchaus infizieren und auch erkranken, aber wohl erwiesenermaßen nicht schwer, bleibt doch nur die schnellstmögliche Durchimpfung und 2G+, bis ein wirksames Medikament zugelassen und verfügbar ist.
    Wer hat eine bessere Idee ?
    Das die zunehmende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen voranschreitet ist doch logisch, denn dort gelten dieselben ökonomischen Bedingungen wie im Kapitalismus überall, das kann man sich doch nicht wegträumen !

  7. 4.

    Wenn sich Ungeimpfte hinten anstellen müssen weil Intensivbetten von Notfällen und Geimpften belegt sind ist das voll in Ordnung.
    Das ganze Theater wäre unnötig wenn die Politik nicht ohne Not der Impfpflicht eine Absage erteilt hätte. Warum ist man im Ausland nicht so bescheuert wie wir??

  8. 3.

    Auch in öffentlicher Hand Krankenhaus hat nicht Blankoscheck für Ausgaben, und so ein Geschäftsführer hat nicht parlamentarisches Stimmrecht. In anderen Worten, hätte Politik schon vor Jahren mal geschaut, dass z.B. mit Staatsunternehmen für Import von Arzneimitteln vielleicht so manche Kosten gesenkt, welche statt dessen für mehr Personal, und dabei kein Problem Personalüberschuss zu haben, da solcher z.B. in Rotation in staatlicher Hospitalschiffflotte und/oder z.B. als Ausbilder für Personal bei Partnern in Afrika, Herr Danckert hätte damit nicht unbedingt Problem gehabt, und vielleicht sogar im Gegenteil.

    Und so oder so, derzeit ist nunmal Fakt, dass es mit mehr Impfungen in dem Bereich weniger Patienten bzw. weniger schwere Krankheitsverläufe geben würde. Und dabei ist es zwar deren Job, aber wenn z.B. jemand mit Flammenwerfer durch die Stadt läuft, ganz so toll ist es nicht wenn nichts außer von Feuerwehr zu erwarten, dass sich ständig um die Folgen kümmern soll.

  9. 2.

    Wenn sich Ungeimpfte hinten anstellen müssen weil Intensivbetten von Notfällen und Geimpften belegt sind ist das voll in Ordnung.
    Das ganze Theater wäre unnötig wenn die Politik nicht ohne Not der Impfpflicht eine Absage erteilt hätte. Warum ist man im Ausland nicht so bescheuert wie wir??

  10. 1.

    Wo war denn der Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, Johannes Danckert, als es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ging? Jetzt stellt er sich hin und "beschrieb die Situation in seinen Häusern derweil als dramatisch. Viele Ärzte und Pflegekräfte arbeiteten schon jetzt am Limit. Auf den Stationen herrsche "eine gewisse Frustration"

    Ingesamt wurden in Deutschland mehrere tausend Intensivbetten wegen fehlendem Personal abgebaut. Und nun sind wieder alle anderen Schuld ...

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