Impfstoff-Mangel erwartet - Berlin und Brandenburg befürchten Dämpfer für Impfkampagnen

Mi 15.12.21 | 15:12 Uhr
  23
Der Kühlschrank im Impfzentrum des Landkreises Jerichower Land, der auf eine Temperatur von minus 79 Grad Celsius kühlt, ist leer. (Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)
Audio: Inforadio | 15.12.2021 | Interview Virologe Klaus Stöhr | Bild: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Bundesgesundheitsminister Lauterbach warnt: Im ersten Quartal 2022 werde es nicht genügend Corana-Impfstoff geben. Berlin und Brandenburg fürchten einen Dämpfer für ihre Impfkampagnen, die aktuell "unglaublich Fahrt" aufgenommen hätten.

Berlin und Brandenburg befürchten, dass sich der erwartete Impfstoff-Mangel auch auf die Impfkampagnen in den beiden Bundesländern auswirken wird.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci ist angesichts des bundesweit drohenden Mangels an Corona-Impfstoffen in Sorge um das Impftempo in Berlin. Jetzt müsse schnell nachbestellt werden, sagte die scheidende Senatorin am Mittwoch. Das Berliner Impftempo dürfe nicht verlangsamt werden. In der vergangenen Woche gab es mit gut 262.000 Impfungen einen Rekord, so Kalayci. Das sei bei Impfstoffmangel in Gefahr.

Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) rechnet damit, dass die Impfstoffdosen zwischen Weihnachten und Neujahr knapper werden. Zwei Lieferungen des Biontech-Impfstoffes, die für die letzten beiden Dezember-Wochenenden gedacht waren, seien bereits jetzt zur Verstärkung herangezogen worden, sagte sie am Mittwoch dem rbb. Sie erwartet aber nach eigenen Worten, dass an den Feiertagen weniger geimpft wird als aktuell. Gleichzeitig versprach sie, Brandenburg werde mit der Impfkampagne weitermachen, diese nehme gerade "unglaublich Fahrt auf".

Lauterbach: Impfstoffmangel im ersten Quartal 2022

Eine Corona-Impfstoffinventur hat nach Angaben des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach einen Mangel für das erste Quartal 2022 [tagesschau.de] ergeben. Dies habe viele überrascht. "Mich auch", sagte der SPD-Politiker am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen". Konkrete Angaben, wie groß die Lücke ist, machte er nicht. Lauterbach arbeitet nach eigenen Worten bereits daran, den Mangel zu beseitigen.

Lauterbach steht Nonnemacher zufolge mit anderen europäischen Ländern und Impfstoff-Produzenten im Kontakt, um an zusätzliche Dosen zu kommen. "Und das halte ich für dringend nötig, wir müssen boostern, boostern, boostern", so Nonnemacher.

Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht Ziel der Impfkampagne in Gefahr

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zeigte sich angesichts der Warnung des Bundesgesundheitsministers skeptisch, dass sich das Ziel von 30 Millionen Corona-Impfungen bis zum Jahresende einhalten lässt.

Im Inforadio vom rbb sagte KBV-Chef Andreas Gassen am Mittwoch, die jüngsten Meldungen über einen Impfstoff-Mangel seien kein gutes Signal. Er rechne damit, dass der fehlende Impfstoff schon zwischen Weihnachten und Neujahr spürbar werde. Mit den zugesagten Lieferungen lasse sich das hohe Tempo der Booster-Kampagne nicht halten.

Virologe Stöhr zuversichtlich

Dagegen äußerte sich der Virologe Klaus Stöhr zuversichtlich, dass der Mangel an Corona-Impfstoff in Deutschland bis Anfang des nächsten Jahres ausgeglichen werden kann. Stör geht nach eigenen Worten davon aus, dass Impfdosen von anderen europäischen Ländern "eingeholt" werden könnten. "Da gibt es ja Kompensationsmöglichkeiten, denn in anderen Ländern stockt ja die Impfkampagne", sagte Stöhr am Mittwoch im Inforadio vom rbb. "Dann gibt es sicherlich auch Reserven von den Impfstoffherstellern."

Gleichzeitig mahnte Stöhr, in der Booster-Kampagne auf keinen Fall nachzulassen: "Jetzt muss man kurzfristig denken. Bis Jahresende sollten sich noch so viele Menschen wie möglich boostern lassen, und dann wird es vielleicht gar nicht mehr so relevant sein, wieviel Impfstoff danach noch zur Verfügung steht."

Impfkampagne zentraler Baustein gegen vierte Welle und Omikron

Lauterbach hatte nach seinem Amtsantritt angekündigt, sich einen Überblick über die vorrätigen Impfstoffmengen zu verschaffen. Die Bundesregierung treibt in der Pandemiebekämpfung als zentralen Baustein eine große Impfkampagne voran. Dies liegt neben der massiven vierten Welle auch an der sich ausbreitenden, hochinfektiösen Omikron-Variante.

Ein Wegfall von Extra-Tests für Dreifach-Geimpfte bei Zugangsregeln nach dem Modell 2G+ soll für zusätzliche Impfanreize sorgen. Auf diese Maßnahme hatten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstagabend verständigt.

Sendung: Inforadio, 15.12.2021, 07:40 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

23 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 23.

    Hätten wir wirklich kontinuierlich durchgeimpft ohne Impfverweigerung, wäre auch kein Impfstoff woanders hingegangen, wie im Sommer. Dann wären jetzt ueberwiegend nur Boostimpfungen und Kinder dran und wir hätten ausreichend Impfstoff . Also was soll das gejammere Derjenigen die jetzt auf ihre 1. Impfung warten müssen. Angemeiert sind die, die sich an alles gehalten haben und auch die Kinder.

  2. 21.

    Sehr geehrter „Teddybär“,
    eine sehr gute und berechtigte Frage.
    Mit freundl. Grüßen nach Kloster Lehnin

  3. 20.

    Das einfach. Man verkauft den Impfstoff mal wieder als Mangelware und Mangelware ist bekanntlich heiß begehrt. Jeder rennt los , will für sich den letzten Pieks in Anspruch nehmen....bessere Propaganda geht doch gar nicht. Und eh wieder gemotzt wird: Zu Weihnachten zaubert Karl ein paar Millionen unter Baum hervor, wetten?!

  4. 19.

    Man hat es kommen sehen, dass es mit der Impferei weiter gehen muss! Mir war klar, dass der Booster kommt, lange vor der offiziellen Empfehlung der Stiko.
    Meine Hausärztin hat erst danach angefangen mit der Terminplanung. Mit dem Ergebnis, dass ich erst im Januar den Booster-Termin habe, pünktlich zum Ablauf der 6 Monate.. Na hoffentlich hat sie dann den Stoff! Hab im Radio gehört, dass demnächst gilt: wer nicht geboostert ist, gilt als ungeimpft!!

  5. 18.

    Da ist sie wieder, die "German Angst".. Erst mal losjammern, obwohl noch gar keine konkreten Fakten, z.b. Menge von Nachbestellungen, noch vorhandene Mengen, auf dem Tisch liegen. Warum sind wir Deutschen bloss solche Jammerlappen

  6. 17.

    Hatten wir im Sommer nicht eigentlich genügend Impfstoff?
    Ja, hatten wir.
    Ein großer Teil davon ging sogar ins Ausland. Und warum?
    Weil viele ihre Impftermine in den Inpfzentren nicht wahrgenommen haben. Lieber in den Urlaub gefahren hieß es dann bei vielen. Oder lieber das schöne Wetter genießen, anstatt zum Impftermin zu gehen.

    Jetzt mit den ganzen Einschränkungen für nicht geimpfte fällt diesen Leuten ein..Ach ja, jetzt brauche ich ja doch die Impfung.

    Nun warten Menschen, die inzwischen ihre Booster Impfungen bräuchten, weil jetzt alle zur gleichen Zeit kommen.

    Nun denn...hoffen wir, dass Herr Lauterbach das jetzt besser macht und er es schafft genügend Impfstoff, auch für die Zukunft, zu beschaffen.

  7. 16.

    Wieviel sind denn schon von den versprochenen 30 Mio. Impfungen vorgenommen worden? Und hatte ein gewisser Jens Spahn gesagt es sei genügend Impfstoffe vorhanden? Ach ja, jetzt sind dann bestimmt wieder die Ungeimpften daran schuld das nichts mehr da ist. Oder hat Frau Kalayci schon ihre Millionen Leute geimpft?

  8. 14.

    ....der BW General ist - nicht nur meiner Meinung nach - für ganz andere Fälle da-.....

  9. 13.

    Sorry, hat er leider nicht, er ist weder Epidemologe noch Humanmediziner... Er ist Medizinökonom und hat als Pharmalobbyist ein Medikament auf den Markt gebracht, Lipobay... Mal recherchieren... Weiterhin war im im Aufsichtsrat der Röhn Kliniken und war dafür verantwortlich, dass die Fallpauschale eingeführt wurde, wechle aktuell den Pflegepersonalnotstand verursacht hat...

  10. 12.

    Einfach nur unfassbar

  11. 11.
    Antwort auf [Detlef Müller] vom 15.12.2021 um 10:40

    https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_St%C3%B6hr
    "Während seiner 15-jährigen Tätigkeit für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) war er u. a. Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator. Von 2007 bis Ende 2017 arbeitete er in der Impfstoffentwicklung und weiteren Funktionen bei Novartis."

  12. 10.

    Überall hört man ,,lmpfen, impfen, impfen" und nun ist der Impfstoff knapp. Wie geht das zusammen?

  13. 9.

    Was soll uns das denn sagen?
    Seit wann befragt man einen Virologen zur Menge des verfügbaren Impfstoffs in der Zukunft? Wäre es nicht deutlich sinnvoller, den zuständigen Einkäufer und über ihn den/die Hersteller zu fragen?
    Ich gehe ja auch nicht zum Fleischer und frage nach den Ernteaussichten für Tierfutter in der kommenden Saison.

    Es wird immer "verrückter"....

    Beste Grüße

  14. 8.

    Das kommt davon wenn Menschen einen Posten in der Politik bekommen ohne jegliches Hintergrundwissen. Ich hoffe wirklich, daß es mit Herrn Lauterbach besser wird. Mehr Ahnung vom Fach hat er auf jeden Fall.

  15. 7.

    Es ist schon eine faszinierende Erwartungshaltung, davon auszugehen, dass wir stets ausreichend Impfstoff aller Marken erwarten, während viele Länder noch fast gar nichts von dem Stoff abbekommen haben.

  16. 6.

    welches HIN und HER
    welche Verunsicherung der Impfwilligen
    welch Durcheiander, daß der " kleine" Mann kaum noch durcblickt
    Nicht Vermutungen veröffentlichen, sondern TATSACHEN wäre besser

  17. 5.
    Antwort auf [Detlef Müller] vom 15.12.2021 um 10:40

    Wer bin ich? Und warum? Und erst jetzt? Fragen über Fragen ;-)

  18. 4.

    Ich freue mich für Herrn Spahn das er seine Boosterimpfung im Büro ohne Wartezeiten erhalten hat! Der hat sich ja schön aus dem Staub gemacht! Danke für nichts….

Nächster Artikel