Kapazitäten in Berlin am Limit - Labore für PCR-Tests in Brandenburg befürchten Überlastung

Sa 15.01.22 | 17:14 Uhr
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Ein Mitarbeiter hält in einem Coronatest-Labor der Limbach Gruppe PCR-Teströhrchen in den Händen. (Quelle: Uwe Anspach/dpa)
Bild: Uwe Anspach/dpa

In einigen Bundesländern sind die Labore bei der Auswertung der PCR-Tests überlastet, auch in Berlin sind die Tests bereits knapp geworden. In Brandenburg ist die Lage noch nicht angespannt, doch die Labore sehen bereits Probleme.

Große Labore in Brandenburg können die derzeit wachsende Zahl an PCR-Tests noch bewältigen, rechnen aber mit Schwierigkeiten bei einer starken Zunahme. "Momentan können wir die Ansprüche unserer Praxen, die Corona-Proben zu uns schicken, gut erfüllen", sagte die Leiterin des Labors Potsdam des Instituts für medizinische Diagnostik (IMD), Anja Kleiber-Imbeck, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Wenn aber die Zahl der Corona-Proben deutlich steige, werde es schwierig. Das Labor hat eine Kapazität von bis zu 1.100 Corona-PCR-Tests pro Tag. Unter anderem mit einem Vorrat an Reagenzien und Abstrichtupfern sollen die PCR-Tests sichergestellt werden.

Nach Angaben des Branchenverbandes nähern sich die Medizinlabore in Deutschland in der Corona-Krise zunehmend den Grenzen ihrer Auslastung. "Die hohen Infektionszahlen gehen mit vielen Tests einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei PCR-Tests, stoßen die Labore in Deutschland zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen", hatte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael Müller, der "Rheinischen Post" gesagt.

Freitesten auch mit Schnelltests möglich

Das Gemeinschaftslabor Cottbus MVZ mit sechs Standorten im Süden bis zum Einzugsgebiet Teltow-Fläming hat technisch aufgerüstet. Es kann nach Angaben seines Leiters Karsten Mydlak bis zu 12.000 PCR-Tests in der Woche bearbeiten. Von einer Überlastung könne er derzeit nicht berichten. "Wir liegen zwischen 65 und 70 Prozent der Auslastung." Andere Bundesländer seien stärker von Omikron betroffen. "Aber machen wir uns nichts vor, es ist eine Momentaufnahme. Warum sollte es in einem schlechter geimpften Süden so bleiben?", schätzte der Facharzt für Labormedizin ein. Er stelle sich auf steigende Zahlen ein.

In Erwartung mangelnder PCR-Testkapazitäten in den kommenden Wochen wies Mydlak darauf hin, dass Menschen, die nicht in der kritischen Infrastruktur arbeiten, sich bei leichten Verläufen mit einem anerkannten Schnelltest freitesten können.

Lauterbach setzt Prioritäten bei PCR-Tests

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Freitag, er rechne damit, dass Krankenhäuser und Labore durch die hohen Ansteckungszahlen mit der Omikron-Variante des Coronavirus an ihre Belastungsgrenzen kommen werden. Deshalb sollten PCR-Tests künftig vorrangig eingesetzt werden für Personal im Gesundheitswesen und in Pflegeeinrichtungen. Er habe diese Priorisierung am Donnerstag veranlasst, sagte er.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sprach mit Blick auf die PCR-Kapazitäten in der Hauptstadt von einer "Problemlage", an der die Verwaltung arbeite. "Hier muss ich einfach feststellen, dass wir nicht nur in Berlin, sondern bundesweit eine Knappheit an PCR-Tests haben", sagte Gote. "Aber ich sage ganz klar: Wir können dieses Problem nicht komplett auflösen, weil es nicht allein in unserer Hand liegt."

Wie der rbb berichtete, gibt es seit einigen Tagen in Berlin vielerorts lange Schlangen vor Testzentren. Teilweise wurden Menschen wieder nach Hause geschickt, ohne einen PCR-Test gemacht haben zu können, obwohl sie ein positives Schnelltestergebnis hatten. Der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin, Michael Müller, sagte am Donnerstag dem rbb, in Berlin seien zuletzt 86.000 PCR-Tests pro Woche vorgenommen worden. Damit seien die Kapazitäten zu 92 Prozent ausgeschöpft. Müller plädierte dafür, nicht mehr jeden möglichen Fall einer Corona-Infektion durch einen PCR-Test zu überprüfen. Stattdessen sollten auch andere Möglichkeiten genutzt werden. So könnte zum Beispiel anhand von typischen Symptomen entschieden werden, dass sich jemand in Quarantäne begeben müsse.

Strengere Corona-Regeln in Berlin und Brandenburg

Ab Montag gelten in Brandenburg schärfere Corona-Regeln. 2G plus in Gaststätten wird allerdings ausgesetzt, wenn sich die Lage in Krankenhäusern deutlich entspannt - das ist derzeit aber nicht der Fall. Wer geimpft und genesen ist, braucht ab Montag ohne Auffrischimpfung einen tagesaktuellen negativen Test. Kinder unter sechs Jahren benötigen dann keinen Nachweis, unter 18-Jährige müssen vollständig geimpft oder genesen sein. Ab Montag ist zudem die FFP2-Maske im öffentlichen Nahverkehr Pflicht.

In Berlin gilt nach einem Beschluss des Senats seit Samstag in der Gastronomie und in weiteren Bereichen die 2G-plus-Regel. Zutritt haben dort nur noch Geboosterte oder doppelt Geimpfte und Genesene mit negativem Testergebnis. Das gilt auch für Veranstaltungen ab zehn Teilnehmern etwa im Kultur-, Freizeit- und Sportbereich. Nicht betroffen von den Einschränkungen sind jeweils Kinder unter 14 Jahren.

Sendung: Brandenburg aktuell, 15.01.2021, 19:30 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    "... Ich glaube die Gruppe selbst erwartet das gar nicht ^^" ?? Impfgegner erwarten das nicht. Die "Ungeimpften" können nicht alle in eine Schublade gesteckt werden. Ebenso wenig wie Impfgegner und Impfskeptiker.
    Was der BGMini mit der Aussage meint, ist wahrscheinlich, dass diejenigen, die (noch) nicht geimpft werden können/dürfen, wie frisch Genesene, Allergiker, Organtransplantierte, Krebspatienten in Chemo, Säuglinge und Kleinkinder etc., geschützt werden müssen und die haben ein begründetes Recht darauf.
    Mir hängen auch, ehrlich gesagt, diese ganzen Diskussionen zum Halse raus. Ständig wird - auf allen Ebenen - auf eine Minderheit Rücksicht genommen, die dadurch das soziale Leben aller diktiert.
    Allgemeine Impfpflicht mit medizinisch begründeten Ausnahmen und die Pandemie ist in Kürze ausgestanden.
    Um Sanktionen durchzusetzen gibt's ja zahlreiche Inkassobüros.

  2. 19.

    Impfgegner ist eine allgemeine Definition für Personen die aus unterschiedlichsten, irrationalen Gründen die Impfung ablehnen. Findet man selbst auf Wikipedia.
    Und ja Teile dieser Personen hetzen auch mit Desinformationen und Fakes gegen die Impfstoffe und das Impfen. Die sozialen Medien sind voll von diesem Dreck.

  3. 18.

    Der Lauterbach hat am Freitag gesagt, dass die große Impflücke (--> ergo die Ungeimpften) geschützt werden müssen!

    Ich glaube die Gruppe selbst erwartet das gar nicht ^^

  4. 17.

    Wo ist hier eigentlich der "Reset-Knopf", der ermöglicht, daß alle wieder zur Vernunft kommen.

    An der derzeitigen Situation könnte sich nur der Herr Kafka erfreuen. Für meine Begriffe hat die Hysterie inzwischen bedrohlichere Ausmaße angenommen, als das eigentliche Problem.

    Und jeder Funktionsträger möchte den anderen auch noch überbieten. Wenn Leute stundenlang im Regen stehen, um einen Test machen zu lassen, dessen Ergebnis bei Kenntnisnahme evtl. überholt ist.... könnten sie sich evtl. eine ordentliche Erkältung einfangen. Warum immer dieses Anstehen vor Test- und Impzuntren? Gibt es keine größeren öffentlichen Gebäude, wo man die Warteschlane wenigstens unters Dach bekommen könnte?

    Bitte: Alles auf 0 und noch mal nachdenken.

    Grüße Ralf

  5. 16.

    Die Stadt Wien macht fast jeden Tag mehr PCR-Tests als die gesamte Bundesrepublik am selben und in Deutschland werden dank Merkels Scheuer/Spahn-Test-Task-Force jede Woche soviele PCR-Tests verarbeitet wie in Östereich an einen Tag.

  6. 15.

    Vielleicht ist mein Erfahrungshorizont nicht umfangreich genug, aber ich kenne keinen Ungeimpften , der bereit wäre auf die Straße zu gehen um gegen die Impfungen zu demonstrieren, von daher finde ich die Bezeichnung Impfgegner irreführend. Es sind mir auch keine Forderungen zu Ohren gekommen das Impfen einzustellen oder gar zu verbieten. Die Proteste richten sich nicht gegen das Impfen sondern gegen Ausgrenzung von Ungeimpften, die für diese Gruppe offenbar entweder nicht nachvollziehbar ist oder symbolisch für Einschränkungen und Entbehrungen da steht.
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass die momentane Diskussion über Impfpflicht viele unentschlossene eher abschreckt als dazu bewegt sich impfen zu lassen. Am Anfang war Impfstatus mehrheitlich als Privileg gesehen, die Aussicht auf eine Pflichtübung hat dazu beigetragen dass es nicht mehr der Fall ist.

  7. 14.

    Die Fernöstler werden sich freuen, sie können mehr Tests produzieren und per Schiff mit vielen klimaschädlichen Abgasen nach Deutschland schicken, das ruft wieder eine andere Spezie auf den Plan.... läuft ..... der Rubel rollt....

  8. 13.

    Guter Kommentar, bis auf das fünfletzte Wort. Ungeimpften wollen und verlangen nicht, dass wir sie schützen sie nehmen die Risiken in Kauf. Es wird auch keiner von der Allgemeinheit geschützt, wen er Kette raucht oder sich am totfressen ist. Deshalb: Laufen lassen und wer es schafft, gut, wird nicht, Pech.

  9. 12.

    Armes Deutschland, Länder wie Italien oder Frankreich können z.T. über 300.000 positive Testungen vermelden und Deutschland ist mit unter 100.000 schon am Limit der Labore?

  10. 11.

    "... Asymmetrisch infizierte Menschen ..." Wie genau darf ich mir das vorstellen - horizontal oder vertikal? ;-)

  11. 10.

    Als es man keine Masken gekauf hatte, hieß es, Masken schützen gar nicht.
    Dann hatte man einen Maskendeal gemacht, da kam der Maskenzwang, und es gab keine Tests.
    Dann hatte man Testdeals gemacht, da kam der Testzwang für jeden Einkauf außerhalb des Supermarktes, auch, weil es ja keine Impfstoffe gab, man hatte sie schlicht nicht gekauft.
    Als man dann Impfstoffe gekauft hatte, und alle keinen Bock mehr hatten, weil man dennoch erkranken kann, nahm man die kostenlosen Tests weg, um die Leut zum Impfen zu zwingen.
    Aber da waren die Impfzentren geschlossen, weil man ja dachte, bis September seien alle durchgeimpft, und dass ZWEI Impfungen reichen.
    Als dann alle beim Impfen aufliefen, standen sie an 3 Impfzentren stundenlang dicht an dicht in der Kälte.
    In der Zwischenzeit steckten sich alle an, ungetestet, ungeimpft, vor allem die Kinder, die in Grundschule und Kita keine Masken tragen mussten und wo die Eltern daheim testen sollten, oder auch nicht. Profis, echt...

  12. 9.

    Es geht doch nicht um Rücksicht auf die Ungeimpften sondern um Rücksicht auf diejenigen, die sie behandeln müssen. Wenn man sicher sein kann, dass durchrauschen ohne Überlastung des Systems funktioniert, würde man das sicher auch machen. So versucht man halt an der Grenze der Belastbarkeit entlang zu segeln.

  13. 7.

    Ergänzung: Ihr Ansatz "Es geht immernoch darum, weitere Ansteckungen zu vermeiden. " ist falsch und entspricht nicht der Strategie in D. Es geht darum und nur darum seit Anfang an, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und wegen einer Überlastungssituation zusätzliche Todesfälle zu bekommen. Die Strategie, welche Sie haben wollen, heißt Null-COVID und wurde hier gleich zu Anfang als nicht durchführbar für Deutschland abgelehnt. Die aktuelle Strategie läuft auch unter "Flatten-The-Curve" oder Control-COVID (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/ZS/Pandemieplan_Strategien.html;jsessionid=DCF0DF68F62000F575346439ECCE6080.internet051?nn=2444038)

  14. 6.

    Rücksichtnahme auf die Ungeimpften….
    Wer erwartet das ?
    Die Geimpften ? Die Ungeimpften ? Die Politik ?
    Von wem kommt permanent diese Forderung ?

  15. 5.

    Laut Virologen wird Omikron die nächsten Wochen jeden finden. Wozu verstecken wir uns dann noch hinter Masken? Zeit ,die meisten Massnahmen aufzuheben, wie in Spanien oder Dänemark. Wir können nicht ewig Rücksicht auf die Ungeimpften nehmen. Lasst es nun laufen!

  16. 4.

    " Offenbar wolle die Behörden alles tun um zu vermeiden, dass jemand in Quarantäne geht, ... " Das würde aber gerade für das Vorgehen von dem Kommentator sprechen, es scheint dann doch sowieso die eigentliche Strategie zu sein, sollte Ihre Erfahrung halbwegs repräsentativ sein.

  17. 3.

    Es geht immernoch darum, weitere Ansteckungen zu vermeiden. Asymmetrisch infizierte Menschen sind trotzdem ansteckend. Wenn Sie nur nach Symptomen gucken wollen, dann kann man es auch völlig sein lassen - Ausnahmezustand zu Ende. Nicht dass das nicht unmöglich wäre, aber es ist eine Abwägungsfrage...

    Ich habe gerade das Theater durch mit der Quarantäne meines positiv getesteten Kindes. Offenbar wolle die Behörden alles tun um zu vermeiden, dass jemand in Quarantäne geht, wenn es nicht ganz sicher feststeht, dass man infektiös ist. Meines Erachtens sollte die Anordnung zur Isolation schon bei einem positiven Schnelltest kommen. PCR nur einfordern zum Freitesten - eben um sicher zu gehen. Nicht anders herum, wie es jetzt der Fall ist. Das würde auch die Labore entlasten.

  18. 2.

    Was für eine schöne Katastrophe.
    Zuerst führt man Maßnahmen ein, die einen erhöhten Bedarf an Tests mit sich bringen, dann stellt man fest, dass die Kapazitäten nicht ausreichen und zum Schluss beklagt man sich darüber, dass man das "nicht in der Hand hat" und deshalb nicht imstande ist das selbst verursachte Problem zu lösen.
    Liebe Frau Gesundheitssenatorin, wie wäre es wenn man zur Abwechslung einmal das Pferd von vorne aufzäumen würde?
    Sie haben es in der Hand z.B. indem Sie auf das sinnfreie Massentesten von Gesunden verzichten. Ein asymptomatischer Mensch muss vielleicht gar nicht ein PCR-Test über sich ergehen lassen. Er wird davon nicht gesünder.

  19. 1.

    Noch ein Grund mehr, jetzt mal ein paar Wochen lang auf alle nicht zwingend notwendigen Kontakte zu verzichten, bis die Omikron-Welle gebrochen ist.

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