Proteste gegen Corona-Maßnahmen - Bischof Stäblein kritisiert Demonstranten für Holocaust-Verharmlosung

Sa 08.01.22 | 14:42 Uhr
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Archivbild: Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche. (Quelle: dpa/F. Sommer)
Audio: 88.8 | 08.01.2021 | O-Ton Christian Stäblein | Bild: dpa/F. Sommer

Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein hat mit deutlichen Worten kritisiert, dass manche Teilnehmer bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gelbe Sterne tragen. Das sei eine "unerträgliche Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen", sagte Stäblein am Samstag im rbb. Damit würden Jüdinnen und Juden erneut zu Opfern gemacht.

Erfahrungen der Betroffenen ließen sich nicht vergleichen

Der gelbe Stern, den Jüdinnen und Juden ab 1941 tragen mussten, sei ein Symbol für mörderische Ausgrenzung. Die Erfahrungen der Betroffenen ließen sich nicht vergleichen - erst recht nicht mit Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, so der Bischof. Stäblein betonte, die öffentlichen Auseinandersetzungen um die richtigen Maßnahmen seien ein wichtiges Merkmal unserer Gesellschaft. Zur Debatte darüber könne aber nicht die Verharmlosung des Holocaust gehören.

Der Berliner Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an den bevorstehenden 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz. Am 20. Januar 1942 kamen hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes am Berliner Wannsee zusammen, um über die Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas zu sprechen. Stäblein betonte die Monstrosität des dabei geplanten "größten industriellen, von staatlicher Seite durchgeführten Massenmordes".

Kirche bleibe offen für Dialog

Stäblein betonte bereits am Freitag, dass die Kirche offen bleibe für den Dialog. Es sei die Aufgage der Kirche, dazu beizutragen, "dass sich die Gesellschaft nicht entzweit", sagte Stäblein in einem Interview auf der Homepage der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Mit Blick auf die Debatte um die Corona-Maßnahmen sagte er: "Wir sind offen für die, die sich an den Rand gedrängt, nicht gehört oder wahrgenommen fühlen." Dazu gehöre, die "eigenen Positionen nicht zu überhöhen, auch nicht religiös". Gott sollte "kein Mittel zur Druckverstärkung in Debatten sein, indem man etwa die eine Position gottgefälliger als die andere erscheinen lässt". Dabei sprach sich Stäblein für klare Grenzen aus. Bei Intoleranz, Antisemitismus, Diffamierung und Ausgrenzung gelte es gegenzuhalten, um "nicht einer kleinen, lauten Minderheit das Feld der öffentlichen Wahrnehmung zu überlassen".

Sendung: 88.8, 08.01.2021, 13 Uhr

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24 Kommentare

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  1. 24.

    "Sind die diffamierenden Titel, die Sie verwenden, nicht sehr pauschal und überhaupt zutreffend, oder aus Medien und Politik ungeprüft entlehnt?"

    Typisches Leerdenkergeschwurbel, fehlt nur noch "Schlafschafe".

  2. 23.

    1. Sind das wirklich Demokraten? Insbesondere in der katholischen Kirche gibt es Regelungen, die näher am Mittelalter liegen, als an irgendeiner Demokratie.
    2. Sind die diffamierenden Titel, die Sie verwenden, nicht sehr pauschal und überhaupt zutreffend, oder aus Medien und Politik ungeprüft entlehnt?

  3. 22.

    zitat:..."Wann gab es denn zuletzt eine diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund eines „Mangels“ die die Gesellschaft und die Politik festgelegt hat, der nicht einmal gegen irgendein Gesetz verstößt ? "

    kann ich ihnen sagen,mit einführung von hartz4!"wer nicht arbeitet soll auch nicht essen" oder "spätrömische dekadenz"!
    schon vergessen?die herabwürdigung von mio. als faul,dumm,den ganzen tag vor der glotze hängenden rauchend und saufenden arbeitslosen!ist doch das gängige bild?oder?erzählen sie nochmal was über ausgrenzung.sie findet jeden tag statt...

  4. 21.

    Die "Spaziergänge sind illegal und Polizisten, die sich mit solchen Verbrechern solidarisieren sind auf beiden Augen blind aber es gibt wohltuende Ausnahmen.

    https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/sie-wollen-uns-verarschen-polizist-sagt-querdenker-die-meinung-video-geht-viral/27953848.html

    Das Theme ist hier immer noch dass "manche Teilnehmer bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gelbe Sterne tragen."

    Und genau deshalb versuchen sie hier ziemlich erfolglos vom Thema abzulenken. Die übliche Masche halt.

  5. 20.

    Der Vergleich mit der judenverfolgung und vernichtung ist völlig daneben.
    Wann gab es denn zuletzt eine diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund eines „Mangels“ die die Gesellschaft und die Politik festgelegt hat, der nicht einmal gegen irgendein Gesetz verstößt ?
    Oder wenn ein jemand berichtet das in einem Restaurant nur lax kontrolliert wird gibt es sofort jemanden der fordert den Laden für immer dicht zu machen und den Betreiber mit möglichst harten Strafen zu belegen.
    Das hat in Deutschland eine lange Tradition das der brave Bürger bei den Studenten Demos forderte …die langhaarigen Gammler … am besten Rübe ab.

  6. 19.

    Auch ich finde es richtig sich von Menschen zu distanzieren, die mit solchen Symbolen und gewalttätig durch die Gegend ziehen. Aber ich lehne heutige kirchliche Mahner ab, da die Kirche schon vor 1933, dann bis 1945 und auch noch danach dieses menschenverachtende Regime unterstützt hat und es nach 45 nicht einmal geschafft hat sich davon zu distanzieren. Genau wehre ich mich dagegen, wie in einigen Kommentaren hier zu lesen ist, alle Impfskeptiker und Kritiker der Coronamaßnahmen als dumm #8 oder wie bei #6 als Verfassungsfeinde und Rechtsextreme zu bezeichnen und sich dann noch das Mäntelchen der Demokratie überzuhängen. #14 wären die Demos illegal, würden diese auch von der Polizei aufgelöst. Es gibt bestimmt genug Videos von friedlichen Demos zu dem Thema, wie es auch viele "Demokraten" gibt, die Andersdenkende sofort in die Illegalität abschieben. Nun warte ich nur noch auf die Antwort, dass die Polizei angeblich auf dem rechten Auge blind ist.....

  7. 18.

    Aus deutscher und jüdischer Sicht gibt es nichts mit dem Holocaust Vergleichbares.
    Der Vergleich zu einer aktuell persönlich als Unrecht empfundenen Situation wurde schon zu oft herangezogen und verbietet sich vollkommen.
    Diesen Umstand sollte jede/r aussprechen dürfen.

  8. 17.

    "Mit welchem Recht beleidigen Sie diese Leute?"
    Demonstrierende die Symbole des Holocaust für ihre Zwecke missbrauchen sind solche widerliche Gestalten - und das ist freundlich ausgedrückt. Diese Klientel missbraucht den perfide organisierten Massenmord der Nazis, nicht nur an Angehörige des jüdischen Glaubens, für ihre Zwecke in menschenverachtender Art und Weise. Ich gehöre keiner Glaubensrichtung an, habe aber in Geschichte nicht gehäkelt. Vll. sollte sich auch jeder Teilnehmende genau ansehen, wo er gerade mitläuft. Keiner von denen hat den Ar... in der Hose diese sternetragenden Plattfische mal darauf anzusprechen. Ein Mitläufer ist in dieser Beziehung somit keinen Deut besser.

  9. 16.

    Roland Koch, als verbaler Rambo und seinerzeitiger hessischer Ministerpräsident war es, die vom "gelben Stern an der Jacke" sprach, als Frank Bsirske, Ver.di-Vorsitzender, die Gehälter von Top-Managern auf einer Demonstration vorlas. Koch hatte da gewaltig etwas durcheinander gebracht: Mir ist kein Plan von irgendwem in diesem Lande bekannt, der Top-Manager systematisch erfasst, schikaniert und sie unter wissenschaftlicher Begleitung einer effizienten Tötungsmaschinerie anheimgibt.

    Corona-Leugner fühlen sich als Anne Frank, andere vergleichen ihre privat erfahrene Unbill mit der systematischsten Verfolgung, die je auf dem Erdball stattgefunden hat. - Welch ein Hohn! Und welche Relativierung!

  10. 15.

    Waren Sie schon einmal auf so einer Demonstration? Mit welchem Recht beleidigen Sie diese Leute?
    Und nein, Zitronenfalter falten keine Zitronen.....

  11. 14.

    Und ich finde es wichtig sog. "anders Denkender" [sic!] die Grenzen der Demokratie aufzuzeigen. Wenn man schon illegal und marodierend durch die Gegend ziehen darf, was sonst unterbunden werden würde, dann dürfen Demokraten auch sagen was sie von solchen Gestalten und widerlichen Vergleichen halten!

  12. 13.

    Dass man sich versammelt und demonstriert ist richtig und ein Grundrecht. Die gelben Sterne suggerieren dass hier die neuen verfolgten demonstrieren die damit rechnen müssen in ein Konzentrationslager zu kommen. Und das ist mehr als schändlich, das können sie nicht abstreiten. Das aufrechnen von Vergangenheiten, in Ihrem Fall hier die Kirche, könnte man unendlich fortsetzen. Amerikaner, Spanier die haben fast eine ganze Zivilisation ausgerottet bzw es sogar geschafft. Den Ball flach halten.

  13. 12.

    „Sie sollten sich dringend mit der Rolle der evangelischen Kirche im 3. Reich beschäftigen.“

    Und trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) ist es einfach nur richtig, dass die Kirche jetzt öffentlich Kritik an diesem absolut unsinnigen und unterirdischen Vergleich übt, mit dem Leute versuchen, den Eindruck zu erwecken, sie würden in ähnlicher Weise verfolgt werden, wie die Juden während der Nazi-Diktatur – was einfach mal grundlegend falsch ist. Damit, dass die Kirche darauf aufmerksam macht, greift sie überhaupt kein bisschen in die Politik ein; das war (und ist auch nach wie vor) mein Punkt.

  14. 11.

    Herr Bischof, die Kirche hat schon immer den Mächtigen Feuerschutz bei seinem Streben nach Profit und der Unterdrückung von Menschen gegeben.

  15. 9.

    Und ich finde es wichtig, dass jeder Deutsche sich versammeln darf und die Demokratie bereit bleibt die Meinung anders Denkender mit zu tragen!

  16. 8.

    Als Atheist kann ich feststellen, dass auch die Kirche lernfähig sein kann.
    Wer Corona Maßnahmen mit dem Holocaust gleichsetzt ist nicht nur dumm, sondern verharmlost die Nazis, denen die vermutlich unwissentlich hinterherlaufen.
    In der Geschichte des Impfens seit Robert Koch konnte viel Leid verhindert werden.
    Es gibt auch viele Menschen, die das in der Schule gelernt haben. Andere haben die Schule vermutlich verschlafen.

  17. 6.

    Und ich finde es vollkommen richtig und wichtig wenn sich Demokraten in die Politik einmischen um Verfassungsfeinden, Rechtsextremisten und Verschwörungsverschwurblern ihre Grenzen aufzuzeigen!

  18. 5.

    Sie sollten sich dringend mit der Rolle der evangelischen Kirche im 3. Reich beschäftigen. Leider wurde mein erster Kommentar mit einem Link zur Geschichte der evangelischen Kirche nicht veröffentlicht.

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