Proteste gegen Corona-Maßnahmen -
Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein hat mit deutlichen Worten kritisiert, dass manche Teilnehmer bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gelbe Sterne tragen. Das sei eine "unerträgliche Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen", sagte Stäblein am Samstag im rbb. Damit würden Jüdinnen und Juden erneut zu Opfern gemacht.
Erfahrungen der Betroffenen ließen sich nicht vergleichen
Der gelbe Stern, den Jüdinnen und Juden ab 1941 tragen mussten, sei ein Symbol für mörderische Ausgrenzung. Die Erfahrungen der Betroffenen ließen sich nicht vergleichen - erst recht nicht mit Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, so der Bischof. Stäblein betonte, die öffentlichen Auseinandersetzungen um die richtigen Maßnahmen seien ein wichtiges Merkmal unserer Gesellschaft. Zur Debatte darüber könne aber nicht die Verharmlosung des Holocaust gehören.
Der Berliner Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an den bevorstehenden 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz. Am 20. Januar 1942 kamen hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes am Berliner Wannsee zusammen, um über die Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas zu sprechen. Stäblein betonte die Monstrosität des dabei geplanten "größten industriellen, von staatlicher Seite durchgeführten Massenmordes".
Kirche bleibe offen für Dialog
Stäblein betonte bereits am Freitag, dass die Kirche offen bleibe für den Dialog. Es sei die Aufgage der Kirche, dazu beizutragen, "dass sich die Gesellschaft nicht entzweit", sagte Stäblein in einem Interview auf der Homepage der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Mit Blick auf die Debatte um die Corona-Maßnahmen sagte er: "Wir sind offen für die, die sich an den Rand gedrängt, nicht gehört oder wahrgenommen fühlen." Dazu gehöre, die "eigenen Positionen nicht zu überhöhen, auch nicht religiös". Gott sollte "kein Mittel zur Druckverstärkung in Debatten sein, indem man etwa die eine Position gottgefälliger als die andere erscheinen lässt". Dabei sprach sich Stäblein für klare Grenzen aus. Bei Intoleranz, Antisemitismus, Diffamierung und Ausgrenzung gelte es gegenzuhalten, um "nicht einer kleinen, lauten Minderheit das Feld der öffentlichen Wahrnehmung zu überlassen".
Sendung: 88.8, 08.01.2021, 13 Uhr