Corona-Impfungen in Berlin - Ärzteverband kritisiert Impfstart in Apotheken

Mo 07.02.22 | 14:19 Uhr
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Symbolbild: Impfung in einer Apotheke (Quelle: dpa/David Inderlied)
Bild: dpa/David Inderlied

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin hält die Beteiligung von Apotheken an den Corona-Impfungen für falsch. Ab Dienstag sollen in Berlin die ersten Apotheker damit starten, gegen Corona zu impfen.

"Apotheken haben nicht die Qualitätsstandards, die für das Impfen benötigt werden", kritisierte der Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, Burkhard Ruppert, am Montag. In Deutschland gebe es seit Jahrzehnten eine klare Arbeitsteilung zwischen Arztpraxen und Apotheken, und das solle auch so bleiben.

Ruppert: Impfen in Apotheken führe nicht zu höheren Impfraten

Die Ärztevertretung hatte sich bereits im Dezember skeptisch geäußert, als die Pläne zur Einbeziehung von Apothekern in die Impfkampagne bekannt wurden. "Das Impfen gehört in die Hände von Ärztinnen und Ärzten", sagte Ruppert. Die Arztpraxen seien auf entsprechende Notfallszenenarien vorbereitet. Auch in den Impfzentren sei darauf geachtet worden, dass Ärzte das Impfen übernehmen. "Darüber hinaus gibt es in jedem Impfzentrum ein Notarztteam", so der KV-Vorsitzende.

Außerdem werde das Angebot in den Apotheken zu keiner Verbesserung der Impfraten führen. "Es handelt sich in Berlin nur noch um eine eher kleine Gruppe Menschen, die geimpft werden muss", sagte Ruppert.

Ein Schnellkurs sei nicht ausreichend, um das Impfen zu erlernen

Die Impfquote bei Erwachsenen liege bei der Grundimmunisierung durch üblicherweise zwei Impfungen bei über 80 Prozent und bei den über 60-Jährigen bei über 90 Prozent. "Die Menschen, die sich für das Impfen in den Praxen oder Impfzentren entschieden haben, werden dies auch in Zukunft tun", sagte Ruppert.

"Und die Kinder, die noch nicht geimpft sind, sollen sowieso nicht in den Apotheken geimpft werden." Ruppert kritisierte auch die Schulungen, die für Apothekenpersonal als Vorbereitung auf die Impfungen angeboten wird: "Ein Schnellkurs allein kann dazu nicht befähigen."

Nur wenige Apotheken werden Impfangebot machen

Der Sprecher des Apotheker-Vereins in Berlin, Stefan Schmidt, sagte am Montag, er gehe davon aus, dass zunächst eine überschaubare Zahl an Apotheken mit dem Impfen starten werde. "Es werden voraussichtlich in dieser Woche nur einzelne sein." Verlässliche Daten dazu gebe es zunächst nicht. Ab morgen kann es auf dieser Übersicht mehr Informationen dazu geben.

Ein Problem aus Sicht der Apotheker-Vertretung sind fehlende Räume fürs Impfen. Hinzu komme, dass zunächst ausreichend Impftermine vereinbart sein müssten, damit sich sicherstellen lasse, dass die Impfdosen tatsächlich verbraucht würden. An den entsprechenden Schulungen für die Impfungen haben Schmidt zufolge mehr als 400 Apotheker beziehungsweise deren Angestellte teilgenommen. Die erneute Kritik der KV kommentierte Schmidt nicht. Der Apothekerverein hatte zuvor bereits erklärt, es gehe nicht um eine Konkurrenz mit den Ärzten, sondern um ein zusätzliches Angebot für diejenigen, die nicht zum Arzt gingen.

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7 Kommentare

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  1. 7.

    Meine Praxis hat sich aus dem Impfgeschäft wegen Überlastung abgemeldet. Da ist es doch richtig, wenn Apotheken einspringen.

  2. 6.

    Die Kritik der KV halte ich für überzogen. Das Platzhirschgehabe kann man sich angesichts Aufgaben von öffentlicher Gesundheit, die weit über den Bereich der niedergelassenen Hausärzt*innen hinausgehen, sparen. Es geht um niedrigschwellige Angebote für das Impfen, damit es dort möglich ist, wo die Leute sind, insbesondere diejenigen, die keine*n feste*n Hausärzt*in haben. Abgesehen davon darf man gern vor der eigenen Tür kehren, denn noch immer impft ein Drittel der Ärzt*innen in Berlin gar nicht. Die einzige ernste Herausforderung ist tatsächlich die logistische: Wie organisiert man Termine und die entsprechenden Impfdosen, ohne zu verschwenden etc.? Woanders wurde im Drive-Thru gimpft, da sind Apotheken doch seriöse Orte und zudem in nicht weniger professionelle Anliegen wie das Testen systematisch eingebunden. Da erweckt die KV-Kritik eher den Eindruck, man sieht seine nicht selbst erarbeiteten Felle davonschwimmen, denn an Impfungen kann man mittlerweile auch ein wenig verdienen.

  3. 5.

    Hier scheint die Linke nicht zu wissen, was die Rechte tut.
    Ob denn in Berlin überhaupt jemand weiß, wie viele Geimpfte es gibt? Es hört sich nicht so an.

  4. 4.

    Was für ein doppelmoraliges Statement von der Ärztekammer! Apotheker sind selbstverständlich in der Lage, solch eine einfache intramuskuläre Impfung zu verabreichen und eigentlich hätten sie schon längst eingebunden werden müssen. Sie können ein niederschwelliges Impfangebot machen, gerade und vor allen denen, die zur Risikogruppe gehören, denn die sind da von Haus aus Stammkunden. Bei der Grippeschutzimpfung haben Apotheker längst bewiesen, dass sie es können und diese Infrastruktur sollte genutzt werden, um große Massen an Menschen innerhalb kürzester Zeit impfen zu können und man nicht wie in den überfüllten Praxen wochenlang warten muss. Eine Wartezeit nach der Impfung wegen möglicher Komplikationen kann man organisieren, zumal diese extrem selten sind.

  5. 3.

    In anderen Ländern klappt es ja auch. Nur hier soll es wieder nicht funktionieren….Lobbyismus pur. Ich dachte die Ärzte seien überfordert, aber dann gegen Impfzentren und Apotheken wettern. Bei der Impfquote und dem Tempo reden wir im Herbst wieder über das Thema. Eigene Interessen scheinen über der allgemeinen Gesundheit zu liegen.

  6. 2.

    Räume nicht geeignet, keine Notfallszenarien......
    Herrlich, was man alles erfindet, wenn das lukrative Impfen geteilt werden soll :-)

    Bei "Drive in" Impfen geht`s aber :-)

  7. 1.

    Das klingt ja wie bei einer Behörde…. warum sollen Apotheken nicht impfen … das war schon immer so.
    Lt. Senat sind zu viele ungeimpft lt. KV ist es nur eine kleine Gruppe.
    Naja also je nach dem was man braucht ist die Zahl zu groß oder zu klein nur eins ist sicher … lt. RKI stimmt sie ja eh nicht.

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